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Letzte aktualiesierung 16.05.2020


SARS-CoV-2 im Aerosol - Kommt ein Virus geflogen…
Quelle: Phamazeutische Zeitung, 16.05.2020
 
Winzige Tröpfchen, die SARS-CoV-2-Infizierte als Aerosol ausatmen, spielen offenbar eine erhebliche Rolle bei der Übertragung des neuen Coronavirs. Eine neue Studie zeigt, dass diese Aerosole sehr lange in der Luft stehen bleiben. Wie genau überträgt es sich? Die Antwort auf diese Frage ist bei jeder Epidemie eines Virus von zentraler Bedeutung, denn sie entscheidet darüber, welche Maßnahmen zur Eindämmung erforderlich sind. Beim neuen Coronavirus SARS-CoV-2 hat man dazulernen müssen: Während man zu Beginn der Covid-19-Erkrankungswelle davon ausging, dass die allermeisten Ansteckungen per Tröpfcheninfektion erfolgen, nur wenige per Schmier- oder Kontaktinfektion und dass Aerosole bei der Übertragung kaum eine Rolle spielen, hat sich diese Einschätzung mittlerweile grundlegend geändert. Aerosole, so weiß man jetzt, sind wichtig. Und sie sind schwierig zu kontrollieren. Beim Husten und Niesen, aber auch schon beim normalen Sprechen sondert jeder Mensch Tröpfchen verschiedener Größen ab. Von »Tröpfchen« spricht man in der Infektiologie allerdings nur, wenn diese größer als 5 µm sind. Sind die Partikel kleiner, bilden sie ein sogenanntes Aerosol. Der Grenzwert von 5 µm ist nirgends verbindlich festgelegt und eigentlich auch nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass sich Tröpfchen und Aerosolpartikel in der Luft unterschiedlich verhalten. Tröpfchen fallen zu Boden – je nach Größe in näherem oder weiterem Umkreis rund um den Erzeuger, maximal aber etwa in anderthalb bis zwei Metern Entfernung. Aerosolpartikel bleiben dagegen in der Luft stehen, weshalb man in diesem Fall auch von einer Übertragung durch die Luft sprechen kann.

Antivirales Medikament gegen COVID-19 erstmalig am Dresdner Uniklinikum erfolgreich eingesetzt

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 15.05.2020

 

Die erste am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden mit dem antiviralen Wirkstoff Remdesivir behandelte COVID-19 Patientin konnte am Donnerstag (14. Mai 2020) entlassen werden. Die 53-jährige Krankenschwester aus Niesky wurde gut zwei Wochen auf der Intensivstation der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie behandelt und musste davon sieben Tage maschinell beatmet werden. Weil sich der Zustand der Patientin unmittelbar nach der Verlegung aus einem Görlitzer Krankenhaus drastisch verschlechtert hatte, entschieden sich die Intensivmediziner des Uniklinikums für die Gabe des derzeit nur in Rahmen von Studien anwendbaren Remdesivir. Das ursprünglich gegen das Ebola-Virus entwickelte Medikament "Remdesivir" hat bei COVID-19-Patienten positive Effekte gezeigt: Es milderte schwere Verläufe ab und verkürzte die Zeitspanne intensivmedizinischer Versorgung. So auch bei Jenny Fischer: „Ich habe mich in die Hände der Menschen hier am Uniklinikum gegeben, weil ich wusste, dass ich nur so überleben kann“, erzählt die sehr gelöst wirkende Patientin am Vorabend ihrer Entlassung aus der Corona-ITS des Dresdner Uniklinikums. „Ich war immer für andere da und bin wie meine Mutter ein Stehaufmännchen. Dass das Corona-Virus jemanden wie mich, der vorher keine gesundheitlichen Probleme hatte, so schwer erkranken lässt, hätte ich nicht geglaubt. Vor der Verlegung nach Dresden hatte ich durch meine Atemprobleme Todesangst.“


Politik - Virologe Drosten: Tanzen mit dem Tiger

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 15.05.2020

Der Virologe Christian Drosten vergleicht die aktuelle Phase in der Coronaepi­de­mie in Deutschland mit dem Tanz mit einem Tiger. Es gelte jetzt Stückchen für Stückchen herauszufinden, wo man dem Tier die Leine lösen könne, ohne dass es gleich über einen herfalle, sagte der Charité-Wissenschaftler gestern im NDR-Podcast. Übertragen auf die Lockerungen heiße das zum Beispiel, dass man beobachten müsse, wie sich die Rückkehr erster Jahrgangsstufen zur Schule nach einem Monat auswirkten. Sehe man zum Beispiel, dass schlimme Zustände ausblieben, könne man vielleicht weiter nachregulieren, beispielsweise die Klassengröße erhöhen. Drosten bezog sich auf das sogenannte „Hammer-und-Tanz“-Konzept aus der Pandemie­forschung: Nach drastischen Maßnahmen wie Kontaktsperren zu Beginn − dem Hammer − folge eine Phase mit einer schrittweisen Rückkehr zu normalen Verhaltensweisen.


Pandemieimpfstoffe - Positive Daten aus präklinischen Tests

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 15.05.2020

Zu zwei unterschiedlichen Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 liegen positive Daten aus präklinischen Tests vor: Die Vakzinen aus Oxford und Tübingen rufen robuste und ausgewogene Immunantworten hervor. An einem Impfstoff gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 wird weltweit gearbeitet. Er soll eine starke und ausgewogene Immunantwort hervorrufen, darf aber keine Anzeichen für eine potenzielle immunverstärkte Erkrankung zeigen. Das ist eine Hürde bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen den Pandemieerreger, denn einige Kandidaten gegen die eng verwandten Coronaviren SARS-CoV-1 und MERS-CoV hatten eine solche durch die Impfung induzierte Verstärkung der Erkrankung bei einer späteren Infektion zumindest im Tierversuch gezeigt. Entwarnung kommt jetzt aus Oxford: Der Vektor-Impfstoff mit der Bezeichnung ChAdOx1 nCoV-19 induzierte in einer Untersuchung in verschiedenen Tiermodellen eine starke humorale und zelluläre Immunantwort. Das berichten Forscher um Neeltje van Doremalen in einer Publikation auf dem Preprint-Server »BioRxiv«. Die vom Jenner Institut der Oxford University entwickelte Vakzine basiert auf einem abgeschwächten Adenovirus aus Schimpansen (ChAd), das die Information für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 enthält. Der Vektor kann sich im Körper des Geimpften nicht vermehren, sorgt aber dafür, dass das virale Spike-Protein produziert wird, auf das dann das Immunsystem des Geimpften reagieren soll. Die Vakzine wurde bei Mäusen intramuskulär injiziert, nach 9 bis 14 Tagen untersuchten die Forscher die Antikörperantwort. Alle Tiere bildeten IgG-Antikörper gegen das Spike-Protein, bei den T-Helferzellen dominierte die Th1-Antwort.


Intensivmedizin - Wie ist die aktuelle Standardbehandlung bei Covid-19?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 15.05.2020

Immer mehr zeichnet sich ab, dass Covid-19 keine reine Lungenerkrankung ist, sondern den ganzen Körper betreffen kann. Wie werden die Patienten mittlerweile behandelt?  »Eine speziell antiviral wirksame Standardtherapie gibt es noch nicht«, betont Professor Dr. Stefan Kluge, Internist und Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Alle gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 gerichteten Substanzen gelten noch als experimentell und haben ihre Wirksamkeit (und Unbedenklichkeit) bei Covid-19 noch nicht eindeutig bewiesen. »Daher geben wir im UKE im Moment auch keinen dieser Wirkstoffe wie Remdesivir, Hydroxychloroquin oder Lopinavir/Ritonavir standardmäßig, sondern bevorzugt im Rahmen klinischer Studien«, erklärt der Internist im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung. Andere Krankenhäuser handhaben dies zum Teil unterschiedlich. Er sei jedoch der Meinung, dass positive Ergebnisse aus mindestens zwei voneinander unabhängigen Arbeitsgruppen publiziert sein sollten, um eines der antiviral wirksamen Medikamente regulär einzusetzen, so Kluge, der auch Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) ist. In den kommenden zwei Wochen würden zum Beispiel neue Ergebnisse zu Remdesivir (Veklury®) erwartet, das sich – Erfolg vorausgesetzt – zum neuen Standard entwickeln könnte. »Es wird aber kein Wundermittel gegen Covid-19 geben«, dämpft Kluge die Erwartungen.

 


Verwandtschaft ersten Grades - Remdesivir-Metabolit noch schärfere Waffe gegen Covid-19?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 15.05.2020

Der Wirkstoff Remdesivir wird in vielen Covid-19-Studien getestet. Möglicherweise hat Hersteller Gilead noch ein zweites Eisen im Feuer. Einige halten es für ein noch heißeres. Am Namen, GS-441524, kann man ja noch arbeiten. Bereits Ende April hatte Gilead-Chef Daniel O´Day in einem offenen Brief über Remdesivir informiert. Darin sprach er auch an, dass das Unternehmen an anderen Formulierungen und Applikationswegen arbeitet. Remdesivir wird bisher nur intravenös verabreicht. Was seine Firma genau im Köcher hat, verriet O´Day in dem Brief nicht. Möglicherweise sind es Anspielungen auf einen Remdesivir-Verwandten, für den Gilead ebenfalls Patentinhaber ist: GS-441524.  Auf der Nachrichten-Website »Stat News« brechen zwei Wissenschaftler von der University of Texas jetzt jedenfalls eine Lanze für GS-441524 und schlagen vor, dass Gilead auch diesen Kandidaten weiter vorantreiben sollte. Zum Hintergrund: Remdesivir ist ein Prodrug. Nach fünf Schritten ist im Körper die aktive Substanz gebildet, die als Polymerase-Hemmstoff wirksam ist. Erster Schritt ist die Bildung des intermediären Metaboliten GS-704277. Daraus wird im nächsten Schritt der Hauptmetabolit, der dann nach drei Phosphorylierungen zum wirksamen Triphosphat wird. Der Name dieses Hauptmetaboliten ist besagtes GS-441524. Das heißt, man könnte in der Reaktionskette an dritter Stelle einsteigen, wenn GS-441524 direkt verabreicht wird. Die Chemiker der US-amerikanischen Universität führen in ihrem Beitrag gleich mehrere Gründe auf, die dafür sprechen würden.

 


Opaganib - Krebsmedikament gegen Covid-19 in Erprobung

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 15.05.2020

In die Liste der potenziellen Wirkstoffe gegen Covid-19 reiht sich ein neuer Kandidat ein:  Der selektive Sphingosinkinase-2 (SK2)-Inhibitor Opaganib wird derzeit zwar in onkologischen Indikationen untersucht, könnte aber auch gegen Covid-19 Potenzial haben. Eine Phase-IIa-Studie startet. Opaganib (Yeliva®, Redhill Biopharma) ist ein neuer »first-in-class«, oral verabreichter, selektiver Sphingosinkinase-2 (SK2)-Inhibitor. Der Wirkstoff hemmt SK2 und blockiert infolgedessen die Synthese von Sphingosin-1-Phosphat (S1P), ein Lipid-Signalmolekül, das das Krebswachstum und pathologische Entzündungen fördert. Opaganib wird derzeit in mehreren onkologischen Indikationen klinisch erprobt; unter anderem in einer Phase-I/IIa-Studie bei fortgeschrittenem Gallengangskarzinom sowie in einer Phase-II-Studie bei Prostatakrebs. Die Rationale, Opaganib bei Covid-19 einzusetzen, beruht neben der antientzündlichen Komponente darauf, dass der Arzneistoffkandidat zudem antivirale Eigenschaften hat. So weisen dem Hersteller zufolge mehrere präklinische Studien darauf hin, dass SK2 auch im Replikations-Transkriptions-Komplex von positiv-strängigen ssRNA-Viren, ähnlich dem Coronavirus, eine Rolle spielt. 

 


Pandemie-Prognose - Drei Szenarien zum weiteren Verlauf

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 15.05.2020

Es ist die Frage, die sich aktuell jeder stellt: Wie wird sich die pandemische Lage weiterentwickeln? Mit Sicherheit kann das niemand sagen. Trotzdem wagen Experten eine Prognose. Die Lockerung der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus signalisiere in keiner Weise das Ende der Krise, betonte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vergangenen Mittwoch. Die Rückkehr in eine Art Normalität sei ein langer Weg, erklärte der WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Doch wie lang ist dieser Weg? Mehrere Experten des Center for Infectious Disease Research and Policy (CIDRAP) an der University of Minnesota in Minneapolis haben Szenarien für eine mögliche weitere Entwicklung der Coronavirus-Pandemie ausgearbeitet. Die Prognose bezieht sich dabei hauptsächlich auf die nördliche Hemisphäre. Die Experten-Gruppe hält vergangene Grippepandemien als am besten dafür geeignet, Rückschlüsse auf die heutige Situation zu ziehen. Denn auch wenn sich Corona- und Influenzaviren stark unterscheiden, so ließen sich doch einige Gemeinsamkeiten zwischen der Covid-19- und der Influenzapandemie feststellen. Die Epidemiologie von SARS-CoV-2 unterscheide sich stark von anderen Coronaviren wie SARS-CoV-1 und MERS-CoV, weshalb sich diese Erreger nicht als Vergleichsmodel eignen, so die Autoren.

