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Letzte aktualiesierung 24.04.2020


SARS-CoV-2 könnte auch über Nase und Darmschleimhaut in den Körper gelangen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 24.03.2020

 

Cambridge, Massachusetts und Cambridge, England − Das Rezeptorprotein ACE2 und das Enzym TMPRSS2, die das neue Coronavirus SARS-CoV-2 für den Eintritt in die Zellen benötigt, befinden sich nicht nur auf den Epithelzellen der Atemwege. 2 Teams berichten in Nature Medicine (2020; DOI: 10.1038/s41591-020-0868-6) und Cell (2020; DOI: 10.1016/j.cell.2020.04.035), dass die Viren möglicherweise auch Zellen in der Nasenschleimhaut und im Darm infizieren. Die Pathogenese von COVID-19 ist bisher nur in Ansätzen bekannt. Fest steht, dass die Lunge nicht das einzige Organ ist, das vom Virus infiziert wird. Bei vielen Patienten kommt es zu einer Schädigung des Herzmuskels oder zu einem Multiorganversagen, das sich allein durch einen Befall der Lungen nicht erklären lässt. Forscher aus den USA und Europa haben jetzt den „Human Cell Atlas“ (HCA) nach Hinweisen auf ACE2 und TMPRSS2 durchsucht. Der HCA ist ein Kataster für die in den unterschied­lichen Zelltypen gebildeten Proteine. Diese Proteine werden anhand der Boten-RNA identifiziert, die Informationen an den Chromosomen abliest und zu den Ribosomen transportiert, wo die Proteine produziert werden.

 


COVID-19: ACE-Hemmer/Sartane laut Studie nicht für schweren Verlauf verantwortlich

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 24.04.2020

Der auffallend hohe Anteil von Hypertonikern unter den Patienten mit einem schweren Verlauf von COVID-19 ist laut einer Studie in JAMA Cardiology (2020; DOI: 10.1001/jamacardio.2020.1624) nicht auf den Einsatz von ACE-Hemmern oder Sartanen zurückzuführen. Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 nutzt das Angiotensin-Converting-Enzym (ACE) 2 als Rezeptor für den Eintritt in die Zellen. Eine andere ACE-Variante ist bekanntlich an der Blutdruckregulation beteiligt. ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Blockern (Sartane) erzielen hier ihre Blutdruck-senkende Wirkung. Dies hat in den letzten Wochen zu Spekulationen geführt, nach denen der hohe Anteil von Hypertonikern unter den Patienten und der offenbar schwere Verlauf bei diesen Patienten mit dem Einsatz von ACE-Hemmer und/oder Sartanen zusammenhängt. Ein Team um Aiping Deng vom Zentralhospital der Stadt Wuhan, wo die Epidemie ihren Ursprung nahm, hat aus diesem Anlass noch einmal die Daten von 1.178 Patienten ausgewertet, die bis Mitte März in der Klinik behandelt wurden. Auffällig ist erneut der hohe Anteil von Hypertonikern unter den Patienten.


SARS-CoV-2: Reinhardt für frühe Planung bei Impfstoffvergabe

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 24.04.2020

Der Präsident der Bundes­ärzte­kammer (BÄK), Klaus Reinhardt, hat frühzeitige Planungen für die Vergabe eines Impfstoffs gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 ange­mahnt. Schon jetzt müssten Konzepte für eine „gestaffelte Verteilung“ des Serums ent­wickelt werden, sagte der BÄK-Präsident den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Besonders wichtig sei es, zunächst die Beschäftigten im Gesundheitswesen zu schützen, um die gesundheitliche Versorgung sicherzustellen. „In einem nächsten Schritt müssen die Menschen zum Zuge kommen, die einer Risiko­gruppe angehören. Und dann hoffent­lich bald die gesamte Bevölkerung“, sagte er. Reinhardt führte aus, es sei gut, dass inzwischen die ersten klinischen Tests für einen Coronaimpfstoff liefen. Bis zu einem zugelassenen Impfstoff sei es allerdings noch ein langer Weg, „und ganz sicher werden wir nicht auf einen Schlag ausreichend Impfdosen für alle Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung haben“. Daher sei es notwendig, bereits jetzt Kriterien für eine spätere Vergabe festzulegen.


Entzündungshemmende Medikamente schützen vor COVID-19

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 23.04.2020

COVID-19 führt zu einer ähnlichen überschießenden Immunreaktion in der Lunge wie Rheuma, Schuppenflechte oder Darmentzündungen in den jeweiligen betroffenen Organen. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun in einer Studie gezeigt, dass Medikamente, die gegen die Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, sogenannte Zytokin-Hemmer, COVID-19-Infektionen hemmen, bevor die Viren sich im Körper ausbreiten können. COVID-19 löst eine überschießende Immunreaktion aus, die zu einer Entzündung der Lungenbläschen führt, was wiederum den Gasaustausch in der Lunge empfindlich stört. Diese Entzündungsreaktion wird durch Botenstoffe (Zytokine) ausgelöst, die von den Lungen- und Immunzellen produziert werden. Mehrere dieser Botenstoffe, wie Tumornekrosefaktor alpha (TNFα), Interleukin-6 und Interleukin-1, spielen auch bei Erkrankungen wie Rheuma, Darmentzündung sowie Schuppenflechte eine wesentliche Rolle und werden bereits heute mit speziellen Therapeutika, sogenannten Zytokin-Hemmern, behandelt. Prof. Dr. Georg Schett, Lehrstuhl für Innere Medizin III, Prof. Dr. Michael Sticherling, Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten, und Prof. Dr. Markus Neurath, Lehrstuhl für Innere Medizin I und Sprecher des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen der FAU, haben in den vergangenen drei Wochen 1000 Probandinnen und Probanden auf Antikörper gegen COVID-19 untersucht. Unter den Testpersonen waren Patientinnen und Patienten mit Immunerkrankungen, die Zytokin-Hemmer einnehmen, sowie Kontrollpersonen aus dem medizinischen Bereich. Das Ergebnis: Während ca. 4 Prozent der medizinisch-tätigen und 2 Prozent der nicht-medizinisch-tätigen Kontrollpersonen Antikörper gegen Coronavirus nachwiesen, hatte niemand der an Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte leidenden Patientinnen und Patienten Antikörper gegen das Coronavirus im Blut. „Es scheint, dass die Zytokin-Hemmer die Infektion mit SARS-COV-2-Viren von Anfang an einschränken, so dass keine Antikörper gebildet werden“, sagt Prof. Schett.


Die Eintrittspforten für SARS-CoV-2

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 23.04.2020

 

Zwei Zelltypen in der Nase sind wahrscheinlich die ersten Eintrittspforten für das neue Coronavirus. Anhand von Daten aus dem Human Cell Atlas haben Forscher*innen bei Becherzellen und Flimmerepithel in der Nase besonders viele der Proteine entdeckt, die SARS-CoV-2 nutzt, um in unsere Zellen zu gelangen. Dass Forscher*innen des Wellcome Sanger Institutes, des Universitätsklinikums Groningen, der Universität Cote d'Azur und des CNRS in Nizza und ihre Kolleg*innen des Human Cell Atlas Lung Biological Network diese Zellen identifiziert haben, könnte zur Erklärung der hohen Übertragungsrate von SARS-CoV-2 beitragen. Die erste Veröffentlichung mit dem Lung Biological Network ist ein Teil der laufenden internationalen Bemühungen, die Daten des Human Cell Atlas zum Verständnis von Infektion und Krankheit zu nutzen, berichten sie heute (am 23. April) im Fachjournal „Nature Medicine“. Darüber hinaus zeigt die Publikation, dass Zellen im Auge und in einigen anderen Organen wie dem Herzen ebenfalls diese Eintrittspforten für die Viren aufweisen. Sie sagt voraus, wie ein wichtiges Eintrittsprotein zusammen mit anderen Genen des Immunsystems reguliert wird und offenbart mögliche Ziele, über die ein Medikament die Übertragung des Virus erschweren könnte.

 


SARS-CoV-2 kann das gefürchtete Guillain-Barré-Syndrom auslösen

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 23.04.2020

 

Anfang April wurde erstmals die Möglichkeit eines SARS-CoV-2-assoziierten Guillain-Barré-Syndroms (GBS) in „Lancet Neurology“ diskutiert [1]. Kurz darauf folgten zwei weitere Publikationen aus Europa, die ein GBS bzw. eine GBS-Variante bei COVID-19-Patienten beschreiben [2, 3]. Das GBS entsteht häufig in Folge von Infektionen, z.B. nach bakterieller Darminfektion oder Infektion mit dem Zytomegalievirus. Nun reiht sich auch SARS-CoV-2 in die Reihe der GBS-auslösenden Erreger ein. Eine Besonderheit: Während es häufig 2-4 Wochen dauert, bis ein Infekt-assoziiertes GBS auftritt, kam es bei den SARS-CoV-2-Infektion bereits nach 5-10 Tagen zu dieser schweren neurologischen Komplikation. Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist ein schweres neurologisches Krankheitsbild. Durch eine überschießende Autoimmunreaktion, häufig in Folge von Infekten, wird die Myelinschicht der peripheren Nerven geschädigt, so dass die Nervenfasern keine Reize mehr übertragen können. Nachweisbar sind beim GBS oft Autoantikörper gegen Baubestandteile der Nervenmembranen (Ganglioside) im Blut. Folgen sind Lähmungen (Paresen), die meistens beidseitig in den Beinen beginnen, dann auch die Arme und das Gesicht betreffen. Bei einigen Patienten kann sogar die Atemmuskulatur in Mitleidenschaft gezogen werden, so dass sie beatmet werden müssen. Die Betroffenen erhalten zur Therapie entweder hochdosiert intravenös Immunglobuline oder es erfolgt eine Plasmapherese, ein extrakorporales Blutreinigungsverfahren, bei dem die krankheitsauslösenden Autoantikörper herausgefiltert werden. Oft dauert es viele Wochen, bis sich die Symptome zurückbilden, bei einigen Patienten bleiben dauerhaft neurologische Beschwerden bestehen. Bekannt ist, dass etwa Drei Viertel aller GBS-Fälle in Folge von Infektionen auftreten, sei es durch eine bakterielle Darmentzündung mit Campylobacter jejuni oder einer Infektion der oberen Luftwege mit dem Zytomegalievirus oder anderen Viren. Nun wurde erstmals über SARS-CoV-2-assoziierte GBS-Fälle berichtet:

 


Coronavirus - Wer wird zuerst geimpft?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 23.04.2020

Über diese Frage sollten sich alle Länder schon einmal Gedanken machen – und im besten Fall zu einer gemeinsamen Regelung kommen. Sonst könnte es ein Hauen und Stechen um den Impfstoff geben. Die Gefahr sieht auch Hersteller Sanofi-Pasteur.  Die internationale Impfallianz Gavi rät Regierungen und Gesundheitsorganisationen zu frühen internationalen Vereinbarungen über die künftige Verteilung einer Immunisierung gegen das Coronavirus. So sollte es Regeln für die Reihenfolge von Impfungen geben, aber auch für eine faire internationale Verteilung, sagte der Gavi-Geschäftsführer und Epidemiologe Seth Berkley in einem Videogespräch mit deutschen Journalisten. Er rechne binnen 12 bis 18 Monaten mit der Verfügbarkeit eines Impfstoffes. Mit Glück und den bereits vereinfachten regulatorischen Auflagen könne es auch schneller gehen. Berkley, der international als ein führender Experte für Impfprogramme gilt, gab einen Überblick über die aktuelle Situation. Von der Weltgesundheitsorganisation würden zum Thema Covid-19 aktuell 76 mögliche Impfstoffe genannt. Von diesen seien fünf bereits in klinischen Studien und 71 in der Phase von Vorstudien. «Die Wissenschaftsgemeinschaft ist nun wirklich angetreten», sagte er. Allerdings könnten nicht hunderte Impfstoffe in ausgedehnte klinische Test und eine Produktion einbezogen werden. Berkley nannte mehrere «wichtige Herausforderungen», für die möglichst internationale Übereinstimmung erzielt werden müsse. «Die erste ist es, genug Impfstoff für jeden bereitzustellen», sagte er. Dabei müsse es Prioritäten und einen Verteilmechanismus geben. Für ihn stünden Mitarbeiter der Gesundheitsdienste an oberster Stelle. Auch müsse verhindert werden, dass reiche Staaten alles aufkauften. Zudem müssten mit Blick auf hohe Opferzahlen bei anderen Krankheiten Routineimpfungen weltweit fortgesetzt werden.

 


WHO sieht Entspannung in Westeuropa

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 23.04.2020

Westeuropa könnte nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Coronavirus-Ausbreitung über den Berg sein. Zugleich warnt sie vor einem Wiederaufflammen. «Bei den Epidemien in Westeuropa sehen wir Stabilität oder einen absteigenden Trend», sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesuseine am Mittwoch in Genf. Bei der Aufhebung von Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen, die die Ausbreitung des Virus erfolgreich verlangsamt hätten, sei aber Vorsicht geboten, warnte Tedros. «Epidemien können leicht wieder aufflammen», sagte er. Deshalb müssten neue Infektionen weiter unbedingt früh entdeckt, Infizierte isoliert und mit Infizierten in Kontakt gekommene Menschen weiter unter Quarantäne gestellt werden. Das Europa-Büro der WHO hat die europäischen Länder zu Vorsicht bei der Lockerung der in der Corona-Krise ergriffenen Maßnahmen aufgerufen. Jede Mäßigung der Maßnahmen zum sozialen und körperlichen Abstandhalten müsse mit äußerster Vorsicht in Erwägung gezogen und schrittweise unternommen werden, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Donnerstag auf seiner wöchentlichen Online-Pressekonferenz. «Wir befinden uns weiter in sehr turbulenten Gewässern und werden das noch für einige Zeit sein», sagte er. Knapp die Hälfte aller Infektionsfälle weltweit seien in Europa nachgewiesen worden, und von den zehn Ländern, die in den vergangenen 24 Stunden die meisten Neuinfektionen verzeichnet hätten, befänden sich sechs in der europäischen Region. Einen schnellen Weg zurück in den Alltag gebe es nicht, so Kluge. «Wir dürfen uns nicht erlauben, zu glauben, dass wir sicher sind.»

