Die Selbstpunktion

Kennen Sie als Dialysepatient, von der Punktion her folgende Szene auf dem Cartoon? Ich gebe zu dieser Cartoon ist sehr übertrieben. Es entspricht aber der Wahrheit, dass es immer wieder zu sogenannten Fehlpunktionen im Dialysezentrum kommen kann. Der Shunt ist einer extremen „Wiederverwendung ausgesetzt. Ca. 300-mal pro Jahr wird er punktiert. Zudem ist nicht jede Pflegekraft gleich gut bei der Punktion. Für junge aktive Patienten gibt es an der Stelle eine Möglichkeit, der Punktionslotterie aus dem Wege zu gehen und dem Shunt etwas Gutes zu tun. Das Zauberwort heißt Selbstpunktion. Bevor ich jedoch zum genauen Ablauf des Erlernens und dem Ablauf der Selbstpunktion komme, zuvor ein paar Fakten zu den Vorteilen.

 

Am Anfang des Vorhabens Selbstpunktion steht die Frage ist jeder Patient dafür geeignet? Klare Antwort "Nein". Stellt sich die Frage "Warum nicht?" Viele Patienten sind zu alt. Hinzu kommen noch Erkrankungen wie z.B. Nervenschädigungen, dadurch fehlt das Gefühl in den Fingern und den Händen. Auch frische Shunts dessen Gefäße noch nicht ganz ausgebildet sind, sollte man in den ersten Monaten nicht selbst punktieren. Es fehlt einem, wenn man nicht schon zuvor selbst punktiert hat, die Erfahrung.

Beispiele

Schlechter Shunt zur Punktion
Schlechter Shunt zur Punktion
Guter Shunt zur Punktion
Guter Shunt zur Punktion

Sie sehen am linken Bild der Shunt ist noch nicht so gut ausgebildet und daher schlecht zu punktieren. Eventuell rollt das Gefäß noch zur Seit. Hier sollte das Pflegepersonal noch eine Zeit punktieren. Solange, bis der Shunt eine klare Linie hat wie auf dem rechten Bild.

 

Theorie

Der Anteil an Patienten, die sich selbst punktieren ist sehr gering. Bundesweit gibt es ca. 84.000 Dialysepatienten davon punktieren ca. 2 % selbst. Woran liegt es, dass die Patienten selten selbst punktieren?

  1. Am Alter. 80 % der Dialysepatienten sind zwischen 70 und 80 Jahren.
  2. Am Pflegepersonal. In vielen Dialysen wird auf ein junges dynamisches Team gesetzt. Das Personal kennt oft die Möglichkeit der Selbstpunktion gar nicht.
  3. Der Patient hat Angst davor, sich selbst zu punktieren.

Es gibt nur wenig Literatur zur Selbstpunktion "Lasse Krause" hat 2004 einen Bericht dazu geschrieben und Zahlen durch eine Umfrage in 20 Dialysezentren erhoben. Er stellte dabei fest: "

  • Patienten, die selbst punktieren sind in einer Altersklasse zwischen 20 und 60 Jahre.
  • Patient haben von der Möglichkeit der Selbstpunktion vom Pflegepersonal/Mitpatienten gehörten.
  • Fehlpunktionen sind  durch die Selbstpunktion bedeutend weniger geworden.
  • Jeder der befragten Personen, die sich selbst punktierten, würden es ihren Mitpatienten auch empfehlen."

In der Befragung von Lasse fragte er die Personen, mit welchen Argumenten sie ihren Mitpatienten zur Selbstpunktion raten würden?  

  1. Man ist entspannter für die Dialyse.
  2. Man muss sich nicht auf das Können des Pflegepersonals verlassen.
  3. Die Selbstpunktion sorgt für eine längere Lebensdauer des  Shunts.
  4. Das Selbstwertgefühl steigt und man kann aktiv an der Behandlung mitarbeiten.
  5. Die Selbstpunktion bringt weniger Schmerzen.

Alle die genannten Punkte kann ich selbst aus eigener Erfahrung nach 21 Jahren Selbstpunktion bestätigen. Zudem kann man auch einen Urlaub in einer fremden Dialyse entspannter entgegen gehen.

 

Die Selbstpunktion in der Praxis

Sie möchten nun selbst punktieren? Was müssen Sie nun tun?

Schauen Sie bei der Punktion nicht weg, sondern schauen Sie dem Personal auf die Finger und lernen Sie. Überlegen Sie sich nach der Überwindung zuzuschauen, ob sie sich trauen würden, selbst zu punktieren. Wenn Sie die Frage für sich selbst mit Ja beantwortet haben, sprechen Sie das Pflegepersonal und die Ärzte darauf an, ob es bei ihnen möglich ist. Eventuell muss man noch warten, weil der Shunt noch nicht ausgebildet genug dafür ist. Ist es möglich, wird man sich im Dialysezentrum Gedanken machen  und beginnen Sie langsam auf das Thema vorzubereiten. 