 



Nierenwerte als Seismograf für den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 14.05.2020

 

Eine vergangene Woche im „The Lancet“ veröffentlichte „Correspondence“ [1] stellte die durch erste Daten begründete Hypothese auf, dass einfache Nierenparameter den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung vorhersagen können. Eine Studie zur Validierung dieser ersten Daten wurde bereits angestoßen. Diese Erkenntnis hätte auch eine therapeutische Konsequenz und könnte gezielt COVID-19-Hochrisikopatienten einer prophylaktisch Therapie zuführen und damit Leben retten. „Die Nephrologie leistet mit dieser Studie einen wichtigen Beitrag für die SARS-CoV-2-Erforschung.“ Die Hoffung ist, dass die Ergebnisse vor der prognostizierten zweiten Infektionswelle im Herbst vorliegen. Frühzeitig im Verlauf zu einer Nierenbeteiligung kommt, d.h. zu einer Albuminurie (und/oder Hämaturie). Eine chinesische Studie, die Ende April in JASN („Journal of the American Society of Nephrology“) publiziert wurde [4], kam zu dem Ergebnis, das die Nierenbeteiligung bei COVID-19-Patienten das Outcome der neuartigen Viruserkrankung dramatisch verschlechtert und die Mortalität um den Faktor 10 erhöht (1,25% der Patienten ohne Nierenbeteiligung verstarben vs. 11,2% der Patienten mit Nierenbeteiligung). Bislang war nur das Auftreten eines akuten Nierenversagens (AKI) als unabhängiger Prädiktor für die Mortalität bekannt [2], doch wie es scheint, sind bereits frühe Zeichen einer Nierenbeteiligung wie Eiweißverlust im Urin, Eiweißreduktion im Blut sowie der Verlust von Antithrombin III prognostisch bedeutsam. Diese Erkenntnis machte sich ein nephrologisches Forscherteam der Universitätsmedizin Göttingen zunutze und entwickelte einen Therapiepfad, um anhand der „Nierenwerte“ Risikopatienten für einen schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung zu stratefizieren und frühzeitig intensiviert zu behandeln. Der Handlungspfad wurde am 6. Mai im renommierten „The Lancet“ [4] als „Correspondence“ publiziert, eine große Beobachtungsstudie, an der sich mehrere Universitätskliniken beteiligen, ist angelaufen.

 


Neue Studie -10 Kawasaki-ähnliche Fälle bei Kindern in Corona-Hochburg

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 14.05.2020

Bei zehn Kindern mit Covid-19-Infektion in der norditalienischen Lombardei kam es zu schweren Entzündungsreaktionen, die einem Kawasaki-Syndrom ähneln. Experten betonen jedoch, dass es sich trotz ähnlicher Fälle in anderen Ländern insgesamt weiterhin um ein seltenes Phänomen handelt und Covid-19 im Allgemeinen Kindern kaum Probleme bereite. Das Kawasaki-Syndrom gilt als seltene Erkrankung bei Kleinkindern. Unter anderem treten hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und Hautausschläge auf und es kommt zu einer nekrotisierenden Vaskulitis in den kleinen und mittleren Blutgefäßen. Es wird vermutet, dass es sich um eine überschießende Immunreaktion auf eine Infektion handelt. In der Lombardei seien in ihrem Krankenhaus in den vergangenen fünf Jahren bis einschließlich Mitte Februar 19 Fälle verzeichnet worden, berichten Forscher um Dr. Lorenzo D’Antiga vom Hospital Papa Giovanni XXIII in Bergamo heute im Fachjournal »The Lancet«. Doch zwischen dem 18. Februar und 20. April kamen zehn weitere Fälle hinzu – eine ungewöhnliche Häufung, die zumindest zeitlich mit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie in der Region zusammenhängt. Acht wurden positiv auf das neue Coronavirus SARS-CoV-2 getestet. Bei den anderen beiden fiel der Antikörpertest negativ aus. Die Autoren geben zu Bedenken, dass der durchgeführte Test eine Sensitivität von 95 Prozent und eine Spezifität von 85 bis 90 Prozent gehabt habe, die Testergebnisse also falsch negativ gewesen sein könnten. Eines der zwei negativ getesteten Kinder habe bereits vor dem Test Immunglobuline erhalten, was mögliche SARS-CoV-2-Antikörper maskiert haben könnte.

 


Ausland - WHO: Coronavirus verschwindet vielleicht nie wieder

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 14.05.2020

Der Nothilfekoordinator der Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) ist skeptisch, dass das neue Coronavirus SARS-CoV-2 nach der rasanten Ausbreitung rund um den Glo­bus noch eliminiert werden kann. „Dieses Virus kann in der Bevölkerung heimisch wer­den, es kann sein, dass es nie mehr verschwindet“, sagte Michael Ryan gestern Abend in Genf. Auch HIV, das Virus, das die Immunschwächekrankheit Aids auslöst, sei nie wieder ver­schwunden. Im Fall von HIV sei es der Welt gelungen, Medikamente und Präventions­maß­nahmen zu schaffen, so dass das Virus seinen Schrecken verloren habe. „Ich will die Krankheiten nicht vergleichen, aber wir müssen realistisch sein, sagte Ryan. Es gebe eine kleine Chance, das neue Virus SARS-CoV-2, das die gefährliche Lungen­krank­heit COVID-19 auslösen kann, auszurotten. Dafür müsse aber ein hocheffektiver Impfstoff gefunden werden, er müsse im ausreichenden Maß hergestellt und in aller Welt verteilt werden und die Menschen müssten einverstanden sein, sich impfen zu lassen. „Jeder einzelne dieser Schritte ist voller Herausforderungen“, sagte Ryan.



Covid-19 bei Kindern - Auf gastrointestinale Symptome achten

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 13.05.2020

Bei Kindern mit einer potenziellen SARS-CoV-2-Infektion sollte der Fokus nicht allein auf Atemwegssymptomen liegen. Auch bei gastrointestinalen Beschwerden, in Kombination mit Fieber oder nach Kontakt mit einem Infizierten, sollte an eine Infektion mit dem Coronavirus gedacht werden. Dazu raten Wissenschaftler der Huazhong Universität für Wissenschaft und Technik in Wuhan in ihrer kürzlich im Fachjournal »Frontiers in Pediatrics« veröffentlichten Publikation. Die Gruppe um Xiaofang Cai beschreibt die Fälle von fünf Kindern zwischen zwei Monaten und fünf Jahren, bei denen nicht-respiratorische Symptome die Erstmanifestation einer SARS-CoV-2-Infektion waren. Die fünf Kinder wurden Anfang des Jahres in ein Kinderkrankenhaus in Wuhan eingeliefert. Die Gründe für die stationäre Aufnahme waren unterschiedlich, wurden zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht mit einer Coronavirus-Infektion in Zusammenhang gebracht. Drei der Fälle kamen aufgrund einer Notfalloperation beziehungsweise -behandlung, die anderen beiden Fälle wiesen hauptsächlich gastrointestinale Symptome wie Durchfall und Übelkeit auf. Insgesamt hatten vier der Kinder Fieber und gastrointestinale Beschwerden. In allen Fällen wurde eine Lungenentzündung durch eine Thorax-CT-Untersuchung festgestellt. Da sich die diese nicht durch ihre Grunderkrankung erklären ließ, wurden die Kinder umgehend isoliert und auf eine SARS-CoV-2-Infektion getestet. Alle fünf Patienten waren mit dem Virus infiziert.

 


Medizin - COVID-19: Darmnekrosen im CT erkannt

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 12.05.2020

Bei einer schweren Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 kann es zu Darmschäden bis hin zu einer Nekrose von Darmschlingen kommen, die in einer Studie in Radiology (2020; DOI: 10.1148/radiol.2020201908) mit einer Computer­tomografie (CT) rechtzeitig diagnostiziert wurde. Viele Patienten mit COVID-19 klagen über gastrointestinale Symptome. Im Labor finden sich nicht selten Hinweise auf eine Leberschädigung. Dies veranlasst häufig eine Computer­tomografie oder eine Oberbauchsonografie, die nach einer retrospektiven Analyse des Massachusetts General Hospital in Boston zu klinisch relevanten Entdeckungen führen können. Wie Rajesh Bhayana und Mitarbeiter berichten, war bei 13 von 412 Patienten mit COVID-19 (3,2 %) im CT eine Verdickung der Darmwände erkennbar. Bei 4 Patienten wurde außerdem eine Gasbildung in der Darmwand (Pneumatosis) oder in der Pfortader entdeckt, die auf eine ischämische Schädigung hinweist. Diese 4 Patienten wurden umgehend laparotomiert. Die Chirurgen entdeckten bei 2 Patienten nekrotische Darmschlingen, die entfernt wurden. Anders als üblicherweise waren die abgestorbenen Darmabschnitte nicht dunkelviolett bis schwarz, sondern gelblich verfärbt. Bhayana vermutet, dass die Verfärbung durch Fibrinablagerungen verursacht wurde.


Robert-Koch-Institut - Professor Schaade erklärt den R-Wert

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 12.05.2020

Die Reproduktionszahl R ist ein wichtiger, aber nicht der einzige Parameter zur Beurteilung der aktuellen Dynamik der Covid-19-Pandemie in Deutschland. Im Pressebriefing des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde heute seine Berechnung erklärt.  Eigentlich ist R ein anschaulicher Parameter. Er besagt, wie viele andere Menschen ein SARS-CoV-2-Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Doch die Tücke steckt im Detail, denn in der aktuellen, nach wie vor sehr dynamischen Situation der Covid-19-Epidemie muss seine Berechnung viele Unwägbarkeiten berücksichtigen – was teilweise gar nicht möglich ist. Obwohl seine Anschaulichkeit dazu verleitet, sollte der R-Wert daher weder überbewertet noch isoliert als Maßzahl für die Ausbruchsdynamik herangezogen werden. Das betonte RKI-Vizepräsident Professor Dr. Lars Schaade im Pressebriefing. Das RKI hatte stets darauf hingewiesen, dass ein R-Wert unter 1 anzustreben ist, da dann die Ausbreitung der Infektion zum Erliegen kommt. Diese Aussage gilt auch weiterhin. Schwankungen des R-Werts um die Zahl 1 seien aber möglich und müssten im Gesamtzusammenhang gesehen werden, so Schaade. Zur Beurteilung der aktuellen Situation seien daneben auch die Zahlen der Neuinfektionen, der Todesfälle und der Covid-19-Patienten auf der Intensivstation sowie mögliche Engpässe in den Gesundheitsämtern zu berücksichtigen.

 


COVID-19: Fast alle Patienten mit bestätigter Erkrankung entwickeln eine Immunantwort

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 11.05.2020

Fast alle rekonvaleszenten Patienten, die sich nach einer dokumentierten COVID-19-Erkrankung einer Klinik in New York als potenzielle Plasmaspender angeboten hatten, waren Antikörper-positiv. Bei vielen waren jedoch weiterhin (bis zu 28 Tage) Virusgene in den Abstrichen nachweisbar. Unter den Personen mit vermuteter Erkrankung hatte nach den auf der Plattform MedRXiv (2020; DOI: 10.1101/2020.04.30.20085613) veröffentlichten Ergebnissen nur jeder Dritte Antikörper gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2. Die Mount Sinai School of Medicine in New York hat in den letzten Wochen das vermutlich weltweit größte Projekt zur Serumtherapie von COVID-19 begonnen. Dem Vernehmen nach haben sich bereits mehr als 15.000 Personen gemeldet. Ania Wajnberg und Mitarbeiter stellen jetzt die Ergebnisse der ersten 1.343 Teilnehmer vor. Darunter waren 624 Patienten, bei denen die Infektion durch den Nachweis von SARS-CoV-2-Genen in einem Abstrich bestätigt worden war. Bei der ersten Untersuchung hatten erst 511 der 624 Personen einen hohen Antikörper-Titer (mindestens 1:320). Bei 42 Personen war der Titer mit 1:80 oder 1:160 niedrig. Die übrigen 71 Personen hatten noch niedrigere Titer oder keine Antikörper gegen SARS-CoV-2.


Impfstoff: Virologen bereiten nächsten Schritt bei Forschung vor

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 11.05.2020

Marburger Virologen stehen gemeinsam mit Kollegen vor dem nächsten Schritt bei ihren Forschungen zu einem Coronaimpfstoff. „Wir sind jetzt in der Phase, dass wir fi­nan­ziell und logistisch alles zusammenhaben, um die klinische Phase I zu starten“, sagte Stephan Becker, der Direktor des Instituts für Virologie an der Uni Marburg. Becker und sein Team sind an der Entwicklung eines Impfstoffes beteiligt und arbeiten dafür am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung mit anderen Wissenschaftlern zu­sammen. „Wir haben uns ja schon länger auf das Thema Pandemie oder Ausbrüche von neuen Vi­ren vorbereitet“, sagte Becker. „Wir haben in den letzten Jahren unsere Zusammenarbeiten schon darauf ausgerichtet, dass wir wirklich schnell sein können bei der Herstellung ei­nes Impf­stoffes.“


COVID-19: Antikoagulanzien könnten laut Studie die Überlebenschancen verbessern

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 10.05.2020

Patienten mit COVID-19, die mit Antikoagulanzien behandelt werden, haben möglicherweise bessere Überlebenschancen. Dies gilt nach einer Studie im Journal of the American College of Cardiology (2020; DOI: 10.1016/j.jacc.2020.05.001) insbesondere für maschinell beatmete Patienten. Viele Patienten, die an COVID-19 leiden, sterben nicht an den Folgen der Pneumonie. In einer ersten Autopsie-Serie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, die dieser Tage in den Annals of Internal Medicine (2020; DOI: 10.7326/M20-2003) veröffentlicht wurde, fanden die Pathologen bei 7 von 12 Patienten Thrombosen, die vor dem Tod nicht erkannt worden waren. Eine Lungenembolie war bei 4 Patienten die direkte Todesursache.Einige US-Fachgesellschaften haben die Ärzte im Journal of the American College of Cardiology (2020; DOI: 10.1016/j.jacc.2020.04.031) kürzlich aufgefordert, bei Patienten mit COVID-19 auf mögliche Thromboembolien zu achten und gegebenenfalls eine Behandlung mit Antikoagulanzien einzuleiten. An der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York erhalten nach einer Auswertung 786 von 2.773 Patienten mit COVID-19 (28 Prozent) eine antikoagulatorische Behandlung. Die Sterberate dieser Patienten in der Klinik war mit 22,5 Prozent etwas niedriger als bei den Patienten, die nicht antikoaguliert wurden (22,8 Prozent).


