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Letzte aktualiesierung 13.11.2020



Maßgeschneiderte Wirkstoffe gegen Covid-19 - Nur noch eine Frage der Zeit
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 12.11.2020
Im Kampf gegen Covid-19 konnte die Impfstoffforschung kürzlich einen Durchbruch melden. Aber auch maßgeschneiderte Wirkstoffe sind keine ferne Zukunftsmusik mehr, informierte Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz beim gestrigen Webcast von Pharma4u und PZ.   »Für medizinischen Erfolg braucht es die vier G´s«, zitierte Schubert-Szilavecz den Nobelpreisträger Paul Ehrlich: Geist, Geduld, Glück und Geld. An Geist fehle es derzeit sicherlich nicht, so der pharmazeutische Chemiker mit Blick auf die zahlreichen ambitionierten Forschungsvorhaben nach einem aussichtsreichen Wirkstoff gegen Covid-19. Es gebe viele hoch qualifizierte und kompetente Wissenschaftler in diesem Bereich. Geduld sei etwas, was man nicht wirklich verkürzen könne, und Glück brauche es immer: »Um einen lucky punch zu landen, - eine wirksame unbedenkliche und in der pharmazeutischen Qualität ansprechende Substanz zu entwickeln -, braucht es auch immer ein wenig Glück.« Auch an Geld mangle es derzeit nicht, da jeder daran interessiert sei, dass die Wirkstoffentwicklung vorangetrieben wird. Sie werde akademisch, aber auch in der Industrie vorangetrieben.

Das Genom-Origami von SARS-CoV-2 als Ansatzpunkt für antivirale Therapien

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 10.11.2020

 

Wissenschaftlerteams der Universitäten Cambridge und Gießen haben eine Karte der 3D-Strukturen des COVID-19-Erregers in infizierten Zellen erstellt – Publikation in „Molecular Cell“ Coronaviren wie SARS-CoV-2 verfügen über ein einzelsträngiges RNA-Genom von rund 30 Kilobasen Länge – das größte bekannte Genom aller RNA-Viren. Für einzelne Bereiche dieses RNA-Stranges war bekannt, dass sie sich in 3D auffalten können. Wie das SARS-CoV-2-Virus dieses Genom-Origami verwendet, um erfolgreich Wirtszellen zu infizieren und sich dort zu vermehren, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Cambridge (Großbritannien) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Friedemann Weber am Institut für Virologie des Fachbereichs Veterinärmedizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) nun herausgefunden. Diese Erkenntnisse können für die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von COVID-19 genutzt werden.

 


SARS-CoV-2: Impfstoff von Biontech/Pfizer verhindert in Phase-3-Studie mehr als 90 % der bestätigten Infektionen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 10.11.2020

Der vom deutschen Hersteller Biontech entwickelte und zusammen mit dem US-Konzern Pfizer klinisch geprüfte Impfstoff BNT162b2 hat in einer Phase-3-Studie offenbar eine gute Schutzwirkung erzielt, ohne dass es zu schweren Komplika­tionen kam, wie die jetzt bekannt gegebenen Zwischenergebnisse der laufenden Studie zeigen. Die Firmen wollen sich um eine baldige Zulassung bemühen. Die klinische Phase-3-Studie war am 27. Juli an weltweit 154 Zentren (deutsche Betei­li­gung: Berlin, Essen, Frankfurt/Main, Hamburg, Stuhr bei Bremen) begonnen wor­den. Ur­sprünglich waren 30.000 gesunde Erwachsene geplant. Inzwischen wurde die Zahl auf etwa 44.000 Personen erhöht. Dabei wurden nach Mitteilung der Hersteller zusätzlich weitere Bevölkerungsgruppen einbezogen einschließlich Personen im Alter von 12 Jahren und Personen, die mit dem HI-Virus, dem Hepatitis C-Virus oder dem Hepatitis B-Virus infiziert sind.


