Thomas Lehn Lebenswerk


Vorwort

 Sehr geehrte Besucher der Seite „Lebenswerk Thomas Lehn“.

 

Thomas Lehn verstarb am 06.07.2021. Er lebte bis dahin ununterbrochen ohne Transplantation, 51 Jahre mit der Dialyse. 38 Jahre machte er davon Heimdialyse. Er gehörte so mit, wenn nicht zu dem Patienten, der weltweit am längsten mit der Dialysetherapie überlebte. Mit seinen Erfahrungen, setzte er sich in einer außerordentlichen aktiven weiße in der Selbsthilfe zusammen mit seiner Frau Beate für seine Mitpatienten ein. Hierzu gründete er darüber hinaus  auch die Homepages, „Dialyseshunt“, „Heim-Hämodialyse“, „Thomas Lehn Hämodialyse“, „Thomas Lehn Reisen“ uvm. Nach seinem Tod wäre das digitale Vermächtnis-Lebenswerk mit teils historischen Daten, aber auch sein wertvoller Erfahrungsschatz für alle verloren gegangen. Seine Frau Beate hat mir erlaubt, diese Daten auf meine Homepage unter „Thomas Lehn – Lebenswerk“ zu übernehmen. So bleibt sein digitales Wirken weiter Erhalten und informiert auch zukünftig Patienten. Dies war ihm im Leben eine Herzensangelegenheit. Lesen und erfahren Sie selbst auf den folgenden Seiten, welche außerordentliche Persönlichkeit Thomas Lehn, den ich Freund nennen durfte, war.

 

Im würdigen Gedenken an Thomas Lehn

 

Martin G. Müller

Spektrum Dialyse




*1956 - †2021

Du wirst immer in unserem Herzen bleiben.

Welcome to my life...

Das Leben wird nicht an der Anzahl der Atemzüge gemessen,
sondern an den Orten und Momenten, die uns den Atem berauben.

(Zitat eines unbekannten Authors)

Thomas Lehn - 50 Jahre Hämodialyse

Wahrscheinlich bin ich weltweit der Mensch, der am längsten dialysiert, ohne jemals transplantiert gewesen zu sein.
(Antrag im Guinness Buch der Rekorde habe ich gestellt!)


Auf meinen Webseiten informiere ich über die Heim-Hämodialyse, über den Dialyseshunt, über Urlaubsmöglichkeiten für Dialysepatienten und vieles mehr.


Außerdem möchte ich mit meiner Homepage andere Dialysepatienten, die genauso wie ich die Dialyse lebenslang benötigen, Mut machen und ihnen zeigen, dass man wie ich 50 Jahren einigermaßen gut an der Maschine überleben kann.


"Ein harter Weg, der Anerkennung verdient
und zum Nachdenken anregt."

Prof. Dr. med. Martin Zeier (Nierenzentrum Heidelberg)
bemerkenswerter Ausspruch eines von mir sehr geschätzten Nephrologen

- Juni 2014 - 30 Jahre mit meiner lieben Frau Beate verheiratet -

"Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem Stand"

Vortrag in Porto (Portugal) 2018:15th Middle East and Africa Nephrology Forum (MEA):
"HOME HD PATIENT EXPIRIENCE"

 

Meine Meinung:

Dialyse ist für mich eine lebensnotwendige Maßnahme, ohne die ich nur wenige Tage überleben würde.

Lange Zeit konnte ich nicht transplantiert werden, dann habe ich sehr lange auf ein gutes Organ gewartet.

 

Nun habe ich mich in den vergangenen Jahren an die Nierenersatztherapie (Heim-Hämodialyse) gewöhnt und glaube, dass es für mich persönlich das beste Verfahren ist, um langfristig und ohne vorhersehbare lebensbedrohliche Nebenwirkungen (wie sie bei einer Transplantation eintreten können) zu überleben.

 

Eine transplantierte Niere hält im Durchschnitt ca. 8- 10 Jahren. Statistisch gesehen, müßte ich schon mehr als 4mal transplantiert worden sein, um heute noch leben zu können.

Wahrscheinlich kann ich auch nicht mehr transplantiert werden!

 

Das heißt aber nicht, dass ich gegen die Transplantation bin!
Sie ist für viele Menschen die einzigste und beste Lösung!


Meine Geschichte

Thomas Lehn in der Zeitschrift: Therapiewoche von 1970
Thomas Lehn in der Zeitschrift: Therapiewoche von 1970

In der Zeit, in der ich dialysepflichtig wurde, war der Beginn der Hämodialysebehandlung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland.