Covid-19 - Der ganze Körper ist betroffen

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 10.05.2020

Was ist Covid-19 für eine Krankheit? Die Frage klingt banal, ist es aber nicht. Denn eine reine Lungenkrankheit, wie man zunächst dachte, ist die durch SARS-CoV-2 verursachte Erkrankung nicht. Es wird immer deutlicher, dass das neue Coronavirus nahezu im gesamten Körper Verheerendes anrichten kann. In Erscheinung trat der damals noch unbekannte Erreger, der mittlerweile den Namen SARS-CoV-2 trägt, erstmals im Dezember 2019 in Wuhan, der Hauptstadt der Provinz Hubei in China. Schnell wurde klar, dass der Auslöser der ungewöhnlich vielen schweren Lungenentzündungen ein Coronavirus war, das mit dem Erreger des Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) eng verwandt ist. Die Krankheit, die es verursacht, erhielt später den Namen Covid-19: Corona Virus Disease 2019.  Mittlerweile hat sich SARS-CoV-2 auf der ganzen Welt verbreitet und Ärzte, die Patienten mit Covid-19 behandeln, stellen fest, dass es sich mitnichten »nur« um ein Lungenvirus handelt. Die Berichte über Covid-19-Manifestationen in anderen Organen als der Lunge häufen sich. Ein klares Bild zu zeichnen, ist schwierig, denn viele Publikationen erscheinen, ohne die sonst übliche Kontrollschleife des Peer-Review-Prozesses durchlaufen zu haben. Welche der zahllosen Beobachtungen aus Fallserien mit zum Teil nur einer Handvoll Patienten, die jetzt in aller Eile öffentlich gemacht werden, am Ende tatsächlich Bestand haben werden, ist nicht abzusehen.


Neues Portal zeigt langfristige Corona-Entwicklung in den Landkreisen

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 09.06.2020

 

Die amtliche Statistik zu Corona-Infektionen in Deutschland gehört mittlerweile so selbstverständlich zum Nachrichtenblock wie der Wetterbericht. Im Gegensatz zu dieser täglichen Momentaufnahme bietet nun ein gemeinsames Online-Portal von Wissenschaftlern der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und der Frankfurter Goethe-Universität einen Einblick in die langfristige Entwicklung bis auf Landkreisebene. Anhand der vom Robert-Koch-Institut veröffentlichten offiziellen Daten können Nutzer dabei den Verlauf für alle 412 Melderegionen in Deutschland seit Ende Februar nachvollziehen. „Wir berechnen für jede einzelne Region eine Infektionsrate, mit der wir die kumulierte Zahl neuer Fälle im Vergleich zur Vorwoche abbilden. Liegt die Zahl unter 1, sinkt die Infektionsrate bzw. sie steigt sie bei einem Wert über 1“, erklärt Prof. Dr. Joachim Büschken (Inhaber des Lehrstuhls für Absatzwirtschaft und Marketing an der KU), der das Portal http://www.cov2blog.de gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Thomas Otter (Professur für Dienstleistungsmanagement an der Goethe Universität Frankfurt) etabliert hat. Da die Meldedaten des RKI oft noch innerhalb der folgenden Tage korrigiert würden, nutzen die Wissenschaftler bewusst nur Daten die mindestens drei Tage alt sind. Zum Team des Projektes gehören außerdem Büschkens Mitarbeiter Max Schulze Dieckhoff sowie die studentische Hilfskraft Chu Tun Thao Nguyen von der Universität Frankfurt. Die besondere Art der Daten-Aufbereitung zeigt, dass sich die Infektionszahlen in den Regionen sehr unterschiedlich entwickeln: Während einzelne Landkreise noch stark steigende Raten aufweisen, ist die Verbreitung in anderen nahezu zum Erliegen gekommen. „Dies hat dann eine Bedeutung, wenn etwa regional unterschiedliche Faktoren die Ausbreitung beeinflussen oder unterschiedliche Maßnahmen implementiert werden“, erläutert Professor Otter. Das Portal bietet somit auch Entscheidern vor Ort eine zusätzliche Möglichkeit, sich einen Überblick für die eigene Region zu verschaffen.

 


Genomanalysen - Wie verändert sich das neue Coronavirus?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 08.05.2020

Das Pandemievirus ist wohl zwischen Oktober und Dezember 2019 entstanden und hat sich schon früher als bislang gedacht weltweit verbreitet. Es scheint sich an seinen neuen Wirt, den Mensch, anzupassen, wie Genomanalysen zeigen. Es ist erst wenige Monate auf der Welt und zählt schon zu dem am besten analysierten Erregern: das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2. Auf der Website der Global Initiative on Sharing All Influenza Data (GISAID) wurden bereits mehr als 16.000 Genome verschiedener Proben von Forschern weltweit hochgeladen und stehen Wissenschaftlern für Studien zur Verfügung. Täglich kommen neue hinzu. Diese Genomdaten, vor allem die Unterschiede zwischen den Genomen (Diversität), können Forscher nutzen, um die Evolution und die Entstehung des Virus zu untersuchen, aber auch zu verstehen, inwiefern es sich an den Menschen adaptiert. Die Analyse der Mutationen lässt auch wichtige Rückschlüsse für die Entwicklung von Arznei- und Impfstoffen zu. Forscher um Dr. Lucy van Dorp vom University College London analysierten jetzt anhand von knapp 7.700 Virusgenomen von Covid-19-Patienten weltweit das Auftreten von genomischer Diversität über die Zeit. Sie identifizierten dabei etwa 200 Mutationen, die mehrfach aufgetreten sind, berichten die Forscher im Fachjournal »Infection, Genetics and Evolution«. Ihre Analyse bestätigt die Ergebnisse von anderen Arbeitsgruppen, denen zufolge alle SARS-CoV-2-Genome auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückgehen, der Ende 2019 auftrat. Demnach sprang der Erreger etwa zwischen dem 6. Oktober und 11. Dezember 2019 von einem Tier auf den Menschen über – und die Pandemie begann.

 


Covid-19-Therapie - Remdesivir-haltiges Präparat Veklury in Japan zugelassen

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 08.05.2020

Das Japanische Ministry of Health, Labor and Welfare hat die behördliche Zulassung von Remdesivir zur Behandlung von Patienten mit schwerer Covid-19 Erkrankung im Rahmen eines außerordentlichen Zulassungswegs erteilt. Veklury® lautet der Präparatename, den man sich schon mal merken sollte. Die Ausnahmeregelung wurde aufgrund der Covid-19-Pandemie in Kraft gesetzt und bezieht sich auf die Notfallgenehmigung für den Einsatz von Remdesivir in den USA, schreibt Hersteller Gilead in einer Pressemeldung. Vor wenigen Tagen hatten die Vereinigten Staaten den begrenzten Einsatz von Remdesivir bei Covid-19-Patienten in Krankenhäusern erlaubt und dafür eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Die Zulassung in Japan basiert auf klinischen Daten aus einer Phase-III-Studie des US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases, der Phase-III-Studie SIMPLE von Gilead bei Patienten mit schweren Covid-19-Erkrankung und verfügbaren Daten aus dem Compassionate-Use-Programm mit dem Polymerase-Hemmer, an dem auch Patienten aus Japan teilgenommen haben.

 


Monoklonale Antikörper - Therapeutische SARS-CoV-2 Antikörper

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 08.05.2020

Als neue Optionen für eine Covid-19-Therapie drängen Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 in den Vordergrund. Nach dem Prinzip einer passiven Immunisierung könnten sie die nicht immer unproblematische Gabe von Rekonvaleszenzplasma ergänzen und teilweise ersetzen. Gleich drei Gruppen von Wissenschaftlern aus Braunschweig, dem niederländischen Utrecht und vom Israelischen Institute for Biological Research (IIBR), vermelden in diesen Tage Erfolge bei der Suche nach hocheffizient bindenden monoklonalen Antikörpern, die zumindest in vitro in der Lage sind, eine Infektion von Zellen mit SARS-CoV-2 zu verhindern. Eine Meldung stammt vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig: Das Forscherteam um Professor Dr. Luka Cicin-Sain hatte 6000 künstlich hergestellte menschliche Antikörper analysiert, um Kandidaten zu identifizieren, die in der Lage sind, das Pandemievirus SARS-CoV-2 funktionell zu neutralisieren. Unter diesen fanden die Wissenschaftler mehr als 750 Antikörper, die an das Coronavirus anzudocken vermochten. Ein Kandidat unter diesen konnte in Neutralisationstests SARS-CoV-2 effizient neutralisieren und die Aufnahme in die Zellen verhindern, heißt es in einer Pressemitteilung . Dies stoppe die Verbreitung des Erregers im Körper.

 


Statistik - Sterblichkeit in Deutschland ȟber dem Durchschnitt

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 08.05.2020

Wie wirkt sich das Coronavirus auf die Zahl der Toten in Deutschland aus? Vorläufige Zahlen bis Mitte April deuten auf mehr Todesfälle hin. Medizinstatistiker warnen aber vor voreiligen Schlüssen. Während der Corona-Pandemie sind laut Statistischem Bundesamt überdurchschnittlich viele Menschen in Deutschland gestorben. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Sonderauswertung hervor. Für die jüngeren Daten nutzen die Statistiker die Sterbefallmeldungen der Standesämter. Derzeit liegen damit vorläufige Daten bis 12. April vor. Demnach liegen die Sterbefallzahlen in Deutschland seit 23. März »über dem Durchschnitt der jeweiligen Kalenderwochen der Jahre 2016 bis 2019«. In der letzten Märzwoche seien mindestens 19.385 Menschen gestorben, zwischen 30. März und 5. April mindestens 20.207 und zwischen 6. und 12. April mindestens 19.872. Im Vergleich starben in der letzten Woche, für die Daten vorliegen, knapp 2000 Menschen beziehungsweise 11 Prozent mehr als im vierjährigen Durchschnitt für diese Woche.

 



Covid-19: Klinik-Abläufe und Versorgung der ersten 115 Patient*innen veröffentlicht

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 08.05.2020

Am Universitätsklinikum Freiburg wurden seit Ausbruch der Corona-Pandemie bereits mehr als 200 zum Teil schwerkranke Covid-19-Patient*innen behandelt. Damit war das Klinikum, auch aufgrund seiner Nähe zu Elsass und Schweiz, bundesweit besonders früh und intensiv mit der Versorgung dieser Patient*innen befasst. Jetzt haben beteiligte Experten des Universitätsklinikums Freiburg die Strategie, die organisatorischen Entscheidungen und Abläufe sowie die Erfahrungen und Behandlungsergebnisse der ersten 115 Covid-19-Patient*innen zusammengefasst und am 28. April 2020 in der Fachzeitschrift Deutsche Medizinische Wochenschrift veröffentlicht. „Das neue Coronavirus und die damit einhergehende Erkrankung Covid-19 hat die medizinischen Versorgungssysteme weltweit innerhalb kürzester Zeit vor große Herausforderungen gestellt. Auch durch die Erfahrungen aus der Ebola-Taskforce von 2014 ist es uns früh gelungen, schnell und abgestimmt zu reagieren“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Winfried Kern, Leiter der Abteilung für Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg.


Klinische Testung - Sechs vielversprechende Impfstoffe gegen das Coronavirus

Quelle: Pharmazeutischesn Zeitung, 07.04.2020

Laut Übersicht des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) befinden sich derzeit 115 Impfstoffprojekte in der Entwicklung. Sechs Kandidaten mit unterschiedlicher Technologie, die bereits in der klinischen Testung sind, stellte  PZ-Chefredakteur Professor Dr. Theo Dingermann beim gestrigen Live-Webcast steckbriefartig vor. Einen adjuvantierten Totimpfstoff mit dem Namen PiCoVacc testet die chinesische Firma Sinovac aus Peking. »Dabei handelt es sich um eine klassische Technologie, was in der SARS-CoV-2-Impfstoffentwicklung eher ungewöhnlich ist«, so Dingermann beim Covid-19-Live-Webcast von Pharma4u und PZ. Bei Mäusen, Ratten und Primaten konnte eine starke Bildung neutralisierender Antikörper beobachtet werden, ohne Hinweis auf eine übermäßige Th2-Antwort, die wiederum auf einen Zytokinsturm oder ein sogenanntes Antibody dependent Enhancement (ADE) hinweist, bei der das Immunsystem auf eine echte Infektion stark überreagiert. Derzeit läuft eine Phase-I-Studie mit 144 Personen. »Der große Vorteil dieses Impfstoffs ist, dass er in Anlagen produziert werden kann, über die auch Entwicklungsländer verfügen.« Kandidat Zwei trägt das sperrige Kürzel ChAdOx1 nCoV-19. Es handelt sich um einen abgeschwächten, nicht replikationsfähigen Vektor, ein Adenovirus aus Schimpansen, der die genetische Information für das Spike-Protein des neuen Coronavirus enthält. Der Vektor sei als Plattform erprobt; bislang sei allerdings noch kein Impfstoff auf dieser Basis bis zur Zulassung gelangt. Entwickelt hat den Impfstoff das Jenner-Institut der Universität Oxford. Nun läuft eine Phase-I/II-Studie mit rund 1100 Freiwilligen im Alter von 18 bis 55 Jahren, die entweder ChAdOx1 nCov-19 oder eine Meningokokken-Impfung erhalten. »Das Besondere an diesem Projekt ist, dass der Impfstoff bereits produziert wird, und zwar im großen Stil«, bemerkte Dingermann. Dahinter stecke der indische »Impfstoffkönig von Indien«, der Milliardär Cyrus Poonawalla mit seiner Firma Serum, dem laut Medienberichten weltweit größten Impfstoffproduzenten. Bis Jahresende sollen 40 Millionen Dosen produziert werden, zu je 12 US-Dollar.