Wie läuft die Vorbereitung auf die Selbstpunktion im Zentrum? Da es nur wenige Patienten gibt die selbst punktieren gibt es auch keine einheitlichen Schulungsprogramme. Mir ist keines bekannt. Eventuell gibt es eine Lerneinheit beim Training zur Heimdialyse.

Eine Vorbereitung könnte wie folgt ablaufen:

  1. Man erklärt dem Patienten den Shunt.
  2. Man lernt den Shunt und seinen Verlauf durch intensives Abtasten mit den Fingern kennen.
  3. Man wird über die verschiedenen Punktionsarten aufgeklärt.
  4. Patient übt die Punktion an einem Plastikschlauch, um ein Gefühl für die Nadel zu entwickeln.

Die verschiedenen Punktionsarten:

 

Strickleiterpunktion

Hierbei wird der Shunt auf seiner ganzen Länge ausgenutzt. Die Punktionskanülen werden von Mal zu Mal um einige Millimeter oberhalb der letzten Einstichstelle gesetzt.

Arealpunktion

Bei dieser Methode wird arteriell als auch venös immer wieder in einem bestimmten Bereich punktiert. Anstatt die gesamte Shuntlänge auszunutzen, wird jeweils nur eine Strecke von ca. 2 – 3 cm benutzt.

Knopflochpunktion

Einige wenige Stichkanäle werden immer wieder benutzt. Für den Erfolg dieser Methode ist es entscheidend, dass die Kanüle die Gefäßwand jeweils an der gleichen Stelle und Winkel durchdringt.

Für die Knopflochpunktion gibt es auch spezielle Nadeln die "Buttonhole Kanüle" genannt wird. Mehr Infos dazu finden Sie hier.


Ablauf der Selbstpunktion

Die Desinfektion

Der Shunt sowie die Hände müssen vor jeder Punktion gründlich desinfiziert werden.

Blutstauung

Durch das Anlegen eines Stauschlauches (Gummiband) staut man den Shunt so, dass er gut mit blutgefüllt ist und sich so gut ertasten sowie punktieren lässt.

Nadelhaltung

Die Nadel hält man am besten, zwischen Daumen und Zeigefinger an den Flügel fest.

Fassen wir den Ablauf zusammen: Gefäß abtasten Punktionsstelle festlegen, Hände und Arm desinfizieren. Stauschlauch anlegen, Punktionsnadel auspacken und dann stechen.


Ablauf der Selbstpunktion

Nadel im richtigen Winkel für die Tiefe des Shunts ansetzen.

Hier liegt der Shunt flach, also ergibt sich daraus ein flacher Stichwinkel.

Der Einstich erfolgt.

Der Stich ist erfolgt.

Wenn die Nadel richtig liegt, sollte Blut an der Nadel über den Flügeln zu sehen sein und leicht pulsieren.

Nach der Punktion wird die Nadel mit Pflaster fixiert. Die Punktion ist beendet.


Zusammenfassung Punktionsablauf

  1. Gefäß abtasten.
  2. Punktionswinkel und Stelle bestimmen.
  3. Shunt punktieren.
  4. Lage kontrollieren.
  5. Nadel mit Pflaster fixieren.

 

Fassen wir die Vorteile der Selbstpunktion zusammen:

  1. Sie sind über ihren Shunt informiert und Sie entwickeln ein Shuntbewusstsein.
  2. Sie kennen die verschiedenen Punktionsarten und können sie zielsicher anwenden.
  3. Sie erkennen selbst frühzeitig Veränderungen am Shunt.
  4. Das Selbstwertgefühl wird durch die Eigenverantwortung gestärkt.
  5. Die Angst vor der Behandlung wird überwunden.
  6. Man ist entspannter für die Dialyse.
  7. Man muss sich nicht auf das Können des Pflegepersonals verlassen.
  8. Der Shunt hat eine längere Überlebensdauer.
  9. Sie haben weniger Schmerzen.

Auch wenn Sie nicht selbst punktieren, schenken Sie Ihrem Shunt tägliche Aufmerksamkeit!

 

Drei Worte gebe ich Ihnen dazu wiederholt mit auf den Weg:

  1. Hören… Hören Sie täglich, ob Ihr Shunt noch läuft und die Shuntmelodie gleich bleibend ist!
  2. Fühlen… Fühlen Sie täglich, ob der Shunt noch schwirrt!
  3. Tasten… Tasten Sie Ihren Shunt täglich ab, ob er an allen Stellen weich ist.

So tun Sie von Ihrer Seite das Bestmöglichste, damit Ihre Lebensader möglich lange hält!

Am Ende kann ich es nur mit den Worten von "Lasse Klaus" sagen: "Ein aufgeklärter und selbst aktiv  mitarbeitender Patient, ist die beste Voraussetzung für ein gutes Behandlungsergebnis…"

 Sollten Sie zu diesem Bericht Fragen haben, können Sie mich gerne kontaktieren.


Ablauf der Selbstpunktion im Film

Bitte entschuldigen Sie, meine uneleganten Bewegungen, ich bin kein Filmschauspieler, der darauf acht legt. Ich denke aber der wichtigste Punkt ist gut zu erkennen. ;-)