 


COVID-19: Virus-RNA in Stuhlproben länger und im Klärwerk frühzeitig nachweisbar

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 23.04.2020

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 war in einer seriellen Studie an chinesischen Patienten im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2020; 369: m1443) in Stuhlproben länger nachweisbar als in respiratorischen Sekreten. Französische Forscher berichten in medRxiv (2020; doi: 10.1101/2020.04.12.20062679), dass die Virusgene auch die Klärwerke erreichen. Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert nicht nur die Epithelien der Lunge, sondern vermutlich auch die Zellen der Darmschleimhaut. Der Rezeptor ACE2, über den SARS-CoV-2 in die Zellen gelangt, wird nach einer aktuellen Studie in Cell (2020; DOI: 10.1016/j.cell.2020.04.035) von den Enterozyten sogar in größerer Menge gebildet als von den Typ-2-Pneumozyten. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Virus-RNA regelmäßig in Stuhlproben nachweisbar ist. Ein Team um Tingbo Liang von der Universität der Provinz Zhejiang in Hangzhou hat die Ausscheidung von SARS-CoV-2 bei 96 COVID-19-Patienten untersucht. Neben 668 Sputum- und 1.178 Speichelproben wurden auch 842 Stuhlproben, 629 Serumproben und 180 Urinproben getestet. In den Atemwegssekreten war die Virus-RNA anfangs immer nachweisbar (was ja auch zur Diagnose geführt hatte). Doch auch 59 % der Stuhlproben (und 41 % der Serumproben sowie eine Urinprobe) fielen positiv aus. Die Konzentration der Virus-RNA stieg im Verlauf der Erkrankung an.


Mutationen verändern Pathogenität von SARS-CoV-2

Quelle: Deutsches Ärztblatt, 23.04.2020

Wie schwer eine COVID-19-Erkrankung verläuft, könnte auch davon abhängen, mit welcher Variante des Virus der Patient infiziert ist. Eine Untersuchung in medRXiv (2020; DOI: 10.1101/2020.04.14.20060160) kommt zu dem Ergebnis, dass die Pathogenität in Zellkulturen infolge einzelner Mutationen bis um den Faktor 270 variieren kann. Beim neuen Coronavirus SARS-CoV-2 kommt es wie bei allen Lebewesen ständig zu Mutationen. Diese haben einen Einfluss auf die Evolution, die bei SARS-CoV-2 wegen der häufigen Replikation im Zeitraffer abläuft. Im günstigsten Fall kommt es allmählich zu einer Abschwächung der Pathogenität, da Erreger, die ihren Wirt nicht sofort töten, bei der Ausbreitung einen Selektionsvorteil haben. Im ungünstigen Fall führen die Mutationen dazu, dass ein etwaiger Impfstoff seine Wirkung verliert. Ob diese Szenarien eintreten, lässt sich derzeit nicht beurteilen. Eine Untersuchung chinesischer Virologen zeigt jedoch, dass sich SARS-CoV-2 bereits in den ersten Wochen des Jahres verändert hat und diese Veränderungen sich auf die Pathogenität ausgewirkt haben könnten. Das Team um Lanjuan Li von der Medizinischen Hochschule der Provinz Zhejiang in Hangzhou hat die Viren, die bei 11 verschiedenen Patienten isoliert wurden, einer besonders genauen genetischen Analyse („Super-deep sequencing“) unterzogen. Dabei wurden 33 Mutationen gefunden, darunter 19, die bisher in der Datenbank GISAID nicht bekannt sind, obwohl dort schon mehr als 1.000 Genome von SARS-CoV-2 gespeichert sind.


Unikliniken überprüfen mögliche kindliche Immunität gegen SARS-CoV-2

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 2020

Vier deutsche Universitätskliniken werden in einer Studie überprüfen, ob Kinder bis zu zehn Jahren möglicherweise eine gewisse Immunität gegen SARS-CoV-2 aufweisen. Hinweise darauf hatte kürzlich eine Studie der isländischen Bevölkerung ge­liefert, in der kein Kind unter zehn Jahren positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden war, wie die Autoren im New England Journal of Medicine berichteten (DOI: 10.1056/NEJMoa2006100). Sollten sich diese Hinweise bestätigen, könnten daraus Rückschlüsse zu Zeitpunkt und Be­dingungen der Öffnung von Kitas und Grundschulen gezogen werden. Untersucht wer­den sollen 2.000 Kinder plus jeweils ein Elternteil. Teilnehmer werden noch gesucht. Die Studie, an der die Universitätskinderkliniken in Heidelberg, Ulm, Freiburg und Tübingen beteiligt sind, startet heute. Er hoffe, dass die isländischen Befunde valide seien, wird der Ärztliche Direktor der Hei­delberger Kinderklinik, Georg Hoffmann, in einem Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung zi­tiert. Doch: „Es gibt auch eine Studie aus China, die wiederum zeigt, dass Kinder ähnlich infiziert sind wie Erwachsene - und das Virus auch übertragen, was ja in Island nicht der Fall war“, erklärte er.


Greifswalder Forscher entwickeln schnelles Händedesinfektions­system

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 23.03.2020

Greifswalder Forscher haben nach eigenen Angaben eine Desinfektionsan­lage entwickelt, mit der sich 18 Personen gleichzeitig die Hände desinfizieren können. Sie arbeit­et mit einem Wirkstoff, der innerhalb von 30 Sekunden sowohl gegen hartnäcki­ge Bakteri­ens­poren als auch gegen widerstandsfähige Viren wirkt, teilte das Leibniz-Ins­titut für Plas­maforschung und Technologie (INP) in Greifswald mit. Das Desinfektionssys­tem wurde dem­nach von der Firma Nebula Biocides GmbH entwickelt, einer Ausgründung des Greifswalder Leibniz-Institutes.Die Anlage erlaubt Händedesinfektionen an hochfrequentierten Orten wie Bahnhöfen, Flug­häfen, Schulen oder Krankenhäusern, erläuterten die Geschäftsführer des Unterneh­mens, Jörn Winter und Ansgar Schmidt-Bleke. Bisherige Desinfektionsmittel basierten meist auf Alkohol, seien teuer und leicht entzündlich. Das neue Mittel sei preiswert, nicht entflamm­bar und biologisch abbaubar.



PEI genehmigt erste klinische Prüfung eines SARS-CoV-2-Impf­stoffs in Deutschland

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 22.04.2020

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat eine erste klinische Prüfung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 in Deutschland genehmigt. Untersucht werden soll ein Impfstoff­kandidat des Mainzer Biotechnologieunternehmens BioNTech, der auf der RNA für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 basiert, wie das Institut heute mitteilte. Bei der Impfung mit einem RNA-Impfstoff wird die RNA für den Bau eines ungefährlichen Erregerbestandteils verabreicht. Die Körperzellen nutzen die RNA zum Bau des nicht infektiösen Erregerbestandteils und das menschliche Immunsystem baut eine schützende Immunantwort gegen den Erreger auf. BioNTech kooperiert bei der Entwicklung des Impfstoffs mit dem Pharmaunternehmen Pfizer. Im genehmigten ersten Teil der klinischen Prüfung werden bei 200 gesunden Probanden im Alter von 18 bis 55 Jahren die Verträglichkeit des Impfstoffs sowie seine Fähigkeit zur Erzeugung einer Immunantwort in unterschiedlichen Dosierungen untersucht. Dabei werden unterschiedliche RNA-Typen und unterschiedliche Längen und Modifikationen des Spike-Proteins getestet sowie der Einfluss einer zweiten Impfung geprüft.


Coronavirus - Schweiz hofft auf Impfstoff schon im Herbst

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 22.04.2020

Ein schweizerischer Immunologe hat nach eigenen Angaben einen Impfstoff-Kandidaten gegen Corona entwickelt, der nach erfolgreichen Prüfungen möglicherweise noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen könnte. Die schweizerische Arzneimittelbehörde hält dies für möglich. Professor Dr. Martin Bachmann vom Universitätsspital Bern will die nötigen Studien und Genehmigungsverfahren für den Impfstoffkandidaten seines Teams so schnell durchlaufen, dass er schon im Oktober Massenimpfungen in der Schweiz für möglich hält. Die Aufsichtsbehörde Swissmedic bestätigte Gespräche mit Bachmann und anderen Forschern, die an Wirkstoffen gegen SARS-CoV-2 arbeiten. «Der Zeitplan ist äußerst optimistisch, aber er ist nicht komplett an den Haaren herbeigezogen», sagte Swissmedic-Sprecher Lukas Jaggi der Deutschen Presse-Agentur. «Angesichts der Dringlichkeit, die die Coronavirus-Pandemie mit sich bringt, sprechen wir beim Zulassungsverfahren von Wochen, nicht von Monaten.» Wenn alle Zulassungsvoraussetzungen erfüllt würden, sei eine Entscheidung vor Ende des Jahres möglich.

 


Diagnostik - Roche kündigt Corona-Antikörpertest für Mai an

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 22.04.2020

Das schweizerische Pharmaunternehmen Roche steht nach eigenen Angaben kurz vor dem Marktstart mit seinem Antikörpertest auf das Coronavirus SARS-CoV-2. Der Test werde Anfang Mai zur Verfügung stehen. Die monatliche Produktionskapazität werde ab Juni auf einen zweistelligen Millionenumfang hochgefahren, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Basel bei Vorlage seiner Bilanz für das erste Quartal des Geschäftsjahres mit. Zuverlässige Tests gelten als Schlüsselelement zur Lockerung der strikten Coronavirus-Auflagen. Wenn bei getesteten Menschen Antikörper nachgewiesen werden, heißt das, sie kamen mit dem Virus in Berührung, auch wenn sie nie Krankheitssymptome hatten. Das dürfte bei vielen Menschen der Fall sein, glauben Virologen. Bisherige Antikörpertests gelten als wenig zuverlässig. «Qualität braucht Zeit», sagte Roche-Chef Severin Schwan. Auch BfArM-Chef Professor Dr. Karl Broich hatte erst vergangene Woche betont, es gebe noch keinen zuverlässigen Antikörpertest für Covid-19 auf dem Markt.

 


Obduktionsberichte: Verstorbene COVID-19-Patienten hatten alle Vorerkrankungen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 22.04.2020

Die Obduktionen von 65 verstorbenen COVID-19-Patienten aus Hamburg zei­gen, dass alle Vorerkrankungen hatten. Einem Bericht des Rechtsmediziners Klaus Pü­schel an die Gesundheitsbehörde der Hansestadt zufolge litten die Verstorbenen vorwie­gend an kardiovaskulären Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkten und Arte­ri­osklerose. Vorerkrankungen der Atemwege und der Lunge hätten zudem bei 46 Patienten vorgele­gen, heißt es in dem Bericht, über den NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung zuerst be­rich­tet hatten. Bei 28 Fällen bestanden andere Organschäden oder die Patienten hatten transplantierte Organe gehabt. Ursprünglich hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) aufgrund der Ansteckungsgefahr em­pfoh­len, von einer inneren Leichenschau bei COVID-19-Patienten abzusehen. Mittlerweile betont aber auch das RKI die Bedeutung von Obduktionen, um die noch vorhandenen Wissenslücken zu schließen. Weitere Obduktionsergebnisse liegen auch aus der Schweiz vor. Der Leiter der Autopsie am Universitätsspital Basel, Alexander Tzankov, berichtete gegenüber NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, dass die Patienten in den seltensten Fällen eine Pneumonie ge­habt hätten. „Was wir unter dem Mikroskop gesehen haben, war eine schwere Störung der Mikrozirkulation der Lunge.“ Das bedeute, dass der Sauerstoffaustausch nicht mehr funk­tioniere.


Immunantwort bei Influenza-Infektionen: Importin-α3 als „Immunsensor“ identifiziert

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 21.04.2020

Hamburg. Ein Wissenschaftsteam aus der Abteilung „Virale Zoonosen - One Health“ des Heinrich-Pette-Instituts, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) und der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) hat Importin-α3 als ein „immune sensing protein“ der Lunge identifiziert, das die Induktion einer Reihe von antiviralen Genexpressionen kontrolliert. Hochpathogene aviäre Influenzaviren dagegen inhibieren, durch die massive Ausschüttung von inflammatorischen Cytokinen, die Transkription des Importin-α3 Gens in der Lunge. Diese Eigenschaft korreliert mit einer Pneumonie und einem schweren Infektionsverlauf. Die Studie ist nun im renommierten Journal „Cell Reports“ erschienen. Importin-α-Proteine gehören zu den wichtigsten Kerntransportfaktoren der Zelle, sind evolutionär hoch konserviert und haben die Aufgabe, Frachtproteine vom Zytoplasma zum Kern zu befördern. Störungen in diesen hochempfindlichen Regulationsprozessen können zu einem Ungleichgewicht von zellulären und nuklearen Proteinen führen und schließlich Krankheiten verursachen. Über die Expressionsprofile von Importin-α-Isoformen in den einzelnen Organen ist bisher jedoch nur wenig bekannt gewesen. Forscherinnen und Forscher der HPI-Abteilung „Virale Zoonosen – One Health“ , unter der Leitung von Prof. Gülsah Gabriel, sind dem nun genauer nachgegangen: Mit Hilfe von primären humanen Lungenmodellen, genomweiten Transkriptionsanalysen und transgenen Mausmodellen untersuchten sie das anatomische Expressionsprofil der Importin-α-Isoformen in der Lunge von Säugetieren und dem Menschen sowie den Einfluss auf die durch das Influenzavirus ausgelöste Lungenentzündung.


MERS-Coronavirus: Impfstoffstudie im Menschen vielversprechend - auch für die Impfstoff-Entwicklung gegen SARS-CoV-2

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 21.04.2020

 

Coronaviren haben in den vergangenen 20 Jahren große Ausbrüche mit schweren Atemwegserkrankungen und Todesfällen verursacht: das SARS-Coronavirus 2002, das MERS-Coronavirus 2012 und aktuell SARS-CoV-2, das sich weltweit rasant ausbreitet. Gegen „MERS“ (das Middle East Respiratory Syndrome) konnten die Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) nun einen Impfstoff erstmals im Menschen testen. Der Impfstoff MVA-MERS-S war gut verträglich und hat eine anhaltende Bildung von Antikörpern ausgelöst. „Die Ergebnisse dieser Impfstoff-Studie sind für uns auch im Hinblick auf die Impfstoffentwicklung gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ein wichtiges und ermutigendes Ergebnis“, erklärt Prof. Marylyn Addo, Leiterin der Sektion Infektiologie des UKE und Wissenschaftlerin im DZIF. „Die Entwicklung des MERS-Impfstoffes bildet die Grundlage, auf der wir im DZIF zügig einen Impfstoff gegen das neue Virus entwickeln.“ Das MERS-Coronavirus, das 2012 zum ersten Mal nachgewiesen wurde, gehört zu einer Liste von Krankheitserregern, die von der Weltgesundheitsorganisation als besonders gefährlich für die öffentliche Gesundheit eingestuft wurden. Es wird von Dromedaren auf den Menschen übertragen und kann auch von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Eine Infektion verursacht eine Atemwegserkrankung, die in bis zu 35 Prozent der Fälle tödlich verläuft. Weltweit sind bis heute mehr als 2.500 MERS-Fälle in 27 Ländern bestätigt worden, mit Schwerpunkt in Saudi-Arabien. Bislang gibt es gegen das MERS-Coronavirus keinen wirksamen Impfstoff und kein spezifisch wirkendes Medikament.

 


Corona-Forschung in Bonn: Rheinland Studie startet groß angelegten Bluttest

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 2.04.2020

 

Für eine Studie über das Coronavirus SARS-CoV-2 bittet das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) rund 5.000 Teilnehmende der „Rheinland Studie“ um einen Bluttest. Die Reihenuntersuchung soll zeigen, wie viele Menschen bereits mit dem Coronavirus infiziert waren und bei der Beantwortung der Frage helfen, was darüber bestimmte, ob sie gar keine, milde oder schwere Symptome entwickelten. Das DZNE kooperiert dabei eng mit dem Team von Prof. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Das Blut der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer soll auf Antikörper gegen das Coronavirus getestet werden. Durch Abgleich dieser Befunde mit Daten über Gesundheit, Lebensstil und Immunstatus, die im Zuge der „Rheinland Studie“ größtenteils bereits erhoben wurden, erhoffen sich die Forschenden neue Erkenntnisse über den Erreger und darüber, wie diverse Gesundheitsfaktoren sich auf eine Coronavirus-Infektion auswirken. „Dies kann dazu beitragen, Maßnahmen der Prävention und Therapien zu entwickeln“, so Prof. Monique Breteler, Leiterin der Rheinland Studie. Die DZNE-Forscherin hatte auch die Idee dazu, die bisher gesammelten Daten im Kampf gegen das Coronavirus einzusetzen. „Diese Ressourcen zu nutzen, ist nahe liegend”, ist sie überzeugt.

 


Gilead-Studie: Erste Hinweise auf positive Ergebnisse mit Remdesivir bei US-Patienten

Quelle: Deutsches Ärzteblatt,21.04.2020

Der antivirale Wirkstoff Remdesivir, einer der wichtigsten Hoffnungsträger in der Coronakrise, hat bei 125 COVID-19-Patienten an der Universitätsklinik von Chicago offenbar eine überwiegend positive Wirkung gezeigt, wie das auf Medizinnachrichten spezialisierte Internetportal Stat berichtet. Die meisten der größtenteils schwer erkrankten Patienten konnten bereits nach 6 Behandlungstagen wieder entlassen werden. Fieber und respiratorische Symptome hatten sich rasch gebessert. Nur in sehr wenigen Fällen war eine 10-tägige Behandlung mit Remdesivir-Infusionen erforderlich. Obwohl insgesamt 113 Patienten als schwer erkrankt galten, starben nur 2 von ihnen. Diese Informationen stammen allerdings nicht aus einer offiziellen Publikation der Daten, sondern aus einer internen Videoaufzeichnung der Universitätsklinik. Studien­leiterin Kathleen Mullane bestätigte allerdings auf Nachfrage die Authentizität der Aufzeichnung. Derzeit führt die Klinik als federführendes Studienzentrum mit Unterstützung des US-Pharmakonzerns Gilead, der Remdesivir ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt hatte, 2 Phase-III-Studien durch – eine mit 2.400 schwer erkrankten COVID-19-Patienten und eine mit 1.600 mittelschwer erkrankten COVID-19-Patienten. Beide Studien sind multizentrisch und multinational, auch deutsche Studienzentren sind beteiligt.



Medizin - COVID-19: Befall der Endothelien könnte Multiorganversagen erklären

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 20.04.2020

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert offenbar auch die Endothelien, die alle Blutgefäße auskleiden. Eine Endotheliitis könnte nach einem Bericht im Lancet (2020; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)30937-5) das Multiorganversagen erklären, das bei 2 Patienten zum Tod und bei einem dritten zu einem schweren Mesenterialinfarkt geführt hat. Nicht alle Patienten mit COVID-19 sterben an den Folgen einer Lungenentzündung oder dem dadurch ausgelösten Sauerstoffmangel. Unter den Opfern sind auch viele, die gar nicht beatmet werden mussten. Es wird deshalb vermutet, dass die Viren auch andere Organe angreifen. Die ACE2-Rezeptoren, über die SARS-CoV-2 in die Zellen gelangt, wurden zuletzt auch auf Endothelien nachgewiesen. Diese Zellen kleiden die Blutgefäße aus. Sie haben darüber hinaus eine wichtige Funktion in der Regulierung der Durchblutung. Ein Team um Frank Ruschitzka, Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsspital Zürich, hat bei 2 Patienten, die an COVID-19 gestorben sind, und einem dritten, der nach einem Mesenterialinfarkt überlebte, gezielt nach einem Befall der Blutgefäße gesucht.


Covid-19 - Hautflecken als mögliches Frühsymptom

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 20.04.2020

 

In mehreren Fallberichten werden Hautmanifestationen als ein Symptom von Covid-19 genannt. Bei einigen Patienten traten sie deutlich vor den typischen respiratorischen Symptomen auf. Noch gibt es nicht genügend Daten dazu. Interessant ist es dennoch, die kutane Beteiligung weiter zu beobachten. Im »Journal of the American Academy of Dermatology« berichtet ein Team um Dr. Beuy Joob vom Sanitation1 Medical Academic Center in Bangkok von einem Fall, in dem der Patient einen Hautausschlag mit Petechien hatte. Da dies auch ein Symptom von Dengue sein kann und der Ausschlag des Patienten genauso aussah, wurde er anfangs fälschlicherweise als Dengue-Patient diagnostiziert, was zu einer verzögerten SARS-CoV-2-Diagnose führte. Erst später entwickelte der Patient die typischen respiratorischen Symptome von Covid-19. Ähnlich erging es einem 13-jährigen Jungen aus Italien, der zwei Tage vor den typischen Covid-19-Symptomen wegen Flecken und Schmerzen an den Fußzehen beim Kinderarzt vorstellig wurde. Der Pädiater stellte bei ihm an mehreren Zehen einen runden Ausschlag mit einem Durchmesser von 5 bis 15 mm fest, heißt es in einem Fallbericht des Internationalen Podologenverbands. Der Ausschlag trat dabei teilweise auf der oberen, teilweise auf der unteren Seite der Zehen auf. Er verschlimmerte sich in den folgenden Tagen und es bildete sich eine schwärzliche Kruste. Einige Tage später begannen sich die Schmerzen und die Hautläsionen zurückzubilden.


ACE2-Rezeptoren - Herzpatienten besonders betroffen

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 20.04.2020

Die Covid-19-Erkrankung verursacht schwere Lungenschäden mit tausenden Todesfällen. Über den sogenannten ACE2-Rezeptor, der auf Zellen des Lungengewebes exponiert wird, greift das SARS-CoV-2-Virus die Lungenzellen an. Da dieser Rezeptor auch auf Zellen des Herzens präsentiert wird, stellt sich die Frage, welche Auswirkungen dies für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben könnte. Es besteht Konsens, dass das Angiotensin-konvertierende Enzym 2 (ACE2) sowohl den SARS-CoV-1- als auch den SARS-CoV-2-Viren als Andockstelle dient. Die Bindung an diesen Rezeptor erfolgt über die Glykoproteine, die sich an der viralen äußeren Membranspitze befinden. ACE2 wird in der Lunge und im Herzen exprimiert und ist für seine wichtige Rolle im kardiovaskulären System bekannt. Bisher wurde hauptsächlich über die Auswirkungen von Covid-19 auf die Lungengesundheit berichtet. Die klinische Erfahrung hat jedoch gelehrt, dass bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen der Krankheitsverlauf deutlich kritischer und oft tödlich verläuft. Derzeit viel diskutiert ist die Frage, ob ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB, Sartane) zu einer verstärkten Expression des ACE2-Rezeptors in Lungen- und Herzzellen führt.

 


Covid-19 - Warum Herdenimmunität als Prävention keine gute Idee ist

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 20.04.2020

Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbote – quasi der komplette Verzicht auf sozialen Austausch und berufliche Kreativität – im Kampf gegen das Coronavirus beginnen zu nerven. Da wundert es nicht, dass der Ruf nach einem Ausweg aus dieser Situation immer lauter wird. In das Argumentations- und Forderungskauderwelsch mischt sich auch der Ruf nach der Herdenimmunität als mögliche Präventionsmaßnahme. Diese kommt aber aus mehreren Gründen nicht infrage. Prävention ist eine Projektion in die Zukunft. Eine Entwicklung vorherzusagen, ist generell schwierig. Groß ist die Gefahr, ins Fantasieren abzugleiten, wenn man nicht auf einen fundierten Erfahrungsschatz zugreifen kann, der datentechnisch strukturiert so analysiert und aufbereitet ist, dass man diese Daten in Rechenmodelle einfließen lassen kann, die mithilfe erheblicher Rechenleistung unterschiedliche Outcome-Szenarien modellieren. In der Medizin ist man hier notorisch schlecht. Dass so etwas allerdings prinzipiell gut funktionieren kann, demonstrieren täglich die Meteorologen. Dass Vorhersagen schwierig zu treffen sind, gilt im Falle einer Pandemie besonders, vor allem dann, wenn diese wie bei SARS-CoV-2 von einem Agens verursacht wird, das neu ist und von dem folglich zunächst nichts bekannt ist. Wohl auch als Folge der Hilflosigkeit im Umgang mit dieser Situation drängt sich langsam ein Thema in den Vordergrund: die Diskussion über die Herdenimmunität.

 


Remdesivir schützt Rhesusaffen vor SARS-CoV-2

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 20.04.2020

Das Nukleosidanalogon Remdesivir, das von Experten als der derzeit aussichtsreichste Wirkstoff gegen SARS-CoV-2 eingestuft wird, hat in einer experimentellen Studie vielversprechende Ergebnisse erzielt. Laut dem Bericht in bioRXiv (2020; DOI: 10.1101/2020.04.15.043166) wurden die Lungenschäden einer COVID-19-Erkrankung bei Makaken deutlich abgeschwächt. Das Virus blieb aber in Abstrichen weiter nachweisbar. Remdesivir gehört zu den direkt wirksamen Virustatika. Das Nukleosidanalogon wird nach seiner Aktivierung von der RNA-Polymerase als falscher Baustein akzeptiert. Doch die von dem Enzym hergestellten Kopien sind zerbrechlich. Die Virusgene zerfallen. Die Replikation des Virus in den infizierten Zellen wird gestört. Remdesivir wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola- und verwandten Viren entwickelt. Da die RNA-Polymerase auch von anderen RNA-Viren, darunter den Coronaviren, verwendet wird, kommt es als Wirkstoff gegen COVID-19 infrage. In Zellkulturen hat Remdesivir die Replikation von SARS-CoV-2 effektiv unterdrückt. Da sich Remdesivir bei Ebolapatienten als sicher erwiesen hat, konnte nach dem Beginn der Epidemie mit klinischen Studien begonnen werden. Auf der Plattform clinicaltrials.gov sind derzeit 13 klinische Studien gelistet, in denen Remdesivir in China, den USA und Europa an COVID-19-Patienten erprobt wird. Mit ersten Ergebnissen ist in den nächsten Tagen bis Wochen zu rechnen.


Neurologie - Coronavirus geht auf die Nerven

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 19.04.2020

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie müssen verstärkt Erkenntnisse der Wissenschaft und Lehre vom Nervensystem herangezogen werden. Das betont die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Denn schwer erkrankte Covid-19-Patienten erleiden mitunter Schlaganfälle oder Bewusstseinsstörungen. »Nahezu täglich erreichen uns neue Daten zu neurologischen Begleitsymptomen bei Corona-Patienten. Der hohe Prozentsatz dieser Symptome und zum Teil auch ihr Auftreten ohne jedwede Atemwegsbeteiligung deutet darauf, dass Covid-19 kein rein pneumologisches Krankheitsbild ist, sondern unbedingt der neurologischen Expertise bedarf«, betonte der Generalsekretär der DGN, Professor Dr. Peter Berlit. Die Neurologie sei aus der Versorgung von Covid-19-Patienten daher nicht wegzudenken. Ob Schlaganfälle oder Bewusstseinsstörungen: Eine aktuelle Auswertung aus Wuhan zeigt, dass neurologische Manifestationen bei hospitalisierten Corona-Patienten durchaus häufig sind und bei Patienten mit schweren respiratorischen Verläufen nicht nur vermehrt, sondern auch verstärkt auftreten. Vermutet wird, dass Coronaviren über die Nasenschleimhaut in das ZNS und hier insbesondere in den Hirnstamm eindringen können. Dieses könnte auch den vielfach beschriebenen Verlust des Geruchs- und Geschmacksinns bei Covid-19-Erkrankungen erklären.

 


Industrielle Covid-19-Projekte in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Quelle: PressePortal, 19.04.2020

Die ganze Welt hofft auf therapeutische Medikamente und Impfstoffe gegen die von SARS-CoV-2 verursachte Corona-Krankheit Covid-19. Forschende Pharma- und Biotech-Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz spielen dabei eine wichtige Rolle. Die gemeinsame interaktive Standortkarte von BIO Deutschland, PHARMIG und vfa zeigt, wo Unternehmen in diesen drei Ländern daran arbeiten.


Corona-Biobank soll Folgeschäden beobachten

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 18.04.2020

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) will eine Corona-Biobank aufbauen. Möglichst alle genesenenen Schleswig-Holsteiner sollen über mindestens zehn Jahre gründlich nachuntersucht werden, um mehr über Langzeitschäden zu erfahren. Das berichtet das Nachrichtenmagazin «Spiegel» in seiner aktuellen Ausgabe. Die ehemaligen SARS-CoV-2-Infizierten sollen demnach auch regelmäßig Blutproben abgeben. Gefürchtet werden vor allem thromboembolische Ereignisse. «Wir vermuten, dass Covid-19 nicht nur zu fürchterlichen Akutschäden, sondern auch zu Folgeerkrankungen führt», sagte Joachim Thiery, Vorstand für Forschung und Lehre am UKSH. Befürchtet werde, dass auch Jahre nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung Herzinfarkte und Schlaganfälle auftreten könnten: «Die überschießende Entzündung verursacht bei manchen Patienten schwere Schädigungen der inneren Aderhaut, die Mikrogerinnsel auslösen könnten», sagte Thiery. Auch der Blutdruck und die Funktion der Leber können betroffen werden.

 


SARS-CoV-2: Isolierung von neutralisierenden Antikörpern

Quelle: Informationsdienst Wussenschaft, 17.04.2020

 

Neben der Impfstoffentwicklung arbeiten die Wissenschaftler im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) mit Hochdruck an neuen Medikamenten, um Covid-19-Patienten besser helfen zu können. Die DZIF-Forschungsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Florian Klein am Institut für Virologie der Uniklinik Köln arbeitet an der Identifizierung und Nutzung von Antikörpern. Diese sollen zur Prävention und Behandlung von SARS-CoV-2-Infektionen eingesetzt werden. Das Projekt wird nun vom DZIF besonders unterstützt. „Unser Ziel ist es, SARS-CoV-2 neutralisierende Antikörper im Blut von genesenen COVID-19-Patienten zu identifizieren und daraus ein klinisch wirksames Medikament zu entwickeln“, erklärt Prof. Florian Klein. Das Kölner DZIF-Team hat ähnliche Methoden bereits sehr erfolgreich bei anderen Viren wie Ebola oder HIV-1 eingesetzt. Jetzt nutzt es seine langjährige Expertise auch für das SARS-Coronavirus-2. Für die Identifizierung neutralisierender Antikörper untersuchen die Wissenschaftler zunächst B-Zellen aus Blutproben von Personen, die eine COVID-19-Infektion überstanden haben. B-Zellen, auch B-Lymphozyten genannt, sind im menschlichen Körper für die Entwicklung und Bildung von Antikörpern zuständig und somit ein entscheidender Teil unserer Immunabwehr.  B-Zellen, die SARS-CoV-2 erkennen können, werden auf Einzelzellebene durch das Team um Florian Klein genau analysiert und der Bauplan des auf der B-Zelle exprimierten Antikörpers entschlüsselt. Dadurch können diese Antikörper im Labor produziert und auf ihre Eigenschaften hin untersucht werden. Ziel der Wissenschaftler ist es, Antikörper zu finden, die spezifisch SARS-CoV-2 binden und mit einem hohen Potential das Virus neutralisieren können.


Medizin - Gesamtüberblick über Studien zu SARS-CoV-2 in Deutschland

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 17.04.2020

In der Bekämpfung des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 werden auch in Deutschland zunehmend Medikamente in klinischen Studien getestet. Um einen deutschlandweiten Gesamtüberblick darüber zu ermöglichen und Forschende effektiv zu vernetzen, erfassen die Klinischen Studienzentren des Deutschen Zentrums für Infekti­ons­forschung (DZIF) an der Uniklinik Köln erstmalig alle Studienaktivitäten zum SARS-CoV-2 im Healex Site Management System (SMS), dem standortübergreifenden Studien­register des DZIF. Alle in Deutschland geplanten und initiierten Studien sollen auf der DZIF-Webseite ein­ge­bettet werden, um so für Ärzte, Forscher, Patienten und Bürger sichtbar und auffindbar sein. Damit ermöglichen das DZIF und die Uniklinik Köln eine zentrale Anlaufstelle für Forschungsaktivitäten und klinische Studien zu SARS-CoV-2. Neben Basisinformationen zum Forschungsvorhaben werden auch Verantwortliche und beteiligte Studienzentren erfasst. So haben Forschende und Ärzte die Möglichkeit, sich mit Kollegen auszutauschen oder potenzielle Kooperationen und Studienzentren für ihre Studien zu identifizieren.


Erste klinische Prüfung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 in Deutschland steht bevor

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 17.04.2020

In Deutschland soll laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Kürze die erste klinische Prüfung eines Impfstoff-Kandidaten gegen SARS-CoV-2 beginnen. Er sei sicher, dass dazu im Laufe des Jahres noch weitere Prüfungen hierzulande kämen, sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek heute in Berlin. Details zum Starttermin nannte er nicht. Bisher seien weltweit vier Kandidaten in ersten klinischen Prüfungen: ein RNA-Impfstoff der Firma Moderna in den USA, ein DNA-Impfstoff des US-Biotech-Unternehmens Inovio und zwei Vektor-Impfstoff auf Adenovirusbasis in China und Großbritannien. Cichutek zeigte sich generell optimistisch mit Blick auf Impfstoffe und Therapeutika ge­gen SARS-CoV-2: „Wir träumen nicht, sondern arbeiten daran, dass das Wirklichkeit wird“, konterte er die kürzlich getroffene Aussage des Berliner Virologen Christian Drosten, wo­nach diese noch Träume seien. Der PEI-Präsident betonte, dass präventive Impfstoffe gebraucht würden, die spezifisch gegen SARS-CoV-2 wirkten. Im PEI ergreife man eine Reihe von Maßnahmen, basierend auf der „regulatorischen Flexibilität und der Expertise der dortigen Mitarbeiter“, um Impf­stoff-Kandidaten „gezielt auf klinische Prüfungen hinzuführen und bestimmte Phasen der klinischen Prüfung zu komprimieren“.


Mögliche Behandlungsoption - Mesenchymale Stromazellen bei Covid-19

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 17.04.2020

Mesenchymale Stromazellen scheinen sich zu einer Art Geheimwaffe zur Behandlung von Komplikation zu entwickeln, die vor allem durch das eigene Immunsystem verursacht werden. Jetzt werden sie auch bei Covid-19 getestet.  Bei mesenchymalen Stromazellen (MSC) handelt es sich um embryonale Stammzellen, die sich sporadisch bis ins Erwachsenenalter gehalten haben. Sie stammen aus dem embryonalen Bindegewebe Mesenchym und können sich auch im Erwachsenenalter noch in verschiedene Zellarten differenzieren. Allerdings können sie sich, anders als embryonale Stammzellen, nicht selbst erneuern. Zwei MSC-Präparate sind in Deutschland zugelassen: Obnitix® von der Firma Medac und Alofisel® (Darvadstrocel) von der Firma Takeda. Sie werden eingesetzt zur Behandlung der Abstoßungsreaktion (Graft-versus-Host-Disease) nach allogener Stammzelltherapie sowie zum Verschluss von Analfisteln bei Morbus Crohn. Jetzt sollen MSC auch bei Covid-19-Patienten getestet werden: Am 5. April genehmigte die US-Arzneimittelbehörde FDA den Einsatz von MSC bei schwerst an Covid-19 erkrankten Patienten im Rahmen einer erweiterten Compassionate-Use-Therapie.


Ärzteschaft - Wie COVID-19-Patienten rechtzeitig und richtig zu beatmen sind

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 17.04.2020

Die Beatmungstherapie von Patienten mit einer COVID-19-Pneumonie ist aktuell in der Diskussion. Dabei geht es um die Frage, ob SARS-CoV-2-Infizierte mit Dyspnoe wo­möglich zu früh oder zu häufig invasiv intubiert und maschinell beatmet werden und ob sie nicht viel eher von weniger invasiven Beatmungstechniken profitierten. Pneumologen hierzulande – allen voran Thomas Voshaar vom Krankenhaus Bethanien in Moers – kritisieren schon länger die Beatmungspraxis der COVID-19-Patienten. So wur­den in der jüngsten Zeit bis in die Regionalmedien hinein in Schlagzeilen die „Gefahr durch das Beatmungsgerät“ beschworen und Thesen befördert, die der invasiven Beat­mung von COVID-19-Patienten so „bestürzend schlechte“ Erfolgsquoten attestierten. Die heutige online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und das dort erstmals vorgestellte „Positionspapier zur prakti­schen Umsetzung der apparativen Differenzialtherapie der akuten, respiratorischen In­suffizienz bei COVID-19“ konnte einige der kursierenden Kritikerthesen zurechtrücken.


Krisenstab und Bundesministerien greifen auf Ergebnisse der Mannheimer Corona-Studie zurück

Quelle: >Informationsdienst Wissenschaft, 16.04.2020

 

Seit dem 20. März untersucht die Mannheimer Corona-Studie täglich, wie die aktuelle Krise das Leben der Menschen in Deutschland beeinflusst. Das Team um Studienleiterin Prof. Annelies Blom möchte Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft fundierte Daten liefern, um Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sinnvoll zu gestalten. Auch der gemeinsame Krisenstab des Bundesministeriums des Inneren (BMI) und des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), sowie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) greifen jetzt auf die Ergebnisse der Mannheimer Studie zurück. Die Ergebnisse der Mannheimer Corona-Studie werden zur Erstellung unterschiedlicher Szenarien im gemeinsamen Krisenstab des BMI und BMG genutzt. Neben Informationen zu sozialen Kontakten und zur Akzeptanz verschiedener Maßnahmen in der Bevölkerung, fließen nun auch Informationen aus der Studie zur Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit in die Überlegungen mit ein. Darüber hinaus besprechen die Mannheimer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem BMAS und dem BiB weitere Analysen, die beispielsweise Rückschlüsse auf durch die Corona-Krise verursachte Ängste und Sorgen in verschiedenen Gesellschaftsgruppen zulassen. Die Zusammenarbeit ist aus einer Besprechung zum Schwerpunktbericht vergangener Woche entstanden. „Ihre Arbeit ist für die Einschätzung der soziologischen und ökonomischen Wirkungen sehr wertvoll“, so Ministerialdirigent Ralf Göbel zu Professorin Blom. „Als wir beim Ausbruch der Krankheit in Deutschland innerhalb weniger Tage mit der Mannheimer Corona-Studie reagiert haben, wollten wir den Einfluss der Pandemie und der getroffenen Maßnahmen auf die Gesellschaft aufzeigen“, so Blom. Das Ziel dabei: Aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft herauszutreten und zeitnah Ergebnisse für wichtige Entscheidungen liefern. „Wenn wir unsere Datenerhebungen und Berichte den Bundesministerien zur Verfügung stellen können, kommen wir dem Ziel der Studie einen großen Schritt näher“, fasst Blom zusammen.

 


Ist SARS-CoV-2 ein Schlaganfallauslöser?