 


COVID-19: Labortest erkennt Nephritis frühzeitig

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 07.05.2020

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 kann neben Lungen und Herz offenbar auch die Nieren angreifen. Mediziner beschreiben im Lancet (2020; DOI: 10.1016/ S0140-6736(20)31041-2) eine COVID-19-assoziierte Nephritis, die häufig mit einem schweren Verlauf der Erkrankung einhergeht. Ein einfacher Labortest kann die Komplikation möglicherweise frühzeitig erkennen. In den letzten Wochen hat sich gezeigt, dass eine COVID-19 nicht auf eine atypische Pneumonie beschränkt bleibt, deren Ausprägung häufig nicht das schwere Krankheits­bild erklärt. Viele Patienten erleiden Schäden am Herzmuskel und an den Blutgefäßen, was einen Anstieg von Herzinfarktmarkern im Blut und eine erhöhte Thromboseneigung der Patienten erklärt.


Gestatten, mein Name ist Remdesivir

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 06.05.2020

Ausnahmegenehmigung für den Einsatz in den USA und Antrag auf Genehmigung in Japan: Der Arzneistoff Remdesivir von der Firma Gilead ist einer der heißesten Covid-19-Arzneistoffkandidaten. Angesichts der Tatsache, dass Remdesivir in immer mehr Studien mit Covid-19-Patienten untersucht wird, schenkt nicht nur die Fachpresse, sondern auch die Publikumspresse dem Arzneistoff viel Aufmerksamkeit. Die mediale Präsenz ist Grund genug, um Remdesivir noch einmal genauer vorzustellen. Zehn Fragen und zehn Antworten, die Apotheker interessieren könnten.


Dunkelziffer erschwert Erkennen der Infektionsketten

Quelle: Pharmazeutische Zeitung.06.05.2020

Ein erweitertes Thesenpapier gibt Empfehlungen, wie die Coronavirus-Pandemie weiter bewältigt werden kann. Die sechs Autoren, darunter Professor Dr. Gerd Glaeske, haben dazu 23 Thesen formuliert. Anfang April erschien das »Thesenpapier zur Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19«. Einer der sechs Autoren – Franz Knieps vom BKK-Dachverband – sagte damals auf Nachfrage der PZ: »Wir wollen ausdrücklich nicht die Politik unter Druck setzen, oder Personen und Maßnahmen kritisieren, sondern abbilden, was aus unserer Sicht bisher gut und was weniger gut gelaufen ist. Denn inzwischen haben wir andere Zahlen vorliegen als noch vor vier Wochen.« Nun gibt es ein Thesenpapier 2.0. Dessen Umfang ist 50 Seiten stärker, aus einst drei sind 23 Thesen geworden, und in der Autorenschaft hat es einen Wechsel gegeben. Anstelle von Dr. Matthias Gruhl, Arzt für Öffentliches Gesundheitswesen in Hamburg und Bremen, hat Professor Dr. Klaus Püschel, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, am Thesenpapier mitgewirkt. Püschel ist jener Pathologe, der die Diskussion um Corona als (Nicht-)Todesursache in Gang brachte.


SARS-CoV-2: Mutationen könnten Ansteckungsfähigkeit weiter erhöhen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 06.05.2020

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 hat sich seit den ersten Infektionen genetisch verändert. Die bisher entdeckten Mutationen deuten laut einem Bericht in Infection, Genetics and Evolution (2020; DOI: 10.1016/j.meegid.2020.104351) auf eine rasche Anpassung an den neuen Wirt hin. Mutationen in den Bindungsstellen des Spike-Proteins könnten laut neuen Erkenntnissen in BioRxiv (2020; doi: 10.1101/2020.04.29.069054) die Infektiosität des Virus erhöhen.  SARS-CoV-2 gehört schon jetzt zu den genetisch am besten analysierten Krankheitser­regern. Auf der Plattform GISAID werden fast täglich die Ergebnisse von Genom-Analysen hochgeladen. Am 2. Mai waren es 16.010 mehr oder weniger komplette Abfolgen der 29.903 Basen des Coronavirus. Für die Genetiker sind vor allem die Unterschiede in den einzelnen Genomen inte­ressant. Zum einen lässt die Anzahl der Mutationen Rückschlüsse auf die „Geburts­stunde“ der Epidemie zu. Die derzeitigen Berechnungen gehen davon aus, dass der erste oder die ersten Menschen sich zwischen dem 15. Oktober und dem 8. Dezember infiziert haben. Die meisten Mutationen verschwinden wieder, einige haben jedoch das Potenzial, das Verhalten der Viren zu verändern. Die Genetiker gehen davon aus, dass das Virus sich in den ersten Monaten auf den neuen Wirt anpassen wird.


COVID-19: Erste Erkrankung in Frankreich bereits Ende Dezember?

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 06.05.2020

Französische Infektiologen sind bei einer retrospektiven Analyse von Kranken­akten auf den Fall eines 42-jährigen Fischhändlers gestoßen, dessen Symptome COVID-19 ähnelten. Der Mann wurde laut einem Bericht im International Journal of Antimicrobial Agents (2020; DOI: 10.1016/j.ijantimicag.2020.106006) bereits Ende Dezember 2019 in einer Klinik in der Nähe von Paris behandelt und der Nachweis von SARS-CoV-2 fiel positiv aus. Bislang ging die Forschung davon aus, dass die ersten Fälle von COVID-19 in Frankreich erst Ende Januar aufgetreten sind. Am 24. Januar 2020 waren 2 Patienten positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden. Im Januar befand sich das Land in der jährlichen Grippe-Welle. Da eine Infektion mit SARS-CoV-2 ähnliche Symptome verursacht, ist ein Team um Jean Ralph Zahar von der „Unité de Contrôle et de Prévention du risque infectieux“ (SIPHIF) in Paris noch einmal Fälle einer grippeähnlichen Erkrankung (Influenza like illness, ILI) durchgegangen.


Stichprobenstudie: Coronadunkelziffer in Tschechien niedrig

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 06.05.2020

In Tschechien sind nach ersten Erkenntnissen nur wenige Menschen mit dem neu­artigen Coronavirus SARS-CoV-2 in Kontakt gekommen. Das geht aus einer neuen Stich­probenuntersuchung auf Antikörper gegen das Virus hervor, die heute in Prag vorgestellt wurde. „Das Hauptergebnis ist, dass der Grad der Immunität in der tschechischen Gesellschaft sehr niedrig ist“, sagte Ge­sund­heits­mi­nis­ter Adam Vojtech. Unter 26.549 Getesteten seien nur 107 positive Fälle gefunden worden. Das Ergebnis zeige, dass man sehr früh auf die Bremse getreten sei und Gegenmaß­nah­men ergriffen habe, sagte der Leiter des Prager Instituts für Gesundheitsstatistik, Ladislav Dusek. Den Anteil der antikörperpositiven Menschen schätzen die Epidemiologen unter Berück­sichtigung der Fehlerspanne auf hochgerechnet maximal 0,4 Prozent in Prag und 0,2 Pro­zent in Brünn (Brno). Ein Infektionsherd in Mähren kommt auf die höchste Zahl von 3,3 Prozent.



SARS-CoV-2: Monoklonaler Antikörper blockiert Eintritt in die Zelle

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 05.05.2020

Niederländische Forscher haben einen menschlichen Antikörper gefunden, der die beiden SARS-Coronaviren neutralisieren kann. Die in Nature Communications (2020; DOI: 10.1038/s41467-020-16256-y) vorgestellten Ergebnisse eröffnen die Perspektive auf eine neue Behandlung oder auch die Prävention von SARS-CoV-2. Menschen überstehen Virusinfektionen, weil ihr Immunsystem neutralisierende Antikörper gegen die Erreger bildet. Die Antikörper-Bildung setzt allerdings erst nach 1 bis 2 Wochen ein. Bei bestimmten Erkrankungen, zu denen auch COVID-19 gehört, kann es dann schon zu spät sein, weil der Patient vorher an den Folgen der Infektion gestorben ist.Die Gabe von Antikörpern ist die Grundlage der Immuntherapie, die bereits vor einem Jahrhundert von Emil von Behring vorgeschlagen wurde und die derzeit auch an Patienten mit COVID-19 erprobt wird. Die Serumtherapie setzt allerdings voraus, dass bereits einige Patienten die Infektion überlebt haben und ihr Immunsystem ausreichend Antikörper gebildet hat.


Coronavirus-Pandemie - Herdenimmunität erst in ein paar Jahren?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 05.05.2020

Wie geht es weiter in der Covid-19-Pandemie? Und waren die bisherigen Maßnahmen die richtigen? Dazu haben außeruniversitäre Forschungsorganisationen vor Kurzem eine Stellungnahme erarbeitet.»Der klare Rückgang der Neuinfektionen N, den wir derzeit beobachten, ist der gemeinsame Effekt aller im März eingeführten Maßnahmen und der Verhaltensanpassungen der Bevölkerung.« Das ist eine der Kernaussagen, die die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft und die Max-Planck-Gesellschaft Ende April veröffentlicht haben. Die Forschungsorganisationen haben sich eigenen Aussagen zufolge entschlossen, zur Coronavirus-Pandemie und der Datenlage Stellung zu nehmen – vor allem angesichts »der großen öffentlichen Bedeutung einer objektiven Faktenlage zum Infektionsgeschehen«. Wissenschaftler der vier Organisationen, die sich mit der mathematischen Analyse der Ausbreitung der Covid-19-Erkrankungen und der Vorhersage der weiteren Entwicklung beschäftigen, haben ihre Ergebnisse demnach zusammengetragen, eine gemeinsame Analyse der Situation verfasst und mögliche Bewältigungsstrategien aus Sicht der Modellierung vorgelegt.


Aktivierung des SARS-Coronavirus 2 aufgeklärt

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 04.05.2020

Infektionsforscher vom Deutschen Primatenzentrum zeigen Ansatzpunkte für Impfstoffentwicklung und Therapie. Das SARS-Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) infiziert Lungenzellen und ist für die COVID-19-Pandemie verantwortlich. Das sogenannte Spike-Protein dient dem Virus als Schlüssel zur Wirtszelle und trägt eine ungewöhnliche Aktivierungssequenz. Die Abteilung Infektionsbiologie des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung hat jetzt gezeigt, dass diese Sequenz durch das zelluläre Enzym Furin gespalten wird und dass die Spaltung für die Infektion von Lungenzellen wichtig ist. Diese Ergebnisse definieren neue Ansatzpunkte für Therapie und Impfstoffforschung. Außerdem geben sie Hinweise darauf, wie sich Coronaviren von Tieren verändern müssen, um sich in der menschlichen Bevölkerung ausbreiten zu können (Molecular Cell). Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 wurde von Tieren auf den Menschen übertragen und breitet sich weltweit aus. Es verursacht die neue Lungenkrankheit COVID-19, an der schon über 200.000 Menschen gestorben sind. Das Spike-Protein auf der Virusoberfläche dient dem Virus als Schlüssel zur Wirtszelle. Es erlaubt dem Virus, sich an Zellen anzuheften und anschließend mit den Zellen zu verschmelzen, um so seine Erbinformation für die virale Vermehrung in die Zellen einzuschleusen. Dazu müssen Aktivierungssequenzen des Spike-Proteins durch Enzyme der Zellen, sogenannte Proteasen, gespalten werden. Das Spike-Protein von SARS-CoV-2 trägt eine Aktivierungssequenz an der sogenannten S1/S2-Spaltstelle, die man von hochpathogenen Vogelgrippe-Viren kennt, aber in SARS-CoV-2 eng verwandten Viren bislang nicht finden konnte. Die Bedeutung dieser Sequenz für das Virus war bisher unbekannt.


Heinsberg-Studie - Jeder fünfte Corona-Infzierte ist symptomlos

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 04.05.2020

Virologen der Uni Bonn haben akribisch die Verbreitung des neuen Coronavirus in der Gemeinde Heinsberg untersucht. Auf dieser Grundlage nahm Studienleiter Professor Dr. Hendrik Streeck jetzt eine Schätzung für ganz Deutschland vor – was umstritten ist. In Deutschland könnten sich nach Ergebnissen der sogenannten Heinsberg-Studie mittlerweile möglicherweise 1,8 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben. Dies ergebe eine Schätzung auf der Grundlage einer Modellrechnung, teilte die Universität Bonn am Montag mit. Die Forscher um den Virologen Professor Dr. Hendrik Streeck zogen für ihre Schätzung die Dunkelziffer der Infizierten in der untersuchten Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg und die dort errechnete Sterblichkeitsrate bei einer Coronavirus-Infektion heran. Das Forscher-Team um Streeck hatte in Gangelt an der niederländischen Grenze 919 Einwohner in 405 Haushalten befragt und Corona-PCR-Tests zum Virusnachweis vorgenommen. In dem Ort hatten sich nach einer Karnevalssitzung Mitte Februar viele Bürger mit dem neuartigen Virus infiziert. Laut der Studie waren es 15 Prozent der Einwohner. In der Stichprobe waren Kinder etwas unter-, ältere Menschen etwas überrepräsentiert. In die Berechnung der Sterblichkeitsrate flossen sieben Todesfälle ein. Die Forscher beziffern die Infektionssterblichkeit (IFR) mit 0,37 Prozent. 

 


Hoch spezifisch & hoch sensibel - Roche bringt neuen Coronavirus-Antikörpertest auf den Markt

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 04.05.2020

Das Pharmaunternehmen Roche kann einen Test auf Antikörper gegen das neuartige Coronavirus auf den Markt bringen. »Das ist jetzt einsatzfähig«, sagte Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident von Roche, am Montagmorgen in Gabor Steingarts Podcast »Das Morning Briefing«. Ab Anfang Mai soll der Test laut Roche in allen Ländern mit CE-Kennzeichnung verfügbar sein. Roche hat nach eigenen Angaben eine Notfallzulassung der US-Gesundheitsbehörde FDA für den Test bekommen. Diese ist einem Sprecher zufolge für alle Länder gültig, die die CE-Kennzeichnung für Produkte akzeptieren. Das seien unter anderem alle Länder innerhalb der Europäischen Union. Es handle sich um einen Bluttest, zu dessen Auswertung man technische Geräte benötige. Der Test wurde laut Roche in Pensberg bei München entwickelt. Er ermögliche nun, im Gegensatz zu den PCR-Tests, einen Nachweis der Antikörper gegen das Virus, wenn eine Infektion überstanden ist und das Virus selbst nicht mehr im Körper nachweisbar ist. Der Nachweis dieser Antikörper unterstützt bei der Klärung des Immunstatus einer Person gegenüber dem Virus und kann einen Beitrag zur Entscheidung über mögliche Behandlungsstrategien leisten. Doch auch symptomfrei verlaufene Infektionen und eine »hoffentlich und sehr wahrscheinliche« Immunität gegen Covid-19 könnte mit dem Test nachgewiesen werden, so Franz.

 


Drug Design - Wie genau hemmt Remdesivir das virale Zielprotein?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 04.05.2020

Die Replikation von SARS-CoV-2 wird durch die virale RNA-abhängige RNA-Polymerase (RdRp) katalysiert. Dieses Enzym ist die Zielstruktur für den antiviralen Wirkstoff Remdesivir, einem der großen Hoffnungsträger zur Behandlung schwerer Covid-19-Erkrankungen. Jetzt ist die Strukturaufklärung des Enzyms mit und ohne Bindung von Remdesivir gelungen. Enzyme, die für den viralen Lebenszyklus lebenswichtig sind, sind ausgezeichnete Ziele für antivirale Medikamente, auch weil sie sich von den Wirtsproteinen unterscheiden. Unter den SARS-CoV-2 Enzymen ist die virale RNA-abhängige RNA-Polymerase (RdRp) derzeit sicherlich eine Hauptzielstrukturen bei der Suche nach replikationshemmenden Wirkstoffkandidaten. Aus diesem Grund ist die genau Kenntnis der Proteinstruktur, aus der sich auch viele Erkenntnisse zur Funktion ableiten lassen, von so großer Bedeutung. In einer Arbeit, die jetzt in »Science« publiziert wurde, beschreiben Wanchao Yin und Kollegen zwei Strukturen der RdRp von SARS-CoV-2 auf Basis von Kryo-elektronenspektroskopischen Analysen. Die eine Struktur zeigt die Apo-Form des Enzyms, also das Enzym ohne Substrat und Kofaktoren. Hingegen zeigt die zweite Struktur den Funktionskomplex des RdRp-Enzyms mit einer doppelsträngigen Primer/Matrizen-RNA und Remdesivir als inhibierendes Substrat. Remdesivir ist dabei am ersten replizierten Basenpaar kovalent in den Primer-Strang eingebaut. Dadurch wird eine weitere Kettenverlängerung unterbunden.

 


Drei aktuelle Studien bestätigen: Blutdruckmedikamente nehmen keinen Einfluss auf das Covid-19-Risiko

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 02.05.2020

 

Gestern wurden im renommierten „The New England Journal of Medicine“ drei Studien publiziert, die konsistent zeigen: Blutdrucksenker ACE-Hemmern (ACEI) und Angiotensin-Rezeptor-Blockern (ARB) erhöhen nicht das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, noch das Risiko, dass eine Covid-19-Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt. Mittlerweile ist die Datenlage als sehr solide einzustufen: Bluthochdruckpatienten können ihre Therapie bedenkenlos fortsetzen. Sars-Cov-2 verschafft sich über das Enzym ACE2 Eintritt in die Zellen. Da tierexperimentelle Untersuchungen gezeigt hatten, dass gängige blutdrucksenkende Medikamente ACE2 hochregulieren, wurde darüber spekuliert, dass sie im Kontext der Pandemie schaden könnten. Klinische Studien gaben jedoch keinerlei Hinweise darauf und die Europäische Gesellschaft für Hypertensiologie (ESH) und die Deutsche Hochdruckliga warnten Patienten davor, die Medikamente unbedacht abzusetzen. Drei große Observationsstudien erweitern nun die Datenlage zu Blutdrucksenkern und Covid-19 und geben erneut Sicherheit: Weder begünstigen ACEI oder ARB einen schweren oder gar tödlichen Verlauf einer Covid-19-Erkrankung noch machen sie anfälliger für eine SARS-CoV-19-Infektion: Die erste Studie [1] analysierte Risikofaktoren für eine höhere Sterblichkeit von Covid-19-Erkrankungen. 8.910 erkrankte Patienten wurden ausgewertet. 515 von ihnen verstarben im Krankenhaus, 8.395 konnten wieder entlassen werden. Die Einnahme von ACE-Hemmern war in dieser Studie nicht mit einer höheren Sterblichkeitsrate verbunden.

 


Verwirrung um den R-Wert - Die Reproduktionszahl hat ihre Tücken

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 02.05.2020

In Corona-Zeiten lernen Laien Fachvokabular. Inzwischen geht vielen das Wort Reproduktionszahl leicht von den Lippen. Doch die Berechnung ist komplex – und es gibt nicht nur eine. Und dann und wann wird auch noch an der Datenbasis geschraubt. Da hatten wir uns endlich an R gewöhnt als ein Maß der Dinge. Als einen Wert, dessen Sinken eine ganze Republik ersehnt. Neben der Zahl erfasster Neuinfektionen, der Sterberate und der Verdopplungszeit stand zuletzt die sogenannte Reproduktionszahl R im Fokus, wenn es um Fragen ging wie: Bringen die Gegenmaßnahmen was? Können wir lockern? Doch es wird deutlich: R ist nicht gleich R. Grundsätzlich ist die Reproduktionszahl R einer der zentralen Werte zur Beurteilung des Verlaufs einer Infektionswelle. Sie gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter in einem bestimmten Zeitraum im Durchschnitt ansteckt. Je niedriger R ist, desto besser. Liegt R unter 1, steckt ein Infizierter im Schnitt weniger als einen anderen Menschen an und die Epidemie läuft aus. Liegt R über 1, steckt ein Infizierter im Mittel mehr als einen anderen Menschen an – die Zahl der täglichen Neuinfektionen wird größer.


Nature-Studie - Neue Kandidaten gegen Coronaviren und Warnung vor Dextromethorphan

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 01.05.2020

Ein internationales Forschungsteam hat weitere vielversprechende Arzneistoffe identifiziert, die gegen SARS-CoV-2 wirken könnten. Sie stellten in Zellkulturversuchen aber auch fest, dass Dextromethorphan eine provirale Wirkung hat. In dem gemeinsamen interdisziplinären Projekt unter Federführung der University of California San Francisco (UCSF) suchten Forscher um Professor Dr. Nevan Krogan nach Substanzen gegen das neuartige Coronavirus, die bereits in anderen Indikationen zugelassen sind oder in der (prä-)klinischen Entwicklung, und die nicht an viralen Proteinen, sondern menschlichen Zielstrukturen angreifen. Dazu erstellten sie zunächst eine interaktive Karte, wie SARS-CoV-2 die menschliche Zelle unter seine Kontrolle beginnt. »Das Virus hat nur 29 Proteine, der Mensch dagegen rund 20.000. Es ist auf menschliche Proteine angewiesen«, so Krogan bei einem Pressebriefing des Fachmagazins »Nature«, wo die Studie am Donnerstagabend veröffentlicht wurde

 


Covid-19 - Studie mit Vektor-Impfstoff gestartet

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 01.05.2020

Auch aus England kommt ein Impfstoffkandidat gegen Covid-19: Die Universität Oxford hat vor wenigen Tagen mit einer klinischen Studie mit einem Vektor-Impfstoff begonnen. Sie lässt ihn sogar schon jetzt produzieren. Forscher um Professor Dr. Sarah Gilbert vom Jenner Institute der Universität Oxford haben eine Phase-I/II-Studie initiiert, in die etwa 1.100 gesunde Freiwillige im Alter von 18 bis 55 Jahren als Probanden eingebunden werden sollen. Die eine Hälfte soll den Impfstoffkandidaten erhalten, die Kontrollgruppe eine zugelassene Meningitis-Vakzine. Die ersten Probanden wurden schon Ende April geimpft, meldet die Universität. In der Regel erhalten sie nur eine Dosis des Impfstoff, nur zehn Freiwillige erhalten eine zweite Dosis im Abstand von vier Wochen. Die in Oxford entwickelte Vakzine ChAdOx1 nCoV-19 basiert auf einem abgeschwächten Adenovirus aus Schimpansen (ChAd), das die Information für das Spike-Protein des SARS-CoV-2 enthält. Der Vektor kann sich im Körper des Geimpften nicht mehr vermehren, aber er kann das Spike-Protein produzieren, das SARS-CoV-2 für den Eintritt in Wirtszellen benötigt. »Mit der Impfung mit ChAdOx1 nCoV-19 hoffen wir, dass wir den Körper dazu bringen, das Spike-Protein zu erkennen und eine Immunantwort dagegen zu induzieren, die den Viruseintritt in menschliche Zellen und damit Infektionen verhindert«, heißt es in der Mitteilung der Universität.

 


Destatis - Sterbezahlen deuten auf mehr Corona-Opfer hin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 01.05.2020

Wie wirkt sich das Coronavirus auf die Sterblichkeit aus? Das ist die Gretchenfrage dieses Frühjahrs. Weil die amtliche Sterbefall-Statistik zu langsam ist, behilft man sich mit Daten der Standesämter. Seit der letzten Märzwoche sind laut Statistischem Bundesamt in Deutschland vergleichsweise viele Menschen gestorben. Seit dem lägen die Sterbezahlen «tendenziell» über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre, teilte das Amt am Donnerstag in Wiesbaden mit. «Da die Grippewelle 2020 seit Mitte März als beendet gilt, ist es naheliegend, dass diese vergleichsweise hohen Werte in einem Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stehen.» Für die jüngeren Daten nutzen die Statistiker die Sterbefallmeldungen der Standesämter. Derzeit liegen damit vorläufige Daten bis 5. April vor. Im Winter sind starke Schwankungen in der Sterbefallstatistik normal. Das liegt an der Grippe, die unterschiedlich stark ausfällt. Im März 2019 starben beispielsweise in Deutschland etwa 86.400 Menschen (alle Todesursachen); im März 2018, als die Grippewelle besonders heftig ausfiel, waren es 107.100. «Auch ohne Corona-Pandemie können die Sterbefallzahlen demnach in der typischen Grippezeit stark schwanken», sagen die Statistiker. Nun war die Grippewelle im Jahr 2020 aber eher schwach. Im Januar 2020 starben nach der vorläufigen Zählung etwa 85.000 Menschen, im Februar 79.400. Auch im März 2020 gab es mit mindestens 85.900 Sterbefällen laut Bundesamt insgesamt gesehen keinen auffälligen Anstieg.

 



Durch Simulationen am Supercomputer mögliche Wirkstoffe gegen das Coronavirus gefunden

Quelle: Informatinsdienst Wissenschaft, 30.01.2020

Mehrere bereits gegen die Viruserkrankung Hepatitis C verwendete Medikamente können möglicherweise auch gegen die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursachte Krankheit Covid-19 helfen. Zu diesem Ergebnis sind Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) durch aufwändige Berechnungen mit dem Supercomputer MOGON II gekommen, der von der JGU und dem Helmholtz-Institut Mainz betrieben wird und zu den leistungsfähigsten Computern weltweit zählt. Wie die Forscher in einer vor kurzem auf der Website der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichten Studie beschreiben, hatten sie simuliert, wie rund 42.000 in öffentlichen Datenbanken aufgeführte Substanzen an bestimmte Proteine von SARS-CoV-2 binden und dadurch das Eindringen des Virus in den menschlichen Körper oder dessen Vermehrung hemmen. „Dieses als molekulares Docking bezeichnete und seit Jahren anerkannte Verfahren von Computersimulationen ist wesentlich schneller und kostengünstiger als Laborexperimente“, sagt Prof. Dr. Thomas Efferth vom Institut für Pharmazeutische und Biomedizinische Wissenschaften der JGU, der die Studie geleitet hat. „Unseres Wissens sind wir die Ersten, die molekulares Docking im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 angewendet haben. Und dass wir dadurch auf mehrere zugelassene Hepatitis-C-Medikamente als besonders erfolgversprechende Kandidaten gestoßen sind, ist natürlich sensationell.“


Neuer antiviraler Hemmstoff für SARS-CoV-2 wird entwickelt

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 30.04.3030

 

Die Suche nach wirksamen Medikamenten gegen das neue Coronavirus wird im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) derzeit vorrangig unterstützt. Vielversprechend ist die Entwicklung eines Wirkstoffs, der das Virus an seiner Vermehrung hemmt. Angriffspunkt der DZIF-Wissenschaftler an der Universität Lübeck ist die Hauptprotease, ein wichtiges Enzym von SARS-CoV-2, das für die Virusvermehrung zuständig ist. Das Team um Prof. Dr. Rolf Hilgenfeld konnte vor kurzem die genaue Struktur aufklären und hat damit die Voraussetzungen für eine zielgenaue Entwicklung von Hemmstoffen geschaffen. „Wenn es uns gelingt, dieses Enzym - die Hauptprotease - zu blockieren, können wir die Virusvermehrung unterbinden“, erklärt Prof. Dr. Rolf Hilgenfeld von der Universität Lübeck das Ziel seines Projekts. Seit 2013 arbeitet der Chemiker und Strukturbiologe an Hemmstoffen für Coronaviren und erforscht diese auch im DZIF. Anhand der Kristallstruktur der Hauptprotease konnte Hilgenfeld eine bereits früher entwickelte Leitverbindung in einen potenten Hemmstoff des neuen Coronavirus verwandeln. Diese Verbindung, ein alpha-Ketoamid, wurde von Dr. Katharina Rox am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig (HZI) untersucht, um die Halbwertszeit und die Stabilität weiter zu verbessern. Dr. Rox leitet dort die DZIF-Einheit für Pharmakokinetik und Pharmakodynamik (PK/PD).