COVID-19-Splitter - Antikörper: Kreuzimmunität, Reaktion bei Kindern, Dunkelziffer in München
Quelle: Ärzte Zeitung, 09.11.2020

Britische Forscher finden Kreuzreaktivität durch Erklärungscoronaviren bei jedem Zwanzigsten. Bei 16 von 302 Probanden in einer britischen Studie fand sich eine Immunantwort auf SARS-CoV-2, obwohl diese Personen nachweislich nicht mit dem neuen Coronavirus infiziert waren. Die Forscher vermuten bei diesen 5,29 Prozent eine „Immunisierung“ durch vorangegangene Infektionen mit saisonalen Coronaviren. Die IgG-Antikörper zeigten eine Kreuzreaktivität gegen die S2-Untereinheit des Spike-Proteins von SARS-CoV-2. Das Spike-Protein steht bekanntlich im Fokus der Impfstoffentwicklung. Auffallend in der Untersuchung war, dass insbesondere Kinder und Jugendliche eine ausgeprägte Kreuzreaktivität aufwiesen: In einer Kohorte von 48 Ein- bis 16-Jährigen, die nicht mit SARS-CoV-2 infiziert waren, konnten die Forscher diese IgG-Antikörper bei 21 (43,8 Prozent) nachweisen. Das könnte erklären, warum Kinder und Jugendliche seltener erkranken, Älterere dafür umso öfter (Science 2020; online 6. November).


BioNTech und Pfizer - mRNA-Impfstoff verspricht 90-prozentigen Schutz gegen Covid-19

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 09.11.2020

Erste Daten aus der Phase-III-Studie des mRNA-Impfstoffs des Firmenkonsortiums Pfizer/BioNTech überraschen positiv. Ihnen zufolge bietet der Impfstoff einen 90-prozentigen Schutz vor Covid-19. Die Firmen wollen kommende Woche eine Zulassung in den USA beantragen. Lange musste man auf die Antwort auf die entscheidende Frage zu den Corona-Impfstoffen warten: Sind sie wirksam? Diese Frage wurde heute mit einem eindeutigen Ja beantwortet. Die beiden kooperierenden Firmen Pfizer und BioNTech haben heute erstmals Phase-III-Daten zu einem Covid-19-Impfstoff vorgelegt. Sie gaben in einer Pressemitteilung bekannt, dass ihr Impfstoffkandidat BNT162b2 tatsächlich wirksam ist. Das bedeutet, dass dieser Impfstoff Menschen vor Covid-19 schützt, die sich vor der Impfung nachweislich noch nicht mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Zu diesem Schluss kommen die Vertreter der beiden kooperierenden Unternehmen nach einer ersten Zwischenanalyse, die von einem externen, unabhängigen Data Monitoring Committee (DMC) am 8. November 2020 im Rahmen der laufenden Phase-III-Studie durchgeführt worden war.


 

Covid-19-Medikamente - Diese Ansätze gibt es
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 08.11.2020
Die Liste der Substanzen, die eine Zulassung zur Behandlung von Covid-19 haben, ist bisher kurz. Sehr lang ist dagegen die Liste derjenigen Stoffe, die auf eine Wirksamkeit gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 oder bei Covid-19 getestet werden. Wie auf manchen Gästelisten entdeckt man einige alte Bekannte und viele Unbekannte. Und wie bei einer großen Party ist es schier unmöglich, auf alle einzugehen. Eine befristete EU-Zulassung hat im Sommer der Wirkstoff Remdesivir (Veklury®, Gilead) erhalten. Es ist ein Prodrug, dessen aktive Form die RNA-abhängige Polymerase hemmt. In der Folge wird die Replikation von Viren unterdrückt. Das Medikament wirkt somit antiviral. Basis der EU-Zulassung sind Daten, die eine Verkürzung der Krankheitsdauer bei schwer erkrankten Covid-19-Patienten zeigten. Dass Remdesivir auch signifikant die Mortalität senkt, konnte bisher noch nicht gezeigt werden. Vorab veröffentlichte Daten der großen SOLIDARITY-Studie, initiiert von der WHO, zeigten keinen Überlebensvorteil. Veklury wird infundiert. Als Standard kristallisiert sich die Fünf-Tage-Therapie heraus.

FDA warnt vor falsch positiven Corona-Schnelltests

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 04.11.2020

Die US-Arzneimittelbehörde FDA weist noch einmal in einem Rundschreiben an Testlaboratorien und Gesundheitseinrichtungen auf das eigentlich bekannte Problem falsch positiver Antigentests zum Nachweis einer SARS-CoV-2-Infektion hin. Gleichzeitig gibt die Behörde Tipps, wie diese falschen Resultate vermieden werden können. Die FDA hat am Mittwoch Mitarbeiter klinischer Laboratorien und Gesundheitsdienstleister gewarnt, dass falsch positive Ergebnisse bei Antigentests auftreten können, wenn die Anwender die Gebrauchsanweisung für die Tests nicht penibel einhalten. Dies ist eigentlich ein bekanntes Problem, das aber in der momentanen Größenordnung nicht akzeptabel ist, da die Testergebnisse relevante Konsequenzen nach sich ziehen können. Die Gefahr, dass Antigentests ein falsch positives Resultat anzeigen, ist besonders hoch, wenn Tests für das Screening großer Populationen bei einer niedrigen Infektionsprävalenz eingesetzt werden. Um dieses Problem so gering wie möglich zu halten, sollten bei kritischen Analysen routinemäßig Folgeuntersuchungen (Reflextests) durchgeführt werden, um die Ergebnisse zu bestätigen oder zu falsifizieren.