 

Nachdem ich als Kind mit eiweissarmer und salzsloser Diät und in halbjährlichen Untersuchungsintervalle beim Kinderarzt meine Niere erhalten konnte, setzte meine linke Niere - als ich 14 Jahre alt war - aus. Meine rechte Niere wurde mir entfernt, als ich 5 Jahre alt war. Ich mußte an die Peritonaldialyse in die Uni-Klinik Mainz. Nach einer Dialyse (und einer abgebrochenen Dialysebehandlung)ging es mir gesundheitlich so schlecht, dass die Ärzte nur noch die Möglichkeit sahen (meine Eltern bestanden darauf), mich nach Heidelberg in die Chirurgische Klinik zu Dr. Schüler zu verlegen. 1970 gab es außer Heidelberg nur noch 2 Kliniken in Europa, die Kinder unter 14 Jahren über den Blutweg (Hämodioalyse) dialysierten.

Thomas Lehn vor der 1. Hämodialyse 1970
Thomas Lehn vor der 1. Hämodialyse 1970

Thomas Lehn 18 Jahre
Thomas Lehn 18 Jahre
Thomas Lehn nach der 3. Hämodialyse 1970
Thomas Lehn nach der 3. Hämodialyse 1970

Thomas Lehn 23 Jahre
Thomas Lehn 23 Jahre

In diesem sehr bedenklichen morbunten Zustand wurde ich schnellstens nach Heidelberg gebracht. Ich hatte keine Sehkraft mehr; mein Blutdruck war 280 mmHg. Außerdem war eine ausgeprägte Pericaditis mit Rechtsinsuffiziens des Herzens eingetreten.

 

Nach der bedrohlichen Anfangszeit und Dank der medizinischen und psyschologischen Betreuung ging es mir Tag für Tag besser.


Nach einigen Monaten durfte ich nur am Wochenende nach Hause; später fuhr mich meine Mutter 3x in der Woche zur Dialysebehandlung nach Heidelberg (240 km).

 

Ich behaupte, dass bei angemessener staatlicher und menschlicher, sozialer Hilfe durch Familie, Freunde, Lehrer, Schwestern und Ärzte, die Jugendlichen (natürlich muß der eigene Wille da sein), trotz der Künstlichen Niere fast wie Gesunde leben können, sich weitgehend normal entwickeln und unter echter Rehabilitation voll in das Erwachsennenalter und Berufsleben integriert werden können.

 

An den dialysefreien Tage ging ich zur Schule, und außerdem erhielt ich mit staatlicher Unterstützung Hausunterricht, so daß ich die Mittlere Reife erlangen konnte; später Abitur.

In Heidelberg-Wieblingen absolvierte ich in 18 monatiger Ausbildung meinen Beruf als DV-Kaufmann. Ohne lang arbeitslos zu sein, fand ich bald eine Stelle als DV-Programmierer in Mainz im Rechenzentrum des Landes, wo ich heute noch in Vollzeit beschäftigt bin. Zur Dialyse nach Heidelberg fuhr ich 3 mal in der Woche nach der Arbeit noch 5 Jahre, bis ich in Mainz 1983, nachdem ich von zu Hause auszog und mit meiner Freundin zusammenzog, mit der Heim-Hämodialyse begann.

 

Da ich weiterhin als Volljähriger in Heidelberg dialysieren wollte und zu den Ärzten in Heidelberg größtes Vertrauen hatte, machte ich den Führerschein mit 18 Jahren und fuhr dann selbst dreimal in der Woche mit dem eigenen PKW zur Dialyse nach Heidelberg.

 

Mit Hilfe von Herrn Dr. Schüler, Dr. Ikinger, Dr. Tonessen und den Ärzten und Schwestern von damals, meinen Ärzten in der Vergangenheit, meinen Eltern und ganzen Familie, meiner damaligen Freundin und jetzigen Frau, meinen Freunden und meiner positiven Einstellung zum Leben, habe ich die schwierigen Stationen in den bis jetzt fast 49 Jahren gemeistert.


Ich bin nicht mit Shuntoperationen verschont geblieben. Ob es Ostern war oder im Urlaub, ich weiss nicht mehr wie oft ich unter dem Messer gelegen habe und meine Dialysezugänge revidiert oder erneuert wurden.

Bei einem unverschuldenen schweren Autounfall mit Totalschaden am Fahrzeug in der Schweiz,erlitt ich so schwere lebensgefährliche Verletzungen,so daß ich mit einem Lear-Jet der Schweizer Rettungswacht nach Heidelberg überführt werden mußte.

 

Es geht immer weiter und die Kraft, die ich aus den Situationen schöpfe, sowie die Hilfe meiner Familie und Freunden und nicht zuletzt der Wille als behinderter Mensch fast alles wie ein gesunder Mensch machen zu können, macht das Leben lebenswert.

 

An dieser Stelle danke ich auch Allen, die mich in den fast 49 Jahren Dialyse mit Rat und Tat zur Seite standen; die ich in dieser Zeit als Freunde gewonnen habe und mich "als fast gesunden Menschen mit Handycaps" akzeptiert haben.