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 16.04.2020

 

In einer aktuellen Studie aus Wuhan [1] wiesen 40 von 88 Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen neurologische Symptome auf. Allein fünf von ihnen hatten einen Schlaganfall erlitten. Ob die zerebrovaskulären Ereignisse eine direkte Infektionsfolge sind oder bei schwerkranken Covid-19-Patienten häufiger auftreten, weil sie in der Regel mehr Schlaganfall-begünstigende. Begleiterkrankungen aufweisen, muss weiter untersucht werden. Die DGN unterstreicht, dass bei Covid-19 unbedingt neurologische Expertise gefragt ist. Eine aktuelle Auswertung aus Wuhan [1] zeigt, dass neurologische Manifestationen bei hospitalisierten Covid-19-Patienten durchaus häufig sind. Insgesamt traten bei 36,4% der insgesamt 214 Patienten neurologische Symptome auf. Auffällig war zudem, dass neurologische Symptome bei Patienten mit schweren respiratorischen Verläufen vermehrt auftraten. Die Rate betrug in dieser Subgruppe sogar 45,5% (40 von 88 Patienten mit schwerem Verlauf wiesen neurologische Symptome auf). Es kam in dieser Gruppe aber nicht nur zu gehäuften, sondern auch zu schwereren neurologischen Manifestationen: Vier Patienten erlitten einen ischämischen Schlaganfall, ein Patient einen hämorrhagischen, bei 13 Patienten waren Bewusstseinsstörungen dokumentiert worden und bei einem ein Krampfanfall. Die Autoren erklären die neurologischen Begleit-Symptomatik damit, dass SARS-CoV-2 wie die bereits bekannten Coronaviren SARS und MERS auch in das zentrale Nervensystem (ZNS) bzw. in das Gehirn eindringen können, insbesondere in den Hirnstamm, wie Ende Februar eine Publikation nahelegte [2]. Tierexperimentell konnte der neurale Infektionsweg nachgewiesen werden, er verläuft von der Nasenschleimhaut über sogenannte freie Nervenendigungen bis zum Gehirn. Dies würde auch die extrem hohe Häufigkeit eines Verlusts von Geruchs- und Geschmackssinn bei Covid-19-Erkrankungen erklären, die in einer aktuellen europäischen Studie [3] mit 85,6% und 88% beziffert wird [3].

 



Antiphospholipid-Antikörper - Gerinnungsstörung bei Covid-19

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 16.04.2020

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann möglicherweise die Thromboseneigung erhöhen. Das haben chinesische Ärzte bei einzelnen Patienten in Wuhan beobachtet. Im Fachjournal »New England Journal of Medicine« berichtet ein Team um Dr. Yan Zhang von drei Patienten, die in einer auf schwere Covid-19-Fälle spezialisierten Einheit des Tongji-Krankenhauses in Wuhan wegen einer SARS-CoV-2-Infektion behandelt wurden. Der erste Fall war ein 69-jähriger Mann mit Bluthochdruck und Diabetes sowie einem Schlaganfall in der Vorgeschichte, der mit Fieber, Husten, Atemnot, Durchfall und Kopfschmerzen in die Klinik aufgenommen worden war. Unter supportiver Therapie verschlechterte sich sein Zustand, sodass er schließlich beatmet werden musste. Bei der Untersuchung des Patienten fiel eine Ischämie in beiden Beinen sowie in einzelnen Fingern auf. Eine CT-Aufnahme des Gehirns zeigte zudem mehrere Hirninfarkte. Das Blutbild war verändert und es zeigten sich Antiphospholipid-Antikörper. Bei zwei weiteren Patienten ergaben sich ähnliche Befunde.


Intensivstationen: Kliniken müssen täglich bis 9 Uhr Bettenkapazitäten melden

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 16.04.2020

Ab sofort müssen Kliniken mit Intensivstation in Deutschland jeden Tag bis 9 Uhr ihre aktuellen Bettenkapazitäten an das Intensivregister der Deutschen Interdiszipli­näre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) melden. Das teilte die DIVI heute mit. Eine entsprechende Verordnung hatte Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) erlassen. „Schon in den vergangenen Tagen haben sich rund 1.000 Kliniken gemeldet und überwie­gend täglich Daten aktualisiert“, erklärte die DIVI. Die neue Verordnung sei „ein wichtiger Baustein, um fortan tagesaktuell valide Zahlen für das gesamte Bundesgebiet zu erhal­ten“, sagte DIVI-Präsident Uwe Janssens. Darüber hinaus könnten sich politische Entschei­dungsträger zukünftig an den Daten des DIVI-Intensivregisters orientieren. Vorrangiges Ziel des DIVI-Intensivregisters sei es, die Verfügbarkeiten von Beatmungs­bett­en und von erweiterten Therapiemaßnahmen bei akutem Lungenversagen in Deutschland sichtbar zu machen. Ebenfalls zu übermitteln sind die Anzahl von Patienten mit einer COVID-19-Infektion, die intensivmedizinisch behandelt werden, die beatmet werden oder die seit dem 1. Januar 2020 aus dem Krankenhaus entlassen wurden.


COVID-19-Kranken­häuser sollen prioritär mit Arzneimitteln beliefert werden

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 16.04.2020

Zentral durch die Bundesregierung beschaffte Arzneimittel sollen künftig über ein spezielles Verteilkonzept zuerst an diejenigen Krankenhäuser ausgeliefert werden, die viele schwer erkrankte COVID-19-Patienten behandeln. Das erfuhr das Deutsche Ärzteblatt (DÄ) heute aus Fachkreisen, die der Regierung nahestehen. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass insbesondere diese Krankenhäuser neue Arzneimittel erhalten, die im Off-Label-Use zur Behandlung von COVID-19 eingesetzt werden sollen, hieß es. Zur Behandlung von schwer kranken COVID-19-Patienten werden zudem viele Anästhe­tika und Beruhigungsmittel benötigt. Ob das Verteilkonzept auch für diese Arzneimittel gelten soll, dazu gab es keine einheitlichen Aussagen. Auf Probleme bei der Versorgung hatte erst kürzlich die Gesundheits­kommissarin der Eu­ropäischen Kommission, Stella Kyriakides, in einem Brief an die europäischen Arznei­mittel­verbände hingewiesen. Die bat die pharmazeutischen Unternehmen in dem Schrei­ben darum, die Produktion von Medikamenten zur Behandlung von schwer kranken CO­VID-19-Patienten zu erhöhen. Dabei handle es sich um „eine Angelegenheit von extremer Dringlichkeit“.


Regierung verteidigt schrittweise Lockerungen in der Coronakrise

Quelle: DEutsches Ärzteblatt, 16.04.2020

Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) hat die schrittweise Lockerung der Schutzmaßnahmen in der Coronakrise verteidigt. „Wir haben uns das alle nicht leicht gemacht, weil wir spüren, dass die Menschen gerne wieder auf die Straße wollen“, sagte Braun im ARD-Morgenmagazin. Doch die Epidemie sei „nicht weg“, sie sei nur „massiv verlangsamt“ worden. Dies sei „ein großes Verdienst der Menschen in Deutschland“. Die Kritik des Handels an dem Plan, dass zunächst nur Geschäfte von bis zu 800 Quadrat­metern Fläche öffnen dürfen, könne er verstehen. „Aber wir müssen dafür sorgen, dass es nicht nur im Geschäft vernünftig läuft, sondern dass es auch in den Innenstädten nicht zu Überfüllung kommt“, sagte Braun. „Normal gefüllte Fußgängerzonen, wie wir das von früher kennen, können wir momen­tan nicht riskieren.“ Deshalb müsse dafür gesorgt werden, dass der Publikumsverkehr etwas geringer ausfällt. Große Geschäfte, „die häufig Publikumsmagnete sind“, müssten deshalb noch eine Weile geschlossen bleiben. 


Coronavirus - Reaktivierung unwahrscheinlich

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 15.04.2020

Der Virologe Professor Dr. Christian Drosten hält es für unwahrscheinlich, dass das neue Coronavirus SARS-CoV-2 bei frisch Genesenen reaktiviert werden kann. Im NDR-Podcast gibt er für das Phänomen eine andere Erklärung. Über die Osterfeiertage haben Berichte über Covid-19-Patienten, die nach negativen Tests auf SARS-CoV-2 als geheilt entlassen worden waren, später aber wieder positiv getestet wurden, Aufsehen erregt. Die meisten Fachleute halten es für unwahrscheinlich, dass sich Menschen kurz nacheinander mehrfach mit dem Coronavirus infizieren können. Möglich sei aber eine Reaktivierung des Erregers, wie man es etwa vom Herpesvirus kennt, vermutete Jeong Eun-kyeong, die Direktorin der südkoreanischen Gesundheitsbehörde KCDC.Dies hält Drosten, der an der Berliner Charité das Institut für Virologie leitet, für unwahrscheinlich. Viel plausibler ist aus seiner Sicht, dass das Virus bei den Patienten zum Zeitpunkt der Entlassung noch nicht ganz verschwunden war, obwohl die Tests zunächst negativ waren. In seinem Podcast auf »NDR Info« sagte er gestern: »Es gibt statistische Verteilungsphänomene, die dazu führen, dass das Virus schon im Prinzip die ganze Zeit da ist, aber der Test kann das nicht immer erfassen.«

 


Tocilizumab und Sarilumab - Antikörper gegen Covid-19
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 15.04.2020
Eine überschießende Immunreaktion auf SARS-CoV-2 soll eine Ursache für schwere Covid-19-Verläufe sein. Eine Schlüsselrolle spielt hier das Interleukin-6. Auf das Zytokin abzielende Antikörper wie Tocilizumab und Sarilumab werden daher nun in Studien getestet. Weltweit sind mittlerweile fast zwei Millionen Menschen mit Covid-19 infiziert. Während die Infektion bei zahlreichen Betroffenen ohne oder mit wenigen Symptomen verläuft, zeigen etwa 15 Prozent schwere Verläufe. Drei Ursachen führen laut einer Pressemitteilung des LMU Klinikums München zu einer derartigen, zum Teil lebensbedrohlichen Covid-19-Erkrankung. Zum einen eine verzögerte Viruselimination bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr, zum anderen ein Organversagen bei Vorerkrankungen. Ursache Nummer drei ist eine überschießende Immunreaktion auf SARS-CoV-2, die in einem sogenannten Zytokin-Sturm mündet. Die LMU-Forscher Privatdozent Dr. Tobias Herold und Dr. Tobias Weinberger konnten inzwischen zeigen, dass der Botenstoff Interleukin-6 bei Patienten mit sehr schweren Covid-19 Verläufen erhöht ist und der Blutspiegel die Notwendigkeit eines Intensivaufenthalts mit hoher Wahrscheinlichkeit früh erkennen lässt. Insofern besteht eine Rationale, Antikörper wie Tocilizumab (RoActemra®, Roche) und Sarilumab (Kevzara®, Sanofi) bei diesen Patienten einzusetzen. Beide hemmen den über Interleukin-6 laufenden Signalweg, indem sie an den IL-6-Rezeptor binden und diesen blockieren.

Covid-19 - Warum wir verschiedene Coronavirus-Impfstoffe brauchen

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 15.04.2020

Derzeit finden sich mehr als 100 potenzielle Impfstoffe gegen das neue Coronavirus in der Entwicklung. Wieso es sinnvoll ist, sich nicht nur auf einen Kandidaten zu konzentrieren.  Einem Übersichtsartikel aus »Nature Reviews Drug Discovery« zufolge gibt es mit Stand 8. April weltweit 115 Impfstoffkandidaten. Davon konnten 78 Projekte als aktiv laufend bestätigt werden. Mit fünf von diesen haben bereits Phase-I-Studien, also die erste klinische Testung an Menschen begonnen. Dazu gehören mRNA-1273 von Moderna (NCT04283461), ein mRNA-basierter Impfstoff, bei der die genetische Information für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 in einem neuen Lipidnanopartikel verkapselt ist. Die Studie wird vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases in den USA durchgeführt. 45 Probanden sollen teilnehmen. Ad5-nCoV des chinesischen Unternehmens CanSino Biologicals ist ein viraler Vektor, basierend auf dem Adenovirus Typ 5, der ebenfalls das Spike-Protein enthält (NCT04313127). 108 Probanden in China sollen teilnehmen. Der dritte Kandidat ist INO-4800 von Inovio Pharmaceuticals. Dabei handelt es sich um ein DNA-Plasmid, das das Spike-Protein kodiert und über die Haut durch Elektroporation appliziert werden soll (NCT04336410). Die Studie wird in den USA durchgeführt.

 

 


Genetischer Ursprung des Coronavirus - Ahnenforschung bei SARS-CoV-2

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 15.04.2020

Genetiker und Archäologen aus Kiel und Cambridge haben in einer bemerkenswerten Kooperation ein wenig Licht in den Ursprung und in die Verbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 gebracht. Dabei geholfen hat ein Verfahren zur phylogenetischen Netzwerkanalyse, das eigentlich in der archäologischen Forschung eingesetzt wird. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift »PNAS« berichtet ein internationales Forscherteam um Dr. Peter Forster von der University of Cambridge über einen interessanten Ansatz zur Erforschung der evolutionären Pfade, die das neue Coronavirus SARS-CoV-2 genommen hat. Die Forscher setzten dazu eine wissenschaftliche Methode ein, mit deren Hilfe  phylogenetische Netzwerke erstellt werden können. Bisher wurde dieses Verfahren vor allem zur Rekonstruktion prähistorischer Populationsbewegungen des Menschen und für ökologische Studien verwendet. Da es bei diesen Fragestellungen sehr häufig eingesetzt wird, gilt es als bestens validiert. So wurde die Methode bereits in rund 10.000 phylogenetischen Studien an verschiedenen Organismen erprobt. In ihren menschlichen Wirten sind die Viren einem evolutionären Prozess unterworfen, sodass von Infektionszyklus zu Infektionszyklus leicht modifizierte Virusgenome resultieren. Dabei beobachtet man auch parallele Evolutionsereignisse, das heißt in verschiedenen menschlichen Wirten werden als Resultat dieses Anpassungsprozesses die gleichen Mutationen in den Virusgenomen selektioniert. Aus dieser Dynamik lassen sich evolutionären Pfade für das Virus rekonstruieren, und hier erweist sich das Verfahren der Auswertung zeichenbasierter phylogenetischer Netzwerke als Methode der Wahl.

 


COVID-19: Hohes Sterberisiko trotz maschineller Beatmung

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 15.04.2020

Eine mechanische Beatmung kann das Leben von Patienten mit COVID-19 nicht immer retten. Von den Patienten, die in Großbritannien auf Intensivstationen beatmet werden, konnte nach den vom britischen „Intensive Care National Audit and Research Center“ (ICNARC) über Ostern veröffentlichten Ergebnissen nur jeder 3. später lebend entlassen werden. Die Behandlungsergebnisse scheinen damit ungünstiger zu sein als bei anderen Viruspneumonien. Laut ICNARC sind in England, Wales und Nordirland bisher 2.883 Patienten mit bestätigter COVID-19 auf einer Intensivstation behandelt worden. Von diesen sind bisher 871 Patienten gestorben, während 818 Patienten lebend entlassen werden konnten. Die übrigen 2.194 Patienten wurden bei der Datenanalyse noch auf Intensivstation behandelt. Die 30-Tages-Sterblichkeit in der Gesamtgruppe liegt bei 51,6 %. Sie ist damit deutlich ungünstiger als in einer Vergleichsgruppe von Patienten, deren Pneumonie durch andere Viren verursacht wurde. Dort betrug die 30-Tages-Sterblichkeit 22,0 %. Die Überlebenschancen der COVID-19-Patienten sind deutlich besser, wenn sie keine Beatmung benötigen. In dieser Gruppe betrug die Sterberate 19,4 %. Bei den beatmeten Patienten lag sie dagegen bei 66,3 %. Der wichtigste Risikofaktor für einen tödlichen Ausgang ist das Lebensalter. Von den über 80 Jahre alten Patienten verließen nur 27,1 % lebend die Intensivstation. In der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen überlebten 31,3 %, bei den 60- bis 69-Jährigen waren es 43,6 %, bei den 50 bis 59-Jährigen 58,9 %. Diese Zahlen betreffen die Gesamtgruppe der beatmeten und nicht-beatmeten Patienten.

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LMU Klinikum startet Covid-19 Therapiestudie mit Tocilizumab

Quelle: Informationsdienst Wissenschft, 14.04.2020

 

Weltweit sind mittlerweile fast zwei Millionen Menschen mit Covid-19 infiziert. Während diese Infektion bei zahlreichen Betroffenen ohne oder mit wenigen Symptomen verläuft, sind die Gesundheitssysteme in mehreren Ländern durch Patienten mit schweren Verläufen stark gefordert. Forscher*innen und Ärzt*innen sind daher fieberhaft auf der Suche nach einer Therapie, die dazu beiträgt, einen fulminanten Verlauf der Erkrankung zu verhindern. Ein Antikörper verhindert eine Überreaktion des Immunsystems.

Drei Ursachen scheinen zu einer derartigen, zum Teil lebensbedrohlichen Covid-Erkrankung zu führen:
1. Verzögerte Viruselimination bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr
2. Organversagen bei Vorerkrankungen
3. Überschießende Immunreaktion auf SARS-CoV-2, die in einen sogenannten ‚Zytokinsturm‘ mündet.
Zu den Zytokinen gehören die sogenannten Interleukine, die sich in entzündungsfördernde und entzündungshemmende unterscheiden lassen. „Der Zytokinsturm bei Covid-19 erinnert uns an Verläufe, die wir zum Beispiel von der CAR-T-Zelltherapie bei Blutkrebs kennen“, sagt Prof. Dr. Dr. Michael von Bergwelt. Der Onkologe, Intensivmediziner und Infektiologe ist Direktor der Medizinischen Klinik III am LMU Klinikum München und Experte für dieses Krankheitsbild.

 


WHO untersucht mögliche SARS-CoV-2-Rein­fektionen in Südkorea

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 14.04.2020

In Südkorea sind 91 offiziell als genesen geltende COVID-19-Patienten erneut positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden. Die Ursachen sind noch unklar, Fachleute vermuten aber, „dass es Patienten sind, die falsch negativ diagnostiziert wurden“, wie der Präsident des Robert-Koch-Institutes (RKI), Lothar Wieler, heute in Berlin auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes sagte. Die Hypothese laute, dass das Virus noch eine gewisse Zeit lang ausgeschieden werde, es sich dabei aber nur noch um Virus-RNA handele, und nicht mehr um vermehrungs­fähige Viruspartikel, erklärte Wieler. Als „nicht plausibel“ schätzt der RKI-Präsident ein, dass es sich dabei um Reinfektionen im großen Stil handelt. Auch die Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) hat sich mittlerweile eingeschaltet und will die Fälle in Südkorea untersuchen. Die Frage, ob sich Rekonvaleszenten erneut mit SARS-CoV-2 anstecken können, ist international von größter Bedeutung. Momentan setzt man darauf, dass von einer Infektion genesene Menschen eine Immuni­tät gegen das Virus entwickeln. Mit der Zeit würde dann ein ausreichend großer Teil der Bevölkerung immun gegen die Krankheit sein, um der Pandemie Einhalt zu gebieten. „Wir stehen in enger Verbindung mit unseren klinischen Experten und arbeiten hart da­ran, mehr Informationen über diese individuellen Fälle zu erhalten", heißt es in einer WHO-Stellungnahme gegenüber Reuters.


COVID-19: Kleinere Studie mit Chloroquin wegen Komplikationen abgebrochen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 14.04.2020

Die Behandlung von COVID-19-Patienten mit dem Mala­riamittel Chloroquin ist nicht ohne Risiken, vor allem wenn sie in Kombination mit dem Antibiotikum Azithromycin oder anderen Mitteln erfolgt, die Herzrhythmus­störungen ver­ursachen können. Nachdem in der vergangenen Woche Internisten im Canadian Medical Association Journal (2020; doi: 10.1503/cmaj.200528) vor den Gefahren einer QTc-Verlängerung im EKG ge­warnt hatten, wurde jetzt in Brasilien eine klinische Studie abgebrochen. Dort war es bei mehreren Patienten zu tödlichen Arrhythmien oder zu Herzmuskelschäden gekommen (medRxiv 2020; doi: 10.1101/2020.04.07.20056424). Chloroquin und sein Derivat Hydroxychloroquin werden seit Jahrzehnten zur Prävention und Behandlung der Malaria eingesetzt. Sie sind außerdem ein Bestandteil der Basisthe­rapie bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen. Die beiden Wirkstoffe haben sich als verträglich und sicher erwiesen. Sie sind jedoch nicht ohne Risiken, die sich rasch einstellen können, wenn die Mittel bei einer anderen Personengruppe und in höherer Dosierung eingesetzt werden. Malaria-Patienten sind in der Regel jung und noch ohne Begleiterkrankungen. Chloroquin wird dort in einer niedri­geren Dosierung und nur über wenige Tage eingesetzt.


Ausland - SARS-CoV-2: China genehmigt klinische Tests von Impfstoffen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 14.04.2020

Die chinesischen Behörden haben klinische Tests für zwei weitere mögliche Corona-Impfstoffe genehmigt. Die Wirkstoffe enthielten deaktivierte Bestandteile des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2, sagte Wu Yuanbin vom chinesischen Forschungs­mi­nisterium heute bei einem Pressebriefing. Für diese Stoffe sei eine erste Reihe von Tests an Menschen genehmigt worden. Zum einen geht es um einen möglichen Impfstoff des in Peking ansässigen Unterneh­mens Sinovac Biotech, das im Nasdaq gelistet ist. Der andere mögliche Impfstoff sei vom Institut für Virologie und vom Institut für biologische Produkte in Wuhan entwickelt wor­den, erläuterte Wu. Damit sind in China mittlerweile drei mögliche Coronavirus-Impf­stoffe zu klinischen Tests zugelassen. Die erste Testreihe in China war am 16. März für ein Präparat der Akademie für militär­me­dizinische Wissenschaften und der in Hongkong ansässigen Biotech-Firma CanSino Bio genehmigt worden. Die Tests am Menschen starteten laut Wu am 9. April. Auch in den USA laufen bereits Tests eines möglichen Corona-Impfstoffs bei Menschen.


Wenig beachtete mögliche Symptome von Covid-19

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 14.04.2020

Wenn die Infektion mit SARS-CoV-2 symptomatisch verläuft, treten vor allem Fieber, Halsschmerzen, Husten und Kurzatmigkeit auf. Es gibt mittlerweile aber auch etliche Hinweise auf andere potenzielle Frühboten der Covid-19-Erkrankung. Laut einer Publikation chinesischer Wissenschaftler der Huazhong University of Science and Technology in Wuhan in »Jama Neurology« sind neurologische Symptome bei SARS-CoV-2-Infizierten nicht selten (DOI: 10.1001/jamaneurol.2020.1127). 78 von 214 untersuchten Covid-19-Patienten, also 36,4 Prozent, zeigte den Forschern zufolge Anzeichen dafür, dass das Virus das Nervensystem geschädigt hatte. Dabei war bei knapp einem Viertel aller Patienten das zentrale Nervensystem (ZNS) betroffen und bei 9 Prozent das periphere Nervensystem. Bei Patienten mit ZNS-Manifestationen wurden am häufigsten Schwindel und Kopfschmerz beobachtet, Folgen einer Beteiligung des peripheren Nervensystems waren Riech- und Geschmacksstörungen. Dass SARS-CoV-2 neurologische Symptome hervorrufen kann, war zuvor bereits in einigen Fallberichten geschildert worden. Zudem ist von länger bekannten Coronaviren, dem SARS- und dem MERS-Erreger, bekannt, dass sie neurologische Schäden hervorrufen können. Bei beiden Erregern wurde bereits experimentell gezeigt, dass sie über die Riechnerven in der Nasenhöhle ins Gehirn eintreten können. Auch die Diskussion, ob bei Covid-19-Patienten ein Atemstillstand zentral gesteuert sein könnte – beispielsweise als Resultat einer Entzündung des Hirnstamms –, passt in diesen Zusammenhang.

 


SARS-CoV-2 - Berichte über Reaktivierung des Virus

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 14.04.2020

Wie lange hält eine erworbene Immunität gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 an? Berichten aus Südkorea zufolge könnte die Infektion nach überstandener Erkrankung reaktiviert werden. Genaues ist aber noch unklar. Eine durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion schützt möglicherweise nicht immer vor einer erneuten Infektion. Einen Bericht über einzelne genesene Covid-19-Patienten, die erneut positiv auf das neue Coronavirus getestet wurden, hatte es bereits Ende Februar gegeben (»JAMA«, DOI: 10.1001/jama.2020.2783). Weitere folgten; zuletzt war in einer Online-vorab-Veröffentlichung auf »Clinical Infectious Diseases« die Rede davon, dass 25 von 172 zuvor negativ getesteten Patienten (14,5 Prozent) zu einem späteren Zeitpunkt erneut einen positiven SARS-CoV-2-Nachweis gehabt hätten (DOI: 10.1093/cid/ciaa398/5817588).Die Fallberichte widersprechen der Annahme, dass Menschen nach einer durchgemachten Covid-19-Erkrankung für mindestens ein bis zwei Jahre immun gegen eine erneute Infektion sein sollten. Möglicherweise handelt es sich aber auch gar nicht um eine Reinfektion, sondern um eine Reaktivierung des Erregers. Das Virus könnte in diesem Fall im Körper eines Infizierten persistieren, ohne in Nasen-Rachen- oder sonstigen Abstrichen nachweisbar zu sein, und bei einer Schwächung des Immunsystems wieder zum Vorschein kommen. Diese Möglichkeit brachte am Freitag Jeong Eun-kyeong, die Direktorin der südkoreanischen Gesundheitsbehörde KCDC, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters ins Spiel. In Südkorea hatte es zuletzt 91 Fälle von zunächst negativ und dann wieder positiv getesteten Patienten gegeben.

 


Immunseneszenz - Warum vor allem Ältere an Covid-19 sterben

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 14.04.2020

Mit steigendem Alter verändert sich das Immunsystem des Menschen. Die genauen Abläufe dieser sogenannten Immunseneszenz verstehen Forscher mittlerweile immer besser – und können damit auch erklären, warum die Sterblichkeit an Covid-19 bei alten Menschen so viel höher ist als bei jungen. Die Immunseneszenz wird meist pauschal als eine Abschwächung der Immunantwort beim älter werdenden Menschen bezeichnet. Das stimmt zwar im Großen und Ganzen, stellt aber eine grobe Vereinfachung dar. Denn die verschiedenen Teile des Immunsystems büßen nicht im selben Ausmaß ihre Funktionalität ein. Einige sind im Gegenteil im höheren Alter sogar aktiver als im jüngeren. Bei der Reaktion auf einen bislang unbekannten Erreger wie das neue Coronavirus SARS-CoV-2 kann gerade das fatale Konsequenzen haben. In einem Übersichtsartikel in »Nature Immunology« bezeichnete Professor Dr. Janko Nikolich-Žugich von der University of Arizona in Tucson die mit der Immunseneszenz einhergehenden Veränderungen 2017 als »Abenddämmerung der Abwehrkräfte« (»Twilight of Immunity«, DOI: 10.1038/s41590-017-0006-x). Es handele sich um eine Abfolge von altersabhängigen Veränderungen, die das Immunsystem beträfen und die mit der Zeit die Anfälligkeit für Infektionen erhöhten.

 


„Compassionate Use“: Erste positive Erfahrungen mit Remdesivir bei COVID-19

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 13.03.2020

Von den ersten COVID-19-Patienten, die bis Anfang März im Rahmen von Heilversuchen mit dem Virustatikum Remdesivir behandelt wurden, haben die meisten die Erkrankung überstanden. Bei zwei Dritteln kam es laut einer Publikation im New Eng­land Journal of Medicine (2020; doi: 10.1056/NEJMoa2007016) zu einer klinischen Besse­rung. Es gab aber auch Todesfälle. Das Virostatikum Remdesivir, das die Replikation von Coronaviren und einer Reihe ande­rer RNA-Viren hemmt, ist nach Einschätzung der meisten Experten am ehesten in der Lage, den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung günstig zu beeinflussen. Das Mittel hatte in einer randomisierten Studie an Ebolapatienten zwar nicht die erhoffte Wirkung erzielt, sich jedoch weitgehend als sicher erwiesen. Der Hersteller Gilead Sciences stellt Remdesivir seit dem 25. Januar für Heilversuche („Compassionate Use“) zur Verfügung. Bisher wurden welt­weit mehr als 1.800 Patienten behandelt. Die Effektivität von Remdesivir wird außer­dem in mehreren randomisierten klinischen Studien untersucht. Erste Ergebnisse werden in einigen Wochen vorliegen.


Corona-Bekämpfung: Virtuelle Stadt erlaubt, Wirkung von Maßnahmen online zu testen

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 12.04.2020

 

Wissenschaftler der Universität Hohenheim entwickeln ein Online-Modell, mit dem jeder selbst testen kann, welche Auswirkungen verschiedene Maßnahmen auf den Verlauf von Pandemien haben können. Corona-Vorschriften lockern oder verschärfen: In einer virtuellen Modellstadt der Universität Hohenheim in Stuttgart kann der Nutzer Gesundheitspolitik selbst gestalten und beobachten, wie die Maßnahmen wirken. Was passiert z. B. wenn er die infizierten Menschen in häusliche Quarantäne schickt, die Schulen schließt, mit Gesundheitsaufklärung die allgemeinen Hygienebedingungen verbessert oder die Bettenkapazität in den Krankenhäusern aufstockt. Alle Maßnahmen beeinflussen die Anzahl der schweren Fälle und der Verstorbenen sowie die Länge der Pandemie. Mit diesem Wissen kann ein besseres Verständnis für die komplexen Zusammenhänge erreicht werden. Zu finden ist das Modell unter: https://inno.uni-hohenheim.de/corona Die Corona-Pandemie verunsichert nicht nur die Bevölkerung, sondern auch Wissenschaftler und Politiker. Weltweit reagieren die Verantwortlichen verschiedener Länder mit unterschiedlichen Instrumenten. Um schon vorab zu bewerten, welche Maßnahmen wie lange eingesetzt werden sollten, könnten sogenannte Politik-Labore hilfreich sein, so die Ansicht von Prof. Dr. Andreas Pyka vom Lehrstuhl für Innovationsökonomik der Universität Hohenheim. „Politiklabore sind Simulationsmodelle mit graphischen Darstellungen, bei denen der Nutzer selbst Einfluss nehmen kann und beispielsweise unterschiedliche Instrumente zur Epidemie-Bekämpfung ausprobieren kann. Die Konsequenzen sieht er unmittelbar auf dem Bildschirm“, erklärt Prof. Dr. Pyka.

 


Medikament gegen Covid-19 - BfArM-Chef erwartet Zulassung noch in diesem Jahr

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 11.04.2020

Wann werden erste Medikamente speziell gegen Covid-19 zugelassen? Zumindest wird es damit wohl deutlich schneller gehen als mit einer schützenden Impfung. Das gilt vor allem für Wirkstoffe, die bereits für andere Bereiche im Einsatz sind. Der Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Professor Dr. Karl Broich, hat die Einschätzung von Experten bestätigt, dass es noch in diesem Jahr eine Zulassung für Covid-19-Medikamente geben könnte. «Ich gehe davon aus, dass wir bis zum Spätsommer die ersten belastbaren Ergebnisse aus den derzeit laufenden Studien bekommen», sagte Broich dem «General-Anzeiger» aus Bonn (Samstag). «Wenn die Daten es hergeben, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir noch in diesem Jahr eine Zulassung erteilen können.» Noch gebe es für kein Arzneimittel ausreichende Wirksamkeitsbelege, betonte er auch. Positive Hinweise etwa bei Remdesivir seien mit Fragezeichen versehen. «Aktuell lassen sich zu keinem Arzneimittel Aussagen zu dessen Wirksamkeit bei Covid-19 treffen», heißt es beim BfArM. Zunächst seien die Ergebnisse laufender klinischer Prüfungen abzuwarten. Hervorragend wirkende Wundermittel erwarten Experten ohnehin nicht - wirkliche Abhilfe im Kampf gegen Corona wird wahrscheinlich erst eine Impfung bringen, mit der aber erst in etwa einem Jahr gerechnet wird.

 


Impfstoffentwicklung auf Hochtouren - Die aktuelle Entwicklungslandschaft für Covid-19-Impfstoffe

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 11.04.2020

Mit Stand vom 8. April 2020 umfasst die weltweite F&E-Landschaft für Covid-19-Impfstoffe 115 Kandidaten. 78 dieser Entwicklungen lassen sich verifizieren. 37 müssen derzeit noch als unbestätigt eingestuft werden, da der Entwicklungsstatus anhand öffentlich zugänglicher oder proprietärer Informationsquellen nicht ermittelt werden kann. Mit der Veröffentlichung der genetischen Sequenz des SARS-CoV-2-Virus am 11. Januar 2020 und einer Korrektur am 18. März 2020 begannen weltweit intensive Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zur Herstellung eines Impfstoffs. Die immer offensichtlicher werdenden katastrophalen Auswirkungen der Pandemie verdeutlichen, wie wichtig es wäre, möglichst zeitnah einen Impfstoff verfügbar zu machen. Früher als gedacht wurde dann tatsächlich auch am 16. März 2020 die klinische Erprobung am Menschen für den ersten Covid-19-Impfstoffkandidaten gestartet.


Wie viele Menschen sind immun gegen das neue Coronavirus? Robert Koch-Institut startet bundesweite Antikörper-Studien

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 10.04.2020

 

Wie weit ist das neue Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland tatsächlich verbreitet? Wie viele Menschen haben bereits eine Infektion durchgemacht und sind jetzt zumindest für eine gewisse Zeit immun? Das wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Robert Koch-Instituts in mehreren großangelegten Studien herausfinden. Untersucht wird, ob sich im Blut der Studienteilnehmer Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachweisen lassen – ein sicherer Hinweis auf eine durchgemachte Infektion. „Von diesen Studien erwarten wir uns ein genaueres Bild über das SARS-CoV-2-Geschehen in Deutschland“, sagt Prof. Lothar H. Wieler, Präsident des RKI. Es ist bisher nicht bekannt, wieviele Menschen in Deutschland eine Infektion tatsächlich durchgemacht haben und damit immun sind. Die Infektion verläuft häufig mild oder sogar unbemerkt. „Die Ergebnisse der Antikörper-Studien sind von großer Bedeutung, um den Verlauf und Schwere der Pandemie genauer abschätzen und die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen besser bewerten zu können“, unterstreicht Wieler.

 


Tuberkulose-Impfstoff soll Immunsystem gegen Corona-Virus fit machen

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 09.04.2020

 

MHH startet Studie mit 1000 Freiwilligen aus Klinik und Rettungsdienst. Ein Impfstoff gegen Tuberkulose könnte helfen, einen Etappensieg gegen das Corona-Virus zu erringen. VPM 1002 heißt das am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie hergestellte Präparat. Es soll das Immunsystem im Kampf gegen den Sars-CoV-2-Erreger stärken. „VPM 1002 ist die gentechnologisch verbesserte Variante eines jahrzehntealten Impfstoffs, der in vielen Ländern zur Bekämpfung des Tuberkulose-Erregers eingesetzt wird“, sagt Professor Dr. Christoph Schindler von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Leiter der Stabsstelle CRC Core Facility am Clinical Research Center Hannover. Weil der Impfstoff offenbar nicht nur gegen das Tuberkulose-Bakterium hilft, sondern die Immunantwort generell verbessert, könnte er auch die Abwehr gegen das Corona-Virus verstärken. Jetzt soll VPM 1002 in einer Studie an 1000 Teilnehmenden getestet werden, die beruflich mit dem Corona-Virus in Kontakt kommen – Ärztinnen und Ärzte sowie das Personal im Pflege- und Rettungsdienst. „Im Idealfall verringert die Impfung die Wahrscheinlichkeit, an Corona-Virus-Disease zu erkranken“, erklärt Professor Schindler. Der Wirkstoff gelangt über das Blut in die Lymphknoten und verändert dort die körpereigenen Abwehrzellen. Wenn dann Corona-Viren die Lunge befallen, werden weiße Blutkörperchen aktiv. Die als Fress- und Killerzellen bekannten Immunzellen bekämpfen die Viren in der Lunge und hindern sie daran sich zu vermehren – wenn alles gut läuft.

 


Erfahrungen aus der Krise - Söder fordert Reform des Gesundheitssystems

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 09.2020

 

Nach den Erfahrungen aus der Corona-Krise hält CSU-Chef Markus Söder eine grundlegende Reform des deutschen Gesundheitswesens für unverzichtbar.Zwar glaube er, dass das deutsche Gesundheitssystem viel besser vorbereitet war als viele andere in der Welt. «Aber wir müssen nun noch einen deutlichen Zahn zulegen», sagte der bayerische Ministerpräsident in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur in München. Deutschland brauche eine Notfall-Versorgung, wenn es um Medikamente, Material und Produktionskapazitäten im eigenen Land gehe sowie eine bessere Bezahlung im gesamten Medizinsektor, betonte Söder. «Dazu gehört auch eine bessere Krankenhausfinanzierung, um für Notfälle und Intensivmedizin besser ausgestattet zu werden.»

 


Atemwegserkrankungen - Kontaktsperre beendet Grippewelle vorzeitig

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 09.04.2020

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben auch zu einer deutlichen Reduktion anderer Atemwegserkrankungen geführt, inklusive der Grippe. Das geht aus dem aktuellen Bericht der AG Influenza hervor.  Aufgrund gleicher Übertragungswege kann man anhand des Rückgangs von Atemwegserkrankungen wie grippalen Infekten und Influenza abschätzen, wie wirksam die ergriffenen Maßnahmen gegen Covid-19 sind: Laut aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist deren Rate seit Anfang März ist deutlich gesunken. So ein deutlicher und stetiger Abfall über mehrere Wochen hinweg sei bei Erwachsenen ungewöhnlich und wurde in den drei vergangenen Jahren nicht beobachtet. Insbesondere ein schnelleres Ende der diesjährigen Grippewelle seit der 13. Kalenderwoche (21.-27.3.) ist in den Daten erkennbar. Laut RKI geben »diese Indikatoren […] einen klaren Hinweis darauf, dass die Distanzierungsmaßnahmen für die Verlangsamung der Ausbreitung von Atemwegserkrankungen wirksam sind«. Ab dem 9. März wurden in Deutschland Großveranstaltungen abgesagt, am 16. März wurden die Schulen geschlossen, und seit dem 23. März gilt ein umfangreiches bundesweites Kontaktverbot.

 


COVID-19: Warum Raucher und COPD-Patienten anfälliger sind

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 09.04.2020

Raucher und Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) exprimieren in ihren Atemwegen vermehrt den ACE2-Rezeptor, über den SARS-Coronaviren in die Zellen gelangen. Die im European Respiratory Journal (2020; doi: 10.1183/13993003.00688-2020) vorgestellten Befunde, können erklären, warum COVID-19 in beiden Risikogruppen häufiger einen schweren Verlauf nimmt. In den epidemiologischen Studien zu COVID-19 gehören Raucher und COPD-Patienten zu den Risikogruppen für einen schweren Verlauf der Erkrankung. Bislang wurde die vermehrte Anfälligkeit mit der Vorschädigung der Lungen erklärt, die bei Rauchern und COPD-Patienten vorliegt. Pneumologen der Universität von British Columbia and St. Paul's Hospital haben eine weitere Erklärung. Janice Leung und Mitarbeiter hatten zunächst die Expression des Angiotensin-konvertierenden Enzyms 2 (ACE2) auf Zellen untersucht, die sie bei der Bronchoskopie aus den Atemwegen von 21 Patienten mit COPD entnommen hatten. Der Vergleich zu 21 gesunden Kontrollen ergab, dass die Atemwegszellen der COPD-Patienten vermehrt ACE2 exprimierten.