 


Corona-Pandemie: Die Reproduktionszahl und ihre Tücken

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 30.04.2020

 

Die aktuelle Unstatistik beschäftigt sich mit Aussagekraft und Tücken der Reproduktionszahl. Sie ist für den Umgang mit der Pandemie und für die Möglichkeiten der Lockerung der derzeitigen Politik der sozialen Distanz von hoher Bedeutung, ist jedoch mit einer erheblichen statistischen Unsicherheit behaftet. Daher sollte sie mit Vorsicht interpretiert und durch Maßnahmen wie regelmäßige repräsentative Panelstichproben ergänzt werden. Unsere vorangegangene Unstatistik hatte bereits die Möglichkeiten und Grenzen zentraler Kennzahlen der derzeitigen Covid-19-Pandemie aufgezeigt – insbesondere der Infektions- und Sterbequote. Inzwischen ist mit der Reproduktionszahl R eine weitere Kennzahl in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Sie gibt an, wie viele andere Personen eine infizierte Person ansteckt und ist keine Eigenschaft eines Virus, sondern ergibt sich aus dem Verhalten des Virus und unserer Reaktion auf den Virus. Ist beispielsweise R = 2, steckt jede infizierte Person im Durchschnitt zwei weitere Personen an. Aufgrund des exponentiellen Wachstums der Pandemie, die wir bereits in unserer vorangegangenen Unstatistik detailliert beschrieben haben, wird dieser Kennzahl nicht zuletzt von der Bundesregierung eine zentrale Rolle beigemessen.

 


Hochschulen SARS-CoV-2: Längsschnittstudie soll Lockdownmaßnahmen evaluieren

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 30.04.2020

Wie sich die schrittweisen Lockerungen auf die Ausbreitung von SARS-CoV-2 aus­wir­ken, wollen rund 30 Lübecker Wissenschaftler in einer Längsschnittstudie unter­suchen. Ziel der fachbereichsübergreifenden Forschungsgruppe ist es zu klären, über welche Her­denimmunität die Region verfügt, welche Aspekte die Coronaerkrankung be­einflussen und wie gut die bisherigen Maßnahmen schützen. Die Ergebnisse der Lübecker Längsschnittuntersuchung zu Infektionen mit SARS-CoV-2 (ELISA) sollen Aufschluss über den Erfolg der derzeitigen Eindämmungsstrategien geben und zur Ermittlung des aktuellen Infektionsstandes beitragen. Begleitend zur Studie steht eine kostenfreie App zur Verfügung, die pseudonymisiert die Daten erfasst. Interessierte, die an der ELISA-Studie teilnehmen möchten, können sich die App auf der Webseite des Entwicklerunternehmens herunterladen. Die Teilnehmenden beantworten dann unter anderem Fragen zum Gesundheitszustand, zu Vorerkrankungen oder auch zum Reiseverhalten der vergangenen Wochen. Der Stu­dienplan sieht vor, dass aus mehr als 20.000 registrierten Personen 3.000 Probanden die Unter­suchungsgruppe bilden.


Studie zu Covid-19 - Kinder vermutlich genauso ansteckend wie Erwachsene

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 30.04.2020

 

Kinder sind einer Analyse in Deutschland zufolge in der gegenwärtigen Coronavirus-Pandemie vermutlich genauso ansteckend wie Erwachsene. Die Forscher warnen aufgrund ihrer Ergebnisse vor einer uneingeschränkten Öffnung von Schulen und Kindergärten in Deutschland. Die Zahl der Viren, die sich in den Atemwegen nachweisen lässt, unterscheide sich bei verschiedenen Altersgruppen nicht, berichtet das Team um den Virologen Professor Dr. Christian Drosten von der Berliner Charité in einer vorab veröffentlichten und noch nicht von unabhängigen Experten geprüften Studie. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zeigten in vielen Ländern Wirkung, schreiben die Forscher. Mit Lockerung der Kontaktbeschränkungen gebe es vermehrt auch Diskussionen darüber, inwieweit die Schließung von Schulen und Kindergärten zu diesem Erfolg beigetragen hat – und wie sich eine Wiedereröffnung auf die Ausbreitung des Virus auswirken könnte. Bisher sei unklar, inwieweit Kinder das Virus an andere weitergeben. Die Untersuchung dieser Frage sei schwierig, gerade weil die Schulen früh geschlossen wurden und weil das Virus vor allem in der Anfangsphase der Epidemie vor allem von erwachsenen Reisenden weitergegeben wurde. Zudem hätten Kinder oft keine oder nur leichte Symptome und würden deshalb seltener getestet.

 


Unter Umständen wirksam - Positive Neuigkeiten zu Remdesivir

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 30.04.2020

Es gibt neue Daten zu Remdesivir bei Covid-19. Gestern wurden (Zwischen-)Ergebnisse von gleich drei Studien veröffentlicht. Eine zeigt keine signifikante Wirksamkeit, die anderen beiden aber schon. Vor allem Patienten im Frühstadium der durch SARS-CoV-2 verursachten Erkrankung scheinen zu profitieren. Die negative Nachricht des Tages erschien im Fachjournal »The Lancet« und war bereits erwartet worden. Es handelt sich um die Ergebnisse der ersten placebokontrollierten Studie mit Remdesivir, die zwischen dem 6. Februar und dem 20. März 2020 in Wuhan in China stattgefunden hat. Da die Covid-19-Fälle dort in diesem Zeitraum bereits stark sanken, konnte nur etwas mehr als die Hälfte der geplanten Teilnehmerzahl rekrutiert werden (237 statt 453). Der Inhalt der Veröffentlichung war vorab bekannt geworden, weil die Rohdaten vor wenigen Tagen vorübergehend auf der Website der Weltgesundheitsorganisation aufgetaucht waren – offenbar ein Versehen, das umgehend korrigiert wurde. Die Teilnehmer waren schwer erkrankte Covid-19-Patienten, die innerhalb von zwölf Tagen nach Symptombeginn in die Studie aufgenommen werden mussten. Sie erhielten randomisiert und doppelblind entweder Remdesivir als tägliche Infusion in der Dosierung 200 mg am Tag 1 gefolgt von je 100 mg an den Tagen 2 bis 10 (n = 158) oder über zehn Tage täglich Placebo-Infusionen (n = 79). Ein Patient aus der Placebogruppe beendete seine Teilnahme, bevor er die erste Infusion erhalten hatte. Alle Patienten erhielten zusätzlich zur Studienmedikation eine Standardtherapie, die als Komedikation Lopinavir plus Ritonavir, Interferone und Corticosteroide beinhaltete.

 


Covid-19 - Keine Gefahr durch Zytokin-Hemmer für Autoimmun-Patienten

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 30.04.2020

Patienten mit Autoimmunerkrankungen sollten ihre immunsuppressiven Medikamente nicht aus Angst vor einer Covid-19-Infektion absetzen. Einer Studie aus Erlangen zufolge haben sie kein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung. Die Forscher stellen sogar zur Diskussion, ob die Therapie vor einer SARS-CoV-2-Infektion schützt. Mediziner der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen haben in den vergangenen Wochen rund 1000 Testpersonen auf Antikörper gegen das neue Coronavirus untersucht. Sie wollten dabei herausfinden, wie groß das Infektionsrisiko für Patienten mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen ist, die Zytokin-Hemmer einnehmen. Ihre Hypothese ist, dass diese Medikamente, zu denen TNF-α-Hemmer und die gegen verschiedene Interleukine oder deren Rezeptoren gerichtete Antikörper gehören, Coronaviren daran hindern, sich im Körper auszubreiten; die Patienten aufgrund ihrer Medikation also sogar vor einer Infektion geschützt sind. Denn den Forschern zufolge gibt es Ähnlichkeiten der molekularen Mechanismen von Covid-19 und chronischen Entzündungen, wie Professor Dr. Georg Schett, Lehrstuhl für Innere Medizin III, Professor Dr. Michael Sticherling, Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten, und Professor Dr. Markus Neurath, Lehrstuhl für Innere Medizin I und Sprecher des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen der FAU, am 15. April im Fachjournal »Nature Reviews Immunology« beschrieben.

 


Zytokinsturm bei Covid-19 - Gute erste Ergebnisse für Tocilizumab

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 30.04.2020

Chinesische Mediziner haben bereits Anfang Februar Covid-19-Patienten mit schweren Verläufen mit Tocilizumab behandelt. Jetzt veröffentlichten sie die retrospektive Analyse, ob der Einsatz des IL-6-Rezeptorantagonisten etwas gebracht hat. Die Daten sind vielversprechend. Die Mediziner und Statistiker des The First Affiliated Hospitals der University of Science and Technology of China in Anhui sowie des Anhui Fuyang Second People’s Hospitals haben die Behandlungsergebnisse von 20 Covid-19-Patienten jetzt im Fachjournal »PNAS« veröffentlicht. Alle Patienten bekamen zwischen dem 5. und 14. Februar neben der Standardtherapie zusätzlich den monoklonalen Antikörper Tocilizumab (RoActemra®). Er blockiert den IL-6-Rezeptor, sodass das Zytokin seine proinflammatorische Wirkung nicht voll entfalten kann. Genau das ist das Ziel, wenn bei Covid-19-Patienten die T-Zellen und Monozyten zuviel IL-6 freisetzen und es zu einem sogenannten Zytokinsturm und in der Folge zu schweren entzündlichen Reaktionen in der Lunge und anderen Organen kommt. Die chinesischen Forscher werteten retrospektiv die klinischen Manifestationen, CT-Scans und Laborwerte der so behandelten Patienten aus. Demnach sank bei allen 20 Patienten das Fieber bereits nach einem Tag auf normale Körpertemperatur. Auch andere Symptome hätten innerhalb weniger Tage bemerkenswert nachgelassen, heißt es in der Veröffentlichung. Nach fünf Behandlungstagen konnte die Sauerstoffzufuhr bei 15 von 20 Patienten zurückgefahren werden, ein Patient benötigte überhaupt keine Sauerstoffzufuhr mehr. 

 


Homburger Virologen steigern mit Poolverfahren die Kapazitäten für Coronavirus-Massentests

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 29.04.2020

 

Weltweit wird eine hohe Testkapazität benötigt, um die Coronavirus-Pandemie eindämmen zu können. Homburger Virologen haben bereits zu Beginn der Coronakrise ein Pool-Testverfahren entwickelt, das nun im international renommierten Fachjournal „The Lancet Infectious Diseases“ publiziert wurde. Es wird dabei helfen, den hohen Bedarf an Coronavirus-Testungen für Massenscreenings zu decken. Diese zielen auf Personen, die noch keine Krankheitssymptome zeigen, aber möglicherweise bereits infiziert sind. Bei Blutspenden wird ein ähnliches Poolverfahren schon lange zuverlässig eingesetzt. Virologen der Universität des Saarlandes haben dieses Verfahren jetzt auf die Coronavirus-Diagnostik übertragen. In nur einem Teströhrchen können dabei die Proben mehrerer Personen mittels sensitiver Testverfahren gleichzeitig untersucht werden. Nur bei positivem Ergebnis müssen die Einzelproben getestet werden. Bereits seit Mitte März konnten die Homburger Virologen dieses neue Verfahren erfolgreich am Universitätsklinikum des Saarlandes bei Patienten und medizinischem Personal einsetzen, um besonders gefährdete Personen vor einer Ansteckung zu schützen. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird das Pool-Testverfahren derzeit in saarländischen Pflege- und Seniorenheimen angewendet.


Aktuelle Studie zeigt: Blutdruckmedikamente sind kein Risikofaktor für schwere Covid-19-Verläufe

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 29.04.2020

 

Eine aktuelle Studie aus China [1] erbrachte den Nachweis, dass Patientinnen und Patienten, die blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, keine schlechtere Prognose als andere Menschen haben, wenn sie an Covid-19 erkranken. Die Möglichkeit einer Beeinflussung des Covid-19-Verlaufs durch Blutdrucksenker wurde von den Experten schon vorher als unwahrscheinlich und höchst spekulativ eingestuft. „Die neuen Daten können Behandlern und Patienten eine hohe Sicherheit geben, denn es handelt sich schließlich um die Auswertung einer großen Patientenzahl mit einem eindeutigen Ergebnis.“ SARS-CoV2 nutzt zum Eintritt in die Zellen ACE2 („angiotensin converting enzyme 2“) als eine Art „Türöffner“. ACE2 befindet sich auf der Zellmembran und wird in vielen Organen gebildet, z. B. in Herz, Niere, im Gastrointestinaltrakt und Lunge. Immer wieder wurde daher die Befürchtung geäußert, die blutdrucksenkende Therapie mit ACE-Hemmern (ACEI) und Angiotensin-Rezeptor-Blockern (ARB), zu denen die sogenannten Sartane zählen, könne das Risiko für einen schwereren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung erhöhen – dieses ist nachweislich falsch.

