Der Dialyseshunt - die Lebensader der Dialysepatienten Teil. 2

 

Denken Sie mal zurück, als sie z.B. die letzte Waschmaschine gekauft haben, den letzten Staubsauger, das letzte Auto, oder auch den Hausarzt gewechselt haben. Als Sie Waschmaschine, Staubsauger oder Auto gekauft haben, haben Sie sicherlich Vergleiche angestellt und Angebote eingeholt und sich über die Leistung informiert. Mit Sicherheit war das beim Autokauf so. Keiner kauft doch die Katze im Sack. Den Hausarzt haben Sie im Laufe ihres Lebens sicher auch schon gewechselt. Bei der Suche nach einem neuen Arzt haben Sie sich vor dem Wechsel über die Qualität des Arztes informiert. Nach dem Motto:  „Nur nichts dem Zufall überlassen!“

 

Das vorgezeichnete Handeln ist nachvollziehbar. Was ich jedoch nicht verstehe, ist, dass Dialysepatienten, bei der Anlage ihrer „Lebensader Shunt“, von dessen Qualität das eigene Leben abhängig ist, keine Vergleiche einholen und sich informieren. Viele gehen ohne große Gegenwehr zum Gefäßchirurgen, den der Dialysearzt oder die Klinik vorgibt. Patienten vertrauen ohne kritisch zu hinterfragen ihr Leben sowie ihre Lebensqualität den Ärzten an. Die Divise lautet: „Wird schon richtig sein, wenn der Doktor mich dahin schickt!“ Eine Einstellung, bei der sich mir die Haare sträuben. Gerade im Blick auf jüngere Patienten, die noch Jahrzehnte Dialyse vor sich haben.

 

Daher muss ich, mit bundesweitem Überblick über die Behandlungsqualität widersprechen! In den letzten Jahren hat das Angebot an shuntchirurgischen Angeboten in Kliniken, stark zugenommen. Seither beobachtet man, dass viele Patienten bei Shuntanlagen, häufig nachoperiert werden müssen, bis dieser Dialyse tauglich ist. Die Situation beobachtet man nicht nur, sondern hört sie von Patienten sowie Pflegepersonal.

 

Als Patientenberater hat man gegenüber den Patienten eine gewisse Verantwortung. Die ich, um es deutlich zu sagen, beim Thema Shunt verschieden Ärzten absprechen möchte. Hätten Sie diese, würden sie ihre Patienten vor bestimmten Operationssälen im Land schützen und nicht hinüberweisen. Sie würden ihre Patienten dann gleich zum Fachmann mit Erfahrung schicken, wo man genau weiß hier passieren die wenigsten Zwischenfälle. Ortsnah mit Familienanbindung mag für den Patienten angenehm sein, aber nicht immer die beste Wahl bei schwieriger Gefäßsituation.

 

Ich vertrete die Meinung, dass eine Klinik die weniger als 100 Shuntoperationen im Jahr vornimmt, diese lebenswichtige Leistung, nicht anbieten dürfte. Ich nehme mal mein Bundesland das Saarland als Beispiel. Im Saarland gibt es aktuell ca. 1300 Dialysepatienten. Patienten, die alle schon mit einem Dialysezugang Katheter oder Shunt versorgt sind. Im Jahr kommen ca. 200 neue Patienten hinzu. Mir sind im Saarland acht Kliniken bekannt, die in ihren gefäßchirurgischen Abteilungen, auch Shuntchirurgie anbieten. Das bedeutet gleichzeitig, dass in keiner Klinik 100 Shunts angelegt werden können. Es gibt weit über 100 verschiedene Operationstechniken einen Shunt anzulegen. Wie hoch mag da die Erfahrung sein, wenn in einer kleinen Klinik ein solch chirurgischer Eingriff stattfindet?! Geht man zudem davon aus, dass nicht alle Operationen vom gleichen Arzt ausgeführt werden. Ich denke, selbst der Chirurg würde bei einer einfachen Blindarm Op, zum Kollegen mit der größten Erfahrung gehen.

 

So bin ich z.B. im Fall des Saarlandes der Meinung, dass man zum Wohle der Patienten, ein Shuntkompetenzzentrum schaffen sollte. Eine Stelle, wo alle Eingriffe in dem kleinen Land stattfinden. So wie es z.B. in diesem Jahr an der Uniklinik Homburg in Vorbildfunktion entstanden ist (Bericht in Ausgabe Nr. 2-2016). Das erkennt auch als Beispiel die Politik. Zitat aus der Saarbrücker Zeitung vom 10.12.2016 da heißt es Zitat: "Natürlich geht es darum die bestmögliche Behandlung der Patienten zu erzielen. Wenn eine Klinik nur eine handvoll Fälle einer bestimmten Krankheit/Eingriff im Jahr hat, ist es besser, an jene Häuser zu überweisen, die mehr davon verstehen." Der Gemeinsame Bundesausschuss legte schon lange Qualitätskriterien fest, die eine Mindestmengenreglung bei Eingriffen vorgeben. Darauf beruhend, sollte in kleinen Bundesländern "ein" zentrales Kompetenzzentrum, zum Wohle der Dialysepatienten für Shuntchirurgie, geschaffen werden.

Schaut man in die überregionalen Shuntkompetenzzentren wie Offenburg, Wiesbaden, Hüls, usw., wo Spezialisten für diesen Eingriff sitzen, stellt man fest, dass da an die 2000 solcher Operationen jährlich vorgenommen werden. Da sind dann wirklich Spezialisten anzutreffen. Gerade für ältere Patienten mit schwieriger Gefäßsituation mit Arterienverkalkung durch das Krankheitsbild der Diabetes verursacht, wäre die überregionale Adresse die beste Anlaufstation. Hier sind zum Beispiel vielfache Nachoperationen, die in kleinen Krankenhäusern häufiger sind, selten.

 

Gerade mit diesem Hintergrund befürworte ich, wann immer ich gefragt werde, den Weg in ein überregionales Zentrum. Viele Patienten dankten es mir auch schon, nach dem sie zahlreiche vergebliche Operationen vor Ort hinter sich hatten. Die Aussage, die ich auf allen Kommunikationswegen danach immer höre, ist: "Warum hat mein Arzt mir diese Adresse nicht gegeben...?!" Mir bleibt dann leider immer ein Schweigen/ Schulterzucken.

 

Fragen Sie kritisch nach, es ist Ihr Leben und der Arzt ist Berater kein Befehlshaber! Eine Nierenerkrankung bedeutet zudem nicht den Verlust des selbstständigen Denkens!

 

Weitere Informationen zum Thema Shunt finden Sie zudem auch im Internet unter www.dialyseshunt.com