Hohe Dunkelziffer: Zahl der Infizierten in Deutschland möglicherweise schon bei 460.000

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 09.04.2020

Nach Berechnungen von Göttinger Forschern hatten sich in Deutschland unter Berücksichtigung einer hohen Dunkelziffer bereits bis Ende März mehr als 460.000 Menschen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Bislang seien schätzungsweise 15,6 % der Infektionen in Deutschland festgestellt worden, errechneten die Entwick­lungsökonomen Christian Bommer und Sebastian Vollmer, wie die Universität mitteilte. Um die Qualität der offiziellen Fallaufzeichnungen zu prüfen, nutzten die Forscher unter anderem Daten aus einer Studie zur Mortalität von COVID-19 und zum Zeitraum bis zum Tod der Betroffenen, die kürzlich in The Lancet Infectious Diseases erschienen ist. Auf dieser Grundlage gehen die Ökonomen davon aus, dass die Zahl der Infektionen in allen betroffenen Ländern deutlich höher liegt, als bislang angenommen. Sie vermuten, dass weltweit bislang im Durchschnitt nur etwa 6 % aller Infektionen nachgewiesen wurden. Nach ihren Berechnungen könnte die tatsächliche Zahl der Infizierten weltweit bereits mehrere 10 Millionen erreicht haben.


Robert-Koch-Institut startet große Antikörperstudien zu SARS-CoV-2

Quelle: DEutsches Ärzteblatt, 09.04.2020

Das Robert-Koch-Institut (RKI) startet drei große Antikörperstudien, die aufzeigen sollen, wie viele Menschen bereits eine Infektion durchgemacht haben und nun zumindest für eine gewisse Zeit immun gegen SARS-CoV-2 sind. „Von diesen Studien erwarten wir uns ein genaueres Bild über das SARS-CoV-2-Geschehen in Deutschland", erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler heute in Berlin. Die Infektion mit SARS-CoV-2 verläuft häufig mild oder sogar unbemerkt. Die Ergebnisse der Antikörperstudien seien deshalb „von großer Bedeutung, um den Verlauf und die Schwere der Pandemie genauer abschätzen und die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen besser bewerten zu können", betonte Wieler. Man gehe Moment davon aus, dass man nach der Erkrankung immun ist, auch wenn man noch nicht wisse, wie lange diese Immunität andauert, so Wieler. Antikörper lassen sich frühestens zwei Wochen nach der Infektion nachweisen, entsprechende Labortests stehen erst seit Kurzem zur Verfügung. „Es gibt eine Reihe von Tests“, sagte Wieler, „aber die Qualitätsparameter der Tests schwanken stark.“


Feldstudie zu SARS-CoV-2: Bei 15 Prozent in Gangelt Infektion nachgewiesen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 09.04.2020

In der besonders vom Coronavirus SARS-CoV-2 betroffenen Gemeinde Gan­gelt in Nordrhein-Westfalen (NRW) wurde in einer Studie bei 15 Prozent der untersuchten Bürger eine Infektion nachgewiesen. Das berichtete der Leiter der Feldstudie im Kreis Heinsberg, Hendrik Streeck, heute in Düsseldorf. Bei diesen ersten, wissenschaftlich repräsentativen Zwischenergebnissen handele es sich um eine eher konservative Berechnung, betonte der Virologe. Die Forscher hatten in rund 400 Haushalten bei 1.000 Teilnehmern Rachenabstriche auf SARS-CoV-2 analysiert, Blut auf Antikörper getestet und Fragebögen ausgewertet. Die vorliegenden Ergebnisse fußen auf 509 ausgewerteten Ergebnissen. Demnach hätten rund 15 Pro­zent der Bürger in der Gemeinde nun auch eine Immunität gegen das Virus ausgebildet, sagte Streeck. Den Forschern zufolge dürfte die Zeit der Im­munität bei sechs bis18 Monaten liegen, erklärten sie heute vor Journalisten.



Nur 15 Prozent der Corona-Infektionen werden erkannt

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 08.04.2020

Nach Berechnung von Göttinger Forschern hatten sich in Deutschland unter Berücksichtigung einer hohen Dunkelziffer bereits bis Ende März mehr als 460.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert.  Bislang seien schätzungsweise 15,6 Prozent der Infektionen in Deutschland festgestellt worden, errechneten die Entwicklungsökonomen Christian Bommer und Sebastian Vollmer, wie die Universität Göttingen mitteilte. Die Zahl registrierter Infektionen lag indes am Mittwoch bei etwas über 100.000. Um die Qualität der offiziellen Fallaufzeichnungen zu prüfen, nutzten die Forscher unter anderem Daten aus einer Studie zur Mortalität von Covid-19 und zum Zeitraum bis zum Tod von Betroffenen. Auf dieser Grundlage gehen die Ökonomen davon aus, dass die Zahl der Infektionen womöglich in allen betroffenen Ländern deutlich höher liegt, als bislang angenommen. Sie vermuten, dass weltweit bislang im Durchschnitt nur etwa 6 Prozent aller Infektionen nachgewiesen wurden. Nach ihren Berechnungen könnte die tatsächliche Zahl der Infizierten weltweit demnach bereits mehrere zehn Millionen erreicht haben.

 


SIMPLE-Studie Remdesivir-Studie an acht deutschen Kliniken

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 08.04.2020

Das US-Pharmaunternehmen Gilead hat zwei Studien mit dem Namen SIMPLE gestartet, die Wirksamkeit und Sicherheit von Remdesivir bei Covid-19-Patienten untersuchen: einmal bei Patienten mit schweren Verläufen, einmal mit mittelgradiger Ausprägung. Auch acht deutsche Kliniken nehmen teil. Remdesivir gilt als einer der größten Hoffnungsträger für ein antivirales Medikament, dass gegen SARS-CoV-2-Viren hilft. »Gilead hat Remdesivir entwickelt und bereits vor mehr als zehn Jahren begonnen, die antivirale Aktivität dieses Arzneimittels zu erforschen. Wir sind jetzt in der Lage, das Potenzial von Remdesivir zur Behandlung von Covid-19 zu untersuchen und die weitere Entwicklung rasch voranzutreiben«,  so Dr. Karsten Kissel, Medizinischer Direktor von Gilead Sciences Deutschland. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in den USA.

 


Architektur soll Infektionsrisiko im Krankenhaus senken

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 08.04.2020

Architekten der Technischen Universität (TU) Braunschweig haben ge­mein­sam mit Molekularbiologen, Medizinern und Industriepartnern einen Prototypen für ein infektionspräventives Patientenzimmer entwickelt. Das Bundesministerium für Bil­dung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt namens „KARMIN“ („Krankenhaus, Archi­tektur, Mikrobiom und Infektion“). Wissenschaftler der Charité Berlin haben zunächst ein Jahr lang Abstriche in Patienten­zimmern sowie Proben direkt von Patienten genommen. „So können wir zum ersten Mal zeigen, wie sich das Mikrobiom, also die Gesamtheit der Mikroorganismen, auf den Ober­flächen im Krankenhaus aufbaut“, erläuterte Rasmus Leistner vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin an der Charité. Reinigungsmittel und anwesende Personen könnten demnach durch ihr eigenes Mikrobiom die Mikroben-Konstellation des Zimmers verän­dern. Architekten und Designer der TU Braunschweig konnten im Anschluss zeigen, wie eine kluge Raumplanung und die Neugestaltung hygienerelevanter Gegenstände die Übertra­gung von Keimen in Krankenhäusern verhindern kann. Neben Oberflächenmaterialien, die sich leicht reinigen lassen, ging es dabei auch um Details wie die Beleuchtung und die Position der Desinfektionsmittel-Spender. Wichtig ist zudem laut den Wissenschaftlern, für ein Zweibettzimmer auch zwei Bäder vorzusehen.


COVID-19 kann eine Berufskrankheit sein

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 08.04.2020

Eine SARS-CoV-2-Infektion ist im Regelfall kein Arbeitsunfall, auch nicht für Ärzte, Pflegekräfte und andere Gesundheitsberufler. Anders verhält sich bei der Frage nach einer Berufskrankheit. Das machte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes deutlich. Die DGUV wies darauf hin, dass die Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) COVID-19 zur Pandemie erklärt habe. Damit stelle COVID-19 eine Allgemeingefahr dar. Von einer Allge­meingefahr sei auszugehen, wenn in einem bestimmten Gebiet alle Menschen mehr oder minder gleich bedroht seien. Erkranke ein Versicherter an einer Gefahr, von der er zur selben Zeit und mit gleicher Schwe­re auch außerhalb seiner versicherten Tätigkeit betroffen gewesen wäre, handle es sich nicht um einen Arbeitsunfall, so die DGUV. Grund sei, dass sich die Betroffenheit zu­fällig ergebe und unabhängig von der versicher­ten Tätigkeit sei. Ärzte hätten daher bei COVID-19 auch keinen Durchgangsarztbericht zu erstatten.


Getrennte Versorgung von Corona- und normalen Patienten wichtig für Exit-Strategie

Quelle: DEutsches Ärzteblatt, 08.04.2020

Um zu verhindern, dass sich Risikopatienten mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizieren, sei es wichtig, dass deren Behandlung und die von Corona-Verdachtsfällen in den Praxen niedergelassener Ärzte weiterhin getrennt erfolge. Das sei auch mit Blick auf eine Rückkehr zum normalen Praxisbetrieb wichtig, erklärte der Vorstandsvorsitz­ende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, heute in Berlin. „Die Infektionszahlen sinken“, sagte Gassen. Inzwischen stecke ein Infizierter im Durch­schnitt einen weiteren Menschen an. Diese Rate sei zwar immer noch zu hoch. „Aber die Situation scheint sich zu verbessern“, betonte der KBV-Chef. Vor diesem Hintergrund müsse man allmählich über eine Rückkehr zum Alltag nach­den­ken, ohne Erreichtes zu gefährden. „Die jetzigen Einschränkungen der persönlichen Frei­heit und des öffentlichen Lebens kann man nicht über Monate weiterführen“, meinte Gassen. Dabei müsse jedoch sichergestellt werden, dass insbesondere Risikopatienten ausreichend geschützt würden. Denkbar seien hier zum Beispiel Tracking-Apps auf dem Handy. Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Verringerung des Ansteckungsrisikos bleibe aber auch nach einer Beendigung des Shut-Downs die zweigliedrige Versorgung der Patienten in den Praxen, erklärte Gassens Vorstandskollege Stephan Hofmeister. Viele Praxen hätten inzwischen separate Infektionssprechstunden für Patienten mit Coronaverdacht eingeführt. Es gebe in allen Kassenärztlichen Vereinigungen separate Testzentren und zum Teil auch mobile Versorgungsteams, die Hausbesuche machten.


EIDD-2801: Oraler Wirkstoff für das nächste Coronavirus

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 08.04.2020

Die derzeitige Pandemie hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, da stellen US-Forscher in Science Translational Medicine (2020; doi: 10.1126/scitranslmed.abb5883) bereits einen vielversprechenden Wirkstoff für das nächste Coronavirus vor. Das oral verfügbare EIDD-2801 hat Mäuse vor einer Infektion mit SARS-CoV oder MERS-CoV geschützt und bei frühzeitiger Therapie eine Erkrankung kuriert. In Zellkulturen war es auch gegen SARS-CoV-2 wirksam. Die effektiven Wirkstoffe gegen das HI-Virus und das Hepatitis C-Virus zeigen, dass es möglich ist, Virusinfektionen gezielt zu bekämpfen. Auch gegen MERS, SARS und COVID-19 könnte es erfolgreiche Behandlungen geben. Die Hoffnungen ruhen derzeit auf Remdesivir, das gezielt in die Replikation eingreift. Remdesivir oder genauer seine aktive Form GS-441524 interagiert mit der RNA-abhängigen RNA-Polymerase, die die RNA-Viren zur Vermehrung ihres Erbguts benötigen. Einen vergleichbaren, aber wohl nicht identischen Wirkungsmechanismus hat beta-D-N4-Hydroxy-Cytidin (NHC, EIDD-1931). EIDD-1931 wird beim Kopiervorgang als Baustein in die RNA eingebaut. Dies hat allerdings nicht wie bei Remdesivir einen vorzeitigen Abbruch der RNA-Kette zur Folge. Es kommt vielmehr bei weiteren Kopiervorgängen zu Fehlern, deren Zahl rasch zunimmt und bald den Bau von funktionsfähigen Coronaviren verhindert.


Rekonvaleszenten­plasma soll bei schweren COVID-19-Verläufen helfen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 08.04.2020

Am Universitätsklinikum Erlangen sollen bald COVID-19-Patienten mit dem Blutplasma genesener Patienten behandelt werden. Das Klinikum hat die behördliche Zulassung für die Herstellung von therapeutischem Plasma erhalten. Erste Rekonvales­zenten wurden bereits zur Spende einbestellt. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, bezeichnete den Einsatz von Antikörpern bereits genesener Patienten kürzlich als einen der „lohnenswertesten und vielversprechendsten Therapieansätze“ bei COVID-19-Erkrankungen. Neben der Erlangener Uniklinik bereitet sich noch eine Reihe von anderen Universitäts­krankenhäusern in Deutschland momentan auf den Einsatz von Rekonvaleszentenplasma bei schwer kranken COVID-19-Patienten vor und hat entsprechende Spendenaufrufe gestartet.  Tatsächlich gebe es bereits „eine lange Tradition klinischer Vorerfahrung“ mit diesem Therapieprinzip, berichtet Holger Hackstein, der am Universitätsklinikum Erlangen die Abteilung für Transfusionsmedizin und Hämostaseologie leitet. „Das hat man auch schon bei SARS-CoV und MERS gemacht.“ Der in der Literatur beschriebene Effekt der Plasma­spende sei durchweg positiv, allerdings gebe es noch keine kontrollierten klinischen Studien.