 


Antihistaminikum auf Abwegen - Geheime Studie mit Famotidin als Covid-19-Mittel

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 29.04.2020

Der Säureblocker Famotidin wird in New Yorker Krankenhäusern im Rahmen einer Studie bei Covid-19 getestet. Im Magazin »Science« ist zu lesen, wie man auf diese Idee gekommen ist. Über die Studie als solche findet man dagegen kaum Informationen. Dem Bericht auf der Nachrichtenseite von »Science« ist zu entnehmen, dass die H2-Blocker-Idee auf den amerikanischen Arzt Dr. Michael Callahan vom Massachusetts General Hospital in Boston zurückgeht. Dieser hatte Anfang des Jahres in China gearbeitet, unter anderem in Wuhan. Zusammen mit chinesischen Wissenschaftlern wertete der Mediziner mehr als 6000 Patientenakten von Covid-19-Fällen aus. Dabei fiel auf, dass viele auch sehr alte Covid-19-Überlebende an chronischem Sodbrennen gelitten und Famotidin eingenommen hatten. Der Sterberate war bei diesen Patienten nur halb so hoch wie bei Patienten, die kein Famotidin eingenommen hatten, so die Beobachtung, die allerdings keinen Anspruch auf statistische Signifikanz erheben kann. Dennoch war es für Callahan Anlass genug, der Sache nach der Rückkehr in die USA nachzugehen. US-Wissenschaftler fanden im nächsten Schritt heraus, dass Famotidin mit hoher Wahrscheinlichkeit an das virale Enzym Papain-ähnliche Protease (Papain-like Protease, PLpro) bindet und es hemmt. Dieses benötigt SARS-CoV-2 für die Replikation. Mithilfe von Modellierungsversuchen erhielt man bei der Testung von 2600 Substanzen diesen Treffer bei Famotidin. Ob andere H2-Blocker hier ebenfalls binden, wird nicht genannt. Da es sich bei Famotidin jedoch um ein Thiazol-Derivat handelt und bei Ranitidin um ein Furan- beziehungsweise bei Cimetidin um ein Imidazol-Derivat ist es eher unwahrscheinlich, dass es sich um einen Klasseneffekt handelt. 


Bisher empfohlene Maskenaufbereitung tötet SARS-CoV-2 nicht ab

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 20.04.2020

Das Coronavirus SARS-CoV-2 wird durch das bislang empfohlene Aufbereitungs­verfahren von Atemschutzmasken nicht vollständig abgetötet. Das hat das Bundesinsti­tut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dem Deutschen Ärzteblatt heute auf Nach­frage bestätigt. Das BfArM habe als Beitrag zur Sicherung der Versorgungslage mit Atemschutzmasken an einer Empfehlung zur Wiederaufbereitung der Masken mitgearbeitet, die dem Krisenstab der Bundesregierung vorgelegt worden sei, erläuterte eine Sprecherin des BfArM.Seinerzeit sei zur thermischen Virusinaktivierung bei gleichzeitiger Erhaltung der Mas­ken­integrität eine thermische Desinfektion bei 65 bis 70 Grad Celsius trockener Hitze über 30 Minuten vorgeschlagen worden. Dies habe auf Ergebnissen der zu diesem Zeit­punkt vorliegenden Literatur sowie der entsprechenden Bewertung durch Virologen ba­siert, sagte die Sprecherin der Behörde.


HNO-Ärzte erklären Riechstörungen bei COVID-19

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 29.04.2020

Die mit einer Coronainfektion sehr häufig einhergehenden Riechstörungen sind wahrscheinlich auf eine Schädigung des Riechepithels zurückzuführen. Das erläutert der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren(HNO)-Ärzte. Ein solcher Mechanismus könne auch die auftretenden Riech-Halluzinationen hinrei­chend erklären. Für primär neurologische Ursachen der Hyposmie gebe es aktuell hinge­gen keine ausreichend belastbaren Hinweise, sagte der Präsident des HNO-Berufsver­bandes, Dirk Heinrich. Laut dem Verband kommt es bei etwa 85 Prozent der an COVID-19 erkrankten Personen zu Riechstörungen, die von einem verminderten Geruchsvermögen bis zum kompletten Riechverlust reichen. Häufig seien außerdem Fehlwahrnehmungen von Gerüchen. „Bei einer Coronainfektion werden die für die Geruchswahrnehmung verantwortlichen Bereiche der Nase in Mitleidenschaft gezogen“, erläuterte Jan Löhler, Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für angewandte HNO-Heilkunde (WIAHNO). Dabei würden die Zellen des Riechepithels und des Bulbus olfactorius direkt vom Virus befallen und geschädigt. Durch diesen Rezeptorausfall komme es bei COVID-19-Patienten zu den beschriebenen Riechstörungen.



Wie das Coronavirus sein Erbgut vermehrt

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 28.04.2020

 

Wenn sich ein Mensch mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert, vermehrt sich der Erreger in dessen Zellen rasend schnell. Dazu muss das Virus sein Erbgut, das aus einem langen RNA-Strang besteht, vervielfältigen. Diese Aufgabe übernimmt die virale „Kopiermaschine“, Polymerase genannt. Wissenschaftler um Patrick Cramer vom Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie haben jetzt die räumliche Struktur der Corona-Polymerase entschlüsselt. Damit lässt sich erforschen, wie antivirale Substanzen wirken, die die Polymerase blockieren. Eine von ihnen ist der Hoffnungsträger Remdesivir. Außerdem können neue Wirkstoffkandidaten gesucht werden. „Im Angesicht der derzeitigen Pandemie wollten wir helfen“, sagt Max-Planck-Direktor Cramer. „Wir verfügen über umfassende Erfahrung, Polymerasen zu untersuchen.“ So lag das Forschungsthema für die Wissenschaftler auf der Hand. „Das Überraschendste für uns war, dass der Aufbau der Coronavirus-Kopiermaschine aus der Reihe fällt, denn sie unterscheidet sich von anderen Polymerase-Strukturen“, erklärt Hauke Hillen. Die Corona-Polymerase bindet zwar so an die RNA, wie es auch von anderen Virusarten bekannt ist. Doch diese Polymerase besitzt ein weiteres Element, mit der sie sich an der RNA festklammert, bis sie das Erbgut kopiert hat. Das ist gerade für das Coronavirus wichtig, denn sein Erbgut besteht aus rund 30.000 Bausteinen und ist damit besonders lang, das Kopieren eine echte Mammutaufgabe.

 


COVID-19: Rheuma-Antikörper Sarilumab könnte bei Patienten in kritischem Zustand wirksam sein

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 28.04.2020

Der Interleukin 6-Antikörper Sarilumab, der zur Behandlung der mittelschweren bis schweren rheumatoiden Arthritis zugelassen ist, hat in einer Phase-2-Studie die Entzündungsreaktion (CRP) bei Patienten mit COVID-19 deutlich gesenkt. Bei Patienten in einem kritischen Zustand zeichnete sich eine Verbesserung der Überlebenschancen ab, die jetzt in einer Phase-3-Studie überprüft werden soll. Im Verlauf von COVID-19 kann es, wie auch bei anderen schweren Virusinfektionen, zu einer übersteigerten Immunantwort kommen, die die Prognose der Patienten verschlechtert. Diese Reaktion, die auch als „Zytokinsturm“ bezeichnet wird, lässt sich heute durch bestimmte Biologika behandeln, die einzelne Zytokine neutralisieren und damit gewissermaßen dem Sturm den Wind aus den Segeln nehmen. Der monoklonale Antikörper Tocilizumab, der den Rezeptor des Zytokins Interleukin 6 neutralisiert, hat sich bei der Behandlung des Zytokinsturms im Rahmen der CAR-T-Zelltherapie bewährt und ist in den USA in dieser Indikation mittlerweile zugelassen.


Der klinische Schnappschuss - Lungensonografische Charakteristika bei COVID-19-Pneumonie

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 28.04.2020

Ein 76-jähriger Patient ohne Vorerkrankung wurde mit dem Rettungsdienst im Notfallzentrum vorstellig. Es bestand seit 4 Tagen Fieber bis 39 °C, und er litt unter trockenem Husten und Diarrhö. Klinisch führend waren eine Tachypnoe und respiratorische Insuffizienz (SpO2-Wert 93 %, 15 L Sauerstoff mit Reservoirmaske). Laborchemisch waren der CRP-Wert mit 86 mg/L und der LDH-Wert mit 431 U/L erhöht, der Polymerasekettenreaktions(PCT)-Test war normwertig. Im bettseitigem Lungenultraschall zeigten sich fokal vor allem linksseitig oben anterior bei vorhandenem Lungengleiten eine unruhige, fragmentierte Pleuralinie mit teilweise konfluierenden B-Linien (Abbildung a), daneben aber Regionen mit lungensonografischem Normalbefund. Rechtsseitig unten dorsal (costophrenischer Winkel) lies sich eine Konsolidierung mit leberähnlicher Echotextur und Aerobronchogramm darstellen (Abbildung b). Hier lag auch ein Randwinkelerguss vor. Lungensonografisch sind die beschriebenen Befunde derzeit wegweisend für eine COVID-19-Viruspneumonie.


SARS-CoV-2: Sorge um zu schnelle Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 28.04.2020

Die Ärzteorgainsation Mezis zeigt sich besorgt über beschleunigte Entwicklungs- und Zu­lassungsverfahren bei SARS-CoV-2-Impfstoffen. Die Eile sei zwar nachvollziehbar, dennoch dürfe die Sicherheit von Patienten bei der Arzneimittel­versorgung nicht leiden, sagte Mezis-Vorstandsmitglied Manja Dannenberg. Die Ankündigung des Paul-Ehrlich-Instituts, dass ein erster Impfstoff die Genehmigung zur klinischen Prüfung erhalten habe, lasse „angesichts des Tempos Zweifel aufkommen an der Sorgfalt und der erforderlichen Neutralität im Prüfungsprozess“, erklärte Mezis. „Die Entwicklung, Prüfung und Zulassung von Impfstoffen darf – auch auf europäischer und internationaler Ebene – angesichts einer Pandemie nicht beschleunigt werden“, for­dert Mezis-Vorstandsmitglied Helmut Jäger. Er betonte, das habe sich in der Vergangenheit mehrfach als Fehler erwiesen. Als Beispiel verwies er auf Impfstoffe, die bei der Schweinegrippe-Pandemie 2009 und bei der Den­gue-Prävention 2017 auf den Philippinen eingesetzt worden seien.


Zelluntersuchungen - Coronavirus tritt wahrscheinlich durch die Nase ein

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 28.04.2020

Spezielle Zellen in der Nase sind einer Studie zufolge die wahrscheinlichsten Eintrittspforten für das neue Coronavirus. Sie finden sich aber auch im Auge und im Darm. Mehrere Forscherteams haben Zellen aus Lunge, Nase, Auge, Darm, Herz, Niere und Leber untersucht, wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin vergangene Woche berichtete. Sie wollten herausfinden, welche Zellen die beiden wichtigsten Eintrittsproteine ACE2 und TMPRSS2 enthalten, die das Virus für die Infektion nutzt. «Wir haben dann gezeigt, dass von allen Zellen die schleimproduzierenden Becherzellen und Flimmerzellen in der Nase die höchsten Konzentrationen dieser beiden Proteine aufweisen», erklärt Hauptautor Waradon Sungnak vom Wellcome Sanger Institute. «Das macht diese Zellen zum wahrscheinlichsten Erstinfektionsweg für das Virus.» Die beiden wichtigsten Eintrittsproteine seien auch in Hornhaut-Zellen des Auges und in der Darmschleimhaut zu finden, berichtete das Max-Delbrück-Centrum weiter. Das deute auf einen weiteren möglichen Infektionsweg über das Auge beziehungsweise die Tränendrüsen hin. Es gebe demnach auch ein Potenzial für eine Übertragung über Fäkalien und die Aufnahme durch den Mund, schreibt des MDC eher vorsichtig. Ihr Ergebnis haben die Forscherteams im Fachjournal «Nature Medicine» veröffentlicht. An der Studie waren verschiedene Institute beteiligt, darunter etwa das Wellcome Sanger Institute, das Universitätsklinikum Groningen und die Universität Cote d'Azur sowie das Human Cell Atlas Lung Biological Network.

 


Corona-Antikörpertests - Schnelltests in Apotheken nicht erlaubt

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 28.04.2020

Apotheken dürfen nach derzeitiger Einschätzung der ABDA Antikörper-Schnelltests auf das Coronavirus SARS-CoV-2 nicht an den Endverbraucher abgeben und diese Tests auch nicht selbst in der Apotheke durchführen. Es drohen empfindliche Strafen. Auch das RKI warnte heute erneut vor dem Einsatz. Schnelltests auf Antikörper gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 kommen derzeit von verschiedenen Anbietern auf den Markt. Darunter sind laut Information des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom 24. April zwar erste kommerzielle ELISA-Tests, deren Spezifität und Sensitivität in Studien belegt sei. Darüber hinaus gibt es Schnelltests zum qualitativen Nachweis von Antikörpern (IgG, IgM) gegen SARS-CoV-2-Antigen in Lateral Flow Assay- beziehungsweise Chemilumineszenz-Assay-Formaten. Das RKI sieht deren Einsatzgebiet aber primär bei infektionsepidemiologischen Fragestellungen, nicht zur Diagnose – und schon gar nicht zur Eigendiagnose. Der Grund hierfür sei die derzeit die schlecht zu bewertende Qualität dieser Tests, berichtete RKI-Präsident Professor Dr. Lothar Wieler heute in einem Pressebriefing. Es gebe inzwischen viele Antikörpertests von unterschiedlicher Qualität, die auch ohne eine bestimmte Zulassung verkauft werden können. »Es gibt auch schlechte Tests, die leider trotzdem verkauft werden«, sagte Wieler.


Design von Corona-Studie wird angepasst

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 28.04.2020

Der IL-6-Rezeptorantagonist Sarilumab (Kevzara®) wird derzeit bei Covid-19-Patienten getestet. Anhand der vorläufigen Ergebnisse wird die laufende Studie nun angepasst. Nur Patienten in kritischem Zustand werden weiterbehandelt, und zwar mit der höheren Dosierung. Sanofi und Regeneron Pharmaceuticals starteten Ende März eine große internationale Phase-II/III-Studie mit dem monoklonalen Antikörper Sarilumab, in die auch deutsche Patienten eingeschlossen wurden. Als Kevzara ist das Medikament seit 2017 in der EU zur Behandlung von Patienten mit schwerer rheumatoider Arthritis zugelassen (Injektionslösung im Fertigpen zur subkutanen Anwendung). Der Antikörper richtet sich gegen den Interleukin-6-Rezeptor, der vermutlich eine wichtige Rolle bei einer überschießenden Immunreaktion spielt, wie sie bei schweren Covid-19-Verläufen auftreten kann. In den ersten Teil der Studie wurden 457 Patienten mit schwerer oder kritischer Atemwegserkrankung, verursacht durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2, eingeschlossen. Als »schwer« galt die Erkrankung, wenn eine Sauerstoffgabe nötig war (nicht mechanisch oder High-flow-Sauerstoffzufuhr, 28 Prozent der Probanden), als »kritisch«, wenn sie künstlich beatmet werden mussten oder auf der Intensivstation lagen (49 Prozent). Die übrigen 23 Prozent entwickelten ein Multiorganversagen.

 


SARS-CoV-2 - Inaktivierter Virus-Impfstoff schützt im Tierversuch

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 27.04.2020

Ein chinesisches Forscherteam hat eine inaktivierte Virus-Vakzine gegen SARS-CoV-2 entwickelt. Die Ergebnisse aus Tierversuchen sind viel versprechend, heißt es in einer Preprint-Studie. Einen klassischen Impfstoff aus hochaufgereinigten inaktivierten SARS-CoV-2-Viren haben Forscher um Qiang Gao von der Herstellerfirma Sinovac aus Peking entwickelt und in verschiedenen Tiermodellen getestet. Die Vakzine rief eine starke Bildung neutralisierender Antikörper gegen das Pandemievirus bei Mäusen, Ratten und Primaten hervor, berichten die Forscher in einer Publikation auf dem Preprint-Server »BioRxiv«. Die Antikörper konnten in vitro zehn repräsentative Stämme von SARS-CoV-2 neutralisieren, was eine breite Wirkung gegen den Erreger andeutet. An Rhesusaffen wurde auch untersucht, wie gut die Immunantwort in vivo vor einer Infektion schützt. Hierfür immunisierten die Forscher jeweils vier Tiere dreimal (an Tag 0, 7 und 14) entweder mit 3 µg oder mit 6 µg Antigen. Nach drei Wochen setzten sie die geimpften und vier ungeimpfte Kontrolltiere einer hohen Dosis infektiöser SARS-CoV-2-Viren aus. Während alle Kontrolltiere eine hohe Viruslast und starke Pneumonie zeigten, waren alle geimpften Affen geschützt. In der niedrigeren Dosisgruppe war zwar vorübergehend Virusreplikation nachweisbar, aber keines der Tiere erkrankte.


WHO sieht keinen Beweis für Immunität nach Infektion mit SARS-CoV-2

Quelle: Deutsches Ärzteblatte, 27.04.2020

Während Länder weltweit Lockerungen der Coronaauflagen diskutieren, sieht die Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) eine Immunität nach einer überwundenen Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 als nicht erwiesen an. Es gebe „aktuell kei­nen Beweis, dass Menschen, die sich von COVID-19 erholt haben und die Antikörper ha­ben, vor einer zweiten Infektion geschützt sind“, erklärte die WHO in Genf. Die Ausgabe von „Immunitätsbescheinigungen“ könne sogar eine weitere Ausbreitung der Pandemie begünstigen, warnte die Organisation. Bis zum vergangenen Freitag habe keine Studie festgestellt, „ob die Anwesenheit von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 bei Menschen eine Immunität gegen eine künftige Infektion mit diesem Virus verleiht“, hieß es in einer Mitteilung der WHO. Die Regierungen einiger Länder erwägen, auf Grundlage von Tests und beim Nachweis von Antikörpern im Blut Immunitätsbescheinigungen auszugeben. Auf diese Weise sollen Ausgangssperren gelockert und eine schrittweise Rückkehr zur Arbeit ermöglicht werden, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.


Das Virus befällt auch die Gefäße

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 26.04.2020

 

Erkenntnissen Züricher Mediziner zufolge befällt das neue Coronavirus SARS-CoV-2 auch die Gefäße und löst dort eine Entzündung aus. Das ist eine mögliche Erklärung für die beobachtete hohe Sterberate bei Herz-Kreislauf-Patienten. In einer Online-Vorab-Veröffentlichung im Fachjournal »The Lancet« berichtet ein Team um Professor Dr. Zsuzsanna Varga und Privatdozent Dr. Andreas Flammer vom Universitätsspital Zürich von Beobachtungen, die es bei der Untersuchung von Gewebeproben von drei gestorbenen Covid-19-Patienten gemacht hat. Der Gruppe aus Pathologen, Kardiologen, Infektiologen und Intensivmedizinern war aufgefallen, dass bei schweren Covid-19-Krankheitsverläufen nicht nur Lungenentzündungen als Komplikation auftreten, sondern auch Herz-Kreislaufprobleme und Multiorganversagen. Hierfür suchten die Forscher eine Erklärung im Gefäßendothel – und wurden fündig. Die Untersuchungen zeigten, dass die Patienten nicht nur an einer Lungenentzündung gelitten hatten, sondern dass die Entzündung das gesamte Endothel verschiedener Organe betraf, heißt es in einer Mitteilung der Universität. Der Pathologin Varga sei zudem der direkte Nachweis von SARS-CoV-2 im Endothel sowie des dort durch das Virus ausgelösten Zelltods gelungen. Die Autoren schließen daraus, dass das neue Coronavirus auch über die im Endothel vorkommenden ACE2-Rezeptoren in menschliche Zellen eindringt und zu einer generalisierten Entzündung des Endothels, einer Endotheliitis, führt. Dies betreffe alle Gefäßbetten im Körper: Herz-, Hirn-, Lungen- und Nierengefäße sowie Gefäße im Darmtrakt. Die Folgen seien schwere Mikrozirkulationsstörungen, die das Herz schädigen, Lungenembolien und Gefäßverschlüsse im Hirn und im Darmtrakt auslösen und zum Multiorganversagen bis zum Tod führen könnten.

 


Neueste Erkenntnisse zur Beatmung von COVID-19-Patienten

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 25.04.2020

nternational anerkannter Experte für schwere Lungenerkrankungen an der Universitätsmedizin Göttingen, Prof. Dr. Luciano Gattinoni, mit „Clinical Update“ in renommierter amerikanischer Fachzeitschrift „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) (umg) Der aktuelle Stand zur Wirksamkeit und Auswirkung von Beatmung bei COVID-19-Patienten ist Thema eines Beitrags im „Journal of the American Medi-cal Association“ (JAMA). JAMA zählt zu den weltweit führenden Wissenschaftsjournalen. In der neuesten JAMA-Ausgabe von Freitag, 24. April 2020, stellen Prof. Dr. Luciano Gattinoni, Universitätsmedizin Göttingen (UMG). und Prof. John J. Marini, Universität Minnesota/USA, in einem „Clinical Update“ bisher vorliegende weltweite Erfahrungen und Daten zusammen. Die Wissenschaftler gehören zu den bekanntesten Experten für Intensivtherapie, Lungenphysiologie und -pathophysiologie und mechanische Beatmung. Prof. Dr. Luciano Gattinoni leitet aktuell als Gastprofessor die Arbeitsgruppe „Akutes Lungenversagen“ an der Klinik für Anästhesiologie der UMG.



Passive Immunisierung - Covid-19-Antikörpern auf der Spur

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 24.04.2020

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) arbeiten an einer passiven Immunisierung gegen das Coronavirus mithilfe von monoklonalen Antikörpern.  Sie soll zum Beispiel Hochrisikogruppen und medizinisches Personal vor Covid-19 schützen, kann aber auch für die Therapie von schwerkranken Patienten interessant sein. In Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig sowie dem Deutschen Primatenzentrum in Göttingen sind dazu zwei Wege beschritten worden, heißt in einer Pressemeldung der Uniklinik Erlangen. Eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. Thomas Winkler, Inhaber des Lehrstuhls für Genetik am Nikolaus-Fiebiger-Zentrum für Molekulare Medizin der FAU, analysierte Blutproben von fünf genesenen Covid-19-Patienten . Darin identifizierten die Forscher rund 2000 verschiedene Antikörpergene. Von 20 bisher getesteten Antikörpern sei etwa ein Drittel gegen das neue Coronavirus gerichtet. Ein weiteres Team um Professor Dr. Hans-Martin Jäck, Leiter der Molekular-Immunologischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen, wiederum gewann Antikörper aus genveränderten Mäusen, die zuvor mit Bestandteilen des Coronavirus geimpft wurden. Auf diese Weise seien circa 20 Antikörper identifiziert worden, die sich im Kampf gegen das Virus eignen.


Unveröffentlichte Daten - Offenbar Rückschlag für Remdesivir

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 24.04.2020

Vorläufige Daten einer placebokontrollierten Studie, in der das Virostatikum Remdesivir bei Covid-19-Patienten getestet wurde, zeigen keinen Vorteil für den Wirkstoff. Die abschließende Auswertung steht allerdings noch aus. Das Breitspektrum-Virostatikum Remdesivir gilt als ein Hoffnungsträger gegen die durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Erkrankung Covid-19. Weltweit laufen mehrere Studien mit Remdesivir, deren Ergebnisse mit Spannung erwartet werden. Wie das Nachrichtenportal »Stat« berichtet, erschienen gestern vorübergehend Daten einer chinesischen Studie mit Remdesivir auf der Website der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die jedoch wieder gelöscht wurden. Offenbar waren die Ergebnisse, die gegenüber der Standardtherapie keinen Vorteil für Remdesivir zeigten, noch nicht zur Veröffentlichung bestimmt. »Stat« zeigt in seiner Meldung aber einen Screenshot der WHO-Seite mit dem Bericht. Demnach besserte sich der klinische Zustand von hospitalisierten erwachsenen Covid-19-Patienten, die mit Remdesivir behandelt wurden, nicht schneller als der von Patienten, die lediglich die Standardtherapie erhielten. Nach einem Monat waren 13,9 Prozent der Patienten im Remdesivir-Arm gestorben und 12,8 Prozent der Patienten im Kontrollarm. Der Unterschied war nicht statistisch signifikant. Die Studie sei vorzeitig beendet worden, weil es in China, wo die Zahl der Covid-19-Patienten zu diesem Zeitpunkt bereits abnahm, schwierig gewesen sei, Teilnehmer zu rekrutieren. Remdesivir sei in dieser Studie weder mit einem klinischen noch mit einem virologischen Vorteil assoziiert gewesen.

 


Europa - Übersterblichkeit durch Covid-19 erkennbar

Quelle: Pharmazeutische Praxis, 24.04.2020

 

In Europa sterben derzeit bedingt durch die Coronavirus-Epidemie mehr Menschen als sonst in dieser Jahreszeit. In Deutschland ist diese sogenannte Übersterblichkeit allerdings nicht zu erkennen, teilte heute das Robert-Koch-Institut mit. Bevölkerungsweite Daten aus europäischen Ländern wie Italien, Frankreich und Spanien zeigen, dass dort derzeit mehr Menschen sterben als ohne die Corona-Epidemie. Das erklärte Professor Dr. Lars Schaade, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), heute bei einem Pressebriefing. Trotz massiver Maßnahmen der Distanzierung in diesen Ländern liege die sogenannte Übersterblichkeit jetzt schon höher als bei schweren Grippewellen. Das zeigten Daten, die das europäische Zentrum für Mortalitäts-Monitoring EuroMOMO erhebe. Diese Übersterblichkeit sei nicht nur für einzelne schwer betroffene Länder, sondern gepoolt auch für ganz Europa erkennbar. In Deutschland ist ein solcher Anstieg der Mortalität nicht zu verzeichnen«, sagte Schaade. Das liege zum einen daran, dass Mortalitätsdaten nicht bundesweit, sondern nur in Hessen und Berlin flächendeckend erhoben würden. Zum anderen könne man davon ausgehen, dass hierzulande durch das frühe Einsetzen der Distanzierungs-Maßnahmen viele Todesfälle verhindert werden konnten, sagte Schaade. Dies gelte nicht nur für Covid-19, sondern auch für andere Todesfälle, die bei einer starken Überlastung des Gesundheitssystems hätten auftreten können.


Chinesischer Impfstoff schützt Rhesus-Affen vor SARS-CoV-2

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 24.04.2020

Während die Hersteller in westlichen Ländern bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 auf rekombinante Viren oder RNA/DNA-Vakzine setzen, hat eine chinesische Firma einen „klassischen“ Impfstoff aus inaktivierten Viren entwickelt. Laut ihrem Bericht in bioRxiv (2020; doi: 10.1101/2020.04.17.046375) wurden Rhesus-Affen sicher und effektiv vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus geschützt. Es gibt 2 klassische Formen der Impfstoffherstellung. Bei der ersten werden in Serie Tiere geimpft in der Hoffnung, dass sich die Pathogenität abschwächt, die Immuno­genität jedoch erhalten bleibt. Die Impfung erfolgt dann mit den abgeschwächten „attenuierten“ Lebendviren. Beispiele sind die Impfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Für SARS-CoV-2 kommen diese Impfstoffe nicht infrage, da die Entwicklung sehr zeitaufwendig ist.Eine raschere Alternative sind Totimpfstoffe. Die Impfung erfolgt mit abgetöteten Viren (oder Bakterien). Klassische Beispiele sind die Impfstoffe gegen Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus. Nach der ersten SARS-Epidemie wurde ein Impfstoff aus inaktivierten SARS-CoV-1 hergestellt und auch in einer ersten klinischen Studie getestet. Er könnte aufgrund einer Kreuzimmunität vielleicht vor SARS-CoV-2 schützen. Die klinische Entwicklung wurde jedoch eingestellt, nachdem das SARS-CoV-1 vollständig eliminiert wurde.