COVID-19: Wie hängen Schweregrad der Erkrankung und die Antikörperantwort zusammen?

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 04.11.2020

 

Forschungsteams des Paul-Ehrlich-Instituts haben gemeinsam mit Teams des Universitätsklinikums Frankfurt/Main und des Leibniz-Instituts für Primatenforschung, Göttingen, die Antikörperantwort von COVID-19-Patienten in Deutschland untersucht. Ziel war es, neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen dem Krankheitsverlauf und der Immunreaktion zu gewinnen und mögliche Schutzkorrelate zu identifizieren, die für die Entwicklung von Impfstoffen und therapeutischen Antikörpern benötigt werden. Die Zeitschrift The Journal of Infectious Diseases berichtet in seiner Online-Ausgabe vom 31.10.2020 über die Ergebnisse der Untersuchung. Bereits mehr als 47 Millionen Personen haben sich weltweit mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert und rund 1,2 Millionen Todesfälle stehen im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion. Die Infektion mit SARS-CoV-2 verläuft bei Betroffenen sehr unterschiedlich. Während ein Teil der Infizierten überhaupt keine Krankheitszeichen entwickelt, erkrankt ein anderer Teil unter Beteiligung unterschiedlicher Organsysteme schwer. Bei knapp zwei Prozent der bestätigten Fälle in Deutschland verläuft die Erkrankung tödlich. Für die Entwicklung wirksamer therapeutischer Maßnahmen ist ein umfassendes Verständnis der Pathogenese von SARS-CoV-2 und der immunologischen Prozesse erforderlich, wodurch auch die unterschiedlichen Krankheitsverläufe erklärbar werden könnten. Neben Prozessen der angeborenen Immunantwort sind vor allem zwei Säulen der erworbenen Immunität von zentraler Bedeutung für die Immunabwehr des Coronavirus SARS-CoV-2: Zum einen die Bildung von spezifischen Antikörpern (Immunglobulinen), die das Virus neutralisieren und inaktivieren können. Diese Immunantwort wird als humorale Immunantwort bezeichnet. Eine weitere Säule ist die Bildung spezifischer Immunzellen (T-Zellen), die zelluläre Immunantwort, die infizierte Zellen abtöten kann.

 


Covid-19 - Neurologische Symptome Indiz für schweren Verlauf
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 04.11.2020
Wenn Covid-19-Patienten im Krankenhaus neurologische Symptome zeigen, ist das ein schlechtes Zeichen. Die Sterblichkeit steigt um 38 Prozent, zeigt eine neue Studie. Nicht gemeint sind damit die für Covid-19 typischen Geruchs- und Geschmacksstörungen. Im Oktober erschienen im Fachjournal »Neurology« die Ergebnisse einer prospektiven, multizentrischen Beobachungsstudie aus den Krankenhäusern im Raum New York. Darin war erfasst worden, wie häufig hospitalisierte Covid-19-Patienten schwere neurologische Symptome wie eine Enzephalopathie, einen Krampf- oder Schlaganfall oder eine hypoxische Hirnschädigung während der Covid-19-Erkrankung zeigten. Insgesamt betraf solch ein Ereignis 13,5 Prozent der 4491 eingeschlossenen Patienten, war also durchaus häufig. Im Median traten die neurologischen Begleiterkrankungen zwei Tage nach Einsetzen erster Covid-19-Symptome wie Fieber, Durchfall und Erkältungserscheinungen auf, im Schnitt noch vor der Krankenhauseinweisung. »Eine Rate von schwerwiegenden neurologischen Komplikationen von 13 Prozent ist erschreckend hoch, letztlich bedeutet dies, dass jeder siebte bis achte Patient betroffen ist«, kommentiert Professor Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). »Für die Betroffenen ist dies eine erhebliche Belastung, weil die neurologischen Begleiterkrankungen eine klare Implikation für die Prognose haben, wie die vorliegende Arbeit zeigt.«

Strömungsmechaniker der TU Bergakademie Freiberg veröffentlichen Video zur Wirkung von Atemschutzmasken

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 02.11.2020

 

WissenschaftlerInnen der TU Bergakademie Freiberg haben im Rahmen ihres Forschungsprojektes zur Virenausbreitung über Aerosole ein aktuelles Video zur Wirksamkeit verschiedener Masken- oder Visiertypen produziert. Zu sehen sind die unterschiedlichen Strömungsrichtungen der ausgeatmeten Luft beim Reden und Atmen. Hintergrund ist die in diesem Jahr gestartete Forschungsarbeit im Projekt „Viruspartikelströmung Musikermedizin und Patientenräume“. In diesem untersuchen die Wissenschaftler/innen des Instituts für Mechanik und Fluiddynamik der TU Bergakademie Freiberg gemeinsam mit der Universitätsmedizin Leipzig und dem Klinikum St. Georg die Virenausbreitung insbesondere beim Singen in geschlossenen Räumen sowie bei der Versorgung von beatmeten Patienten in Patientenzimmern.  Hauptaugenmerk liegt dabei auf den sogenannten Aerosolen. Das sind sehr kleine Tröpfchen, die im Gegensatz zu größeren Tropfen noch längere Zeit in der Luft schweben und so möglicherweise einen weiteren Übertragungsweg für Coronaviren darstellen. Die TU Bergakademie Freiberg erarbeitet in dem Projekt Computersimulationen, die die Ausatmung und Ausbreitung der Aerosole in der Raumluft visualisieren. Aufbauend auf den Simulationsergebnissen sind unter anderem Versuche bei Chören in Leipzig sowie in geschlossenen Patientenzimmern der Universitätsmedizin Leipzig in Vorbereitung.

 


Boehringer startet Phase II mit Covid-19-Medikament

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 30.10.2020

Boehringer will ein Molekül mit neuartigem Wirkmechanismus aus seiner Pipeline jetzt an Covid-19-Patienten mit schweren Atemwegskomplikationen testen. Teilnehmen sollen 90 Patienten in acht Ländern. Bei dem neuen potenziellen Wirkstoff mit dem Kürzel BI 764198 handelt es sich um einen niedermolekularen, potenten, hoch selektiven und oral verfügbaren Inhibitor des Rezeptor-Potential-Kationenkanals 6 (TRPC6). Dieser Ionenkanal spielt unter anderem in der Niere eine wichtige Rolle. Die Aktivierung dieses Proteins führt wohl unter anderem zu einer Progression bei einer diabetischen Nephropathie. Boehringer hatte die oral verfügbare Substanz schon 2019 an gesunden Männern in Bezug auf Pharmakokinetik und Verträglichkeit in einer Phase-I-Studie getestet.


Neue SARS-CoV-2-Variante hat sich im Sommer 2020 in Europa verbreitet

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 29.10.2020

 

Forschende aus Basel und Spanien haben eine neue SARS-CoV-2-Variante identifiziert, die sich in den letzten Monaten in ganz Europa verbreitet hat, wie aus einer neuen, noch nicht von Fachleuten überprüften Studie hervorgeht. Es gibt derzeit keine Hinweise, dass die neue Variante gefährlicher ist. Ihre Verbreitung könnte jedoch Einblicke in die Wirksamkeit der Reiserichtlinien geben, die die europäischen Länder im Sommer erlassen hatten. Allein in Europa sind zurzeit Hunderte Varianten des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 im Umlauf, die sich alle durch kleine Mutationen in ihrem Erbgut voneinander unterscheiden. Nur wenige dieser Varianten haben sich derartig erfolgreich verbreitet und sind so prävalent geworden wie die neue, die die Bezeichnung 20A.EU1 erhalten hat.  Die Forschenden der Universität Basel, der ETH Zürich in Basel und des Konsortiums «SeqCOVID-Spain» analysierten und verglichen Virusgenomsequenzen von Covid-19-Patienten aus ganz Europa, um die Entwicklung und Verbreitung des Erregers nachzuvollziehen (siehe Kasten). Ihre Analyse legt nahe, dass 20A.EU1 erstmals im Sommer in Spanien auftrat. Die frühesten Hinweise auf die neue Variante stehen im Zusammenhang mit einem Super-Spreader-Ereignis unter Landarbeitern im Nordosten Spaniens. 20A.EU1 gelangte anschliessend in die lokale Bevölkerung, verbreitete sich rasch über das ganze Land und macht heute fast 80 Prozent der Virus-Sequenzen in Spanien aus.

 


Mehr Infektionen als bekannt: Neue Studie zeigt Relevanz bevölkerungsweiter SARS-CoV-2-Antikörpertests auf

Quelle: