Verteilung von Spendernieren

Allokation Niere Quarks & Co 18 01 2011


Wie ein Sechser im Lotto – Wer bekommt die Spenderniere?

Quelle: Quarks & Co 18.01.2011

 

In Deutschland warten 8.000 Patienten auf eine Spenderniere. Nur mithilfe von Dialyse können sie überleben. Aber das künstliche Blutreinigungsverfahren ist eine enorme Strapaze und das über lange Zeit: In Deutschland beträgt die Wartezeit auf eine Spenderniere inzwischen etwa sieben Jahre. Entsprechend dringlich ist die Nachfrage und entsprechend groß der organisatorische Aufwand, der für eine gerechte Verteilung der Spenderorgane sorgt. Die Auswahl der Empfänger von Organen ist länderübergreifend organisiert. Für Deutschland, die Beneluxländer, Slowenien, Österreich und Kroatien macht das die Organisation Eurotransplant. Die Zentrale sitzt im holländischen Leiden. Eurotransplant hat ein Punktesystem entwickelt, nach denen die Spendernieren möglichst gerecht verteilt werden sollen.

 

Die Auswahlmaschine setzt an

Wenn ein Krankenhaus in Düsseldorf meldet, dass dort die Niere eines Spenders bereitsteht, setzt sich im holländischen Leiden der Großrechner in Gang, um unter den 10.000 Personen auf der Warteliste der sieben Länder den glücklichen Empfänger zu ermitteln.


Vor allen anderen erhält eine Gruppe sogenannter hoch immunisierter Patienten den Zuschlag. Das ist ein kleiner Personenkreis, der Spenderorgane extrem schlecht verträgt und deshalb bei der Suche nach passenden Organen sehr viel schlechtere Chancen hat. Abgesehen von diesem Spezialfall berücksichtigt das Verteilungsprogramm von Eurotransplant zunächst die Blutgruppe der Spenderniere. Im Düsseldorfer Fall ist das AB. Die Niere ist nur für Patienten gut verträglich, die dieselbe Blutgruppe haben. Das sind in diesem Fall etwa fünf Prozent. Alle anderen scheiden aus.

 

Verteilungskriterium Gewebemerkmale

Die Verbliebenen kommen in die zweite Runde. Wer hier die meisten Punkte erzielt, erhält vom Zentralrechner im holländischen Leiden den Zuschlag.


Die erste Kategorie für das Punkte sammeln sind sechs besonders wichtige genetische Gewebemerkmale. Je nach Zahl der Übereinstimmungen werden jetzt Pluspunkte vergeben (67 bis zu 333 Punkte). Die Idee dahinter hat medizinische Gründe: Je besser Spender und Empfänger in diesen Werten übereinstimmen, desto unwahrscheinlicher ist eine Abstoßung des Organs. Stimmen bei einer Person auf der Warteliste alle sechs genetischen Merkmale mit denen des Spenders überein, gibt es den Zuschlag sofort. Aber das kommt nur bei 20 Prozent der Fälle vor.

 

Kinder und Jugendliche erhalten in dieser Kategorie die doppelte Punktzahl.


Patienten mit seltenen Gewebemerkmalen haben schlechtere Chancen und erhalten zum Ausgleich bis zu 100 Punkte extra.

 

Verteilungskriterien Wartezeit und Wohnort

Die zweite Kategorie bei der Punkteverteilung ist die Wartezeit. Die Patienten erhalten für jedes Jahr Warten an der Dialyse 33 Punkte.

 

Dritte Kategorie ist der Wohnort des Empfängers. Kommt der Spender aus demselben Land, gibt es 100 Punkte extra. Stammt er sogar aus derselben Region, kommen noch einmal 200 Punkte dazu.

 

Pluspunkte gibt es außerdem für Staatsangehörige der Länder, in denen überdurchschnittlich viel gespendet wird. Das sind zum Beispiel Belgien, Österreich und Kroatien. Die Höhe dieser Ausgleichspunkte hängt davon ab, wie stark die Austauschbilanz zwischen diesen Ländern und Deutschland – wo vergleichsweise wenig gespendet wird – aktuell im Ungleichgewicht ist.

 

Dringlichkeitspunke für lebensbedrohlich Erkrankte

Lebensbedrohlich Erkrankte erhalten zusätzlich 500 Dringlichkeits-Punkte. Nachdem der Großrechner von Eurotransplant alle Kategorien abgearbeitet hat, ermittelt er die höchste Punktzahl und gibt den Namen des glücklichen Empfängers oder der glücklichen Empfängerin aus. Alle Übrigen müssen weiter warten.