Natürlich hat mich das Leben mit anderen Erkrankungen gebeutelt, die mit der Dialysebehandlung nicht zusammenhängen.

Im Jahr 2013 hat ich eine schwere OP am Spinalkanal und 2015 hatte ich einen Keim in meiner linken Hüfte, so dass ich über ein Jahr ohne Hüfte leben mußte und im Rollstuhl verbringen musste. Leider habe ich bis heute noch nicht die eigene Kraft erlangt, aus dem Rollstuhl zu kommen und auf eigenen Beinen wieder stehen zu können. Das Leben geht weiter!

Ehrenamtpreis 2017 von Ministerpäsidentin Malu Dreyer erhalten.
Ehrenamtpreis 2017 von Ministerpäsidentin Malu Dreyer erhalten.

..... until death do us part!




Für meine jahrzehntelange Ehrenamtsarbeit und für mein bürgerliches Engagement in der Nierenselbsthilfe wurde ich ausgezeichnet.


Ich bin geehrt und freue mich, dass ich von unserem Bundespräsident

Herrn Frank-Walter Steinmeier

das Verdienstkreuz am Bande

der Bundesrepublik Deutschlands

verliehen bekam.

Thomas Lehn, für besondere Dienste in der Nieren-Selbsthilfe



Überreichung des Verdienstkreuzes am Bande von Frau Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler am 15.August 2019


Auf Vorschlag von Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat mir Bundespräsident Herr Frank-Walter Steinmeier das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Diese Auszeichnung wurde mir von der rheinland-pfälzischen Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Frau Sabine Bätzing-Lichtenthäler in einer sehr emotionalen und beeindruckenden Feierstunde im Ministerium überreicht.


"Sie haben sich außerordentliche Verdienste im Rahmen Ihrer ehrenamtlichen Arbeit für Dialysepatientinnen und -patienten erworben. Ich, lieber Herr Lehn, finde es toll, was Sie trotz Ihres Handicaps in den letzten 46 Jahren geleistet haben und noch immer leisten."

links unten: Magdalena Lehn, Thomas Lehn, Beate Lehn, Staatsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler

links oben: Prof. Dr. Uwe Ikinger, Ute Deister, Kreistagsabgeordnete Ursula Hartmann-Graham, MDL Thomas Barth, Claudia Gross,

Hans Gross, OB Ralf Claus

links unten: Prof. Dr. med. Uwe Ikinger, Staatsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Thomas Lehn links oben: Annette Diehl, Claudia Gross, Hans Gross, Ute Deister, Beate Lehn, Magdalena Lehn
links unten: Prof. Dr. med. Uwe Ikinger, Staatsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Thomas Lehn links oben: Annette Diehl, Claudia Gross, Hans Gross, Ute Deister, Beate Lehn, Magdalena Lehn

"Im Vorstand des Bundesverbandes Niere e.V. arbeiten Sie aktiv mit. Hier haben Sie sich auf das Thema des chirurgisch geschaffenen Gefäßanschlusses für die Dialysebehandlung - dem Dialyseshunt - spezialisiert und halten zu diesem Thema Vorträge und erarbeiten patientengerechte Informationsliteratur."

Dankesrede von Thomas Lehn

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Dankesrede
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Antwort Staatskanzlei
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Brief zum Vorschlag des Verdienstkreuzes
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Vita und Publikationen Thomas Lehn
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Empfang im Ratsaal in Gau-Algesheim am 16.August 2019
Empfang im Ratsaal in Gau-Algesheim am 16.August 2019

Der Grund für diesen Empfang war die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande durch den Bundespräsident Herrn Frank-Walter Steinmeier für die ehrenamtliche Arbeit oder wie man heute sagt, für das bürgerliches Engagement in der Nierenselbsthilfe seit mehreren Jahrzehnten. Einen Tag zuvor bekam Thomas Lehn das Bundesverdienstkreuz von der Staatsministerin Frau Sabine Bätzing-Lichtenthäler in einer sehr emotionalen und beeindruckenden Feierstunde im Ministerium in Mainz überreicht.

 

In einem feierlichen Empfang wurde Thomas Lehn von Herrn Bürgermeister Michael König und von Herrn Alt-Bürgermeister Dieter Faust im ehrwürdigen Ratssaal des Rathauses in Gau-Algesheim begrüßt. Der Eintrag in das "Goldene Buch der Stadt" war für Thomas Lehn eine große Ehre.

Dankesrede

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Sein Buch

  • Herausgeber ‏ : ‎ BoD – Books on Demand; 2. Edition (8. Dezember 2011)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 196 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3842306997
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3842306998
  • Abmessungen ‏ : ‎ 14.81 x 1.07 x 21.01 cm

Copyright by Thomas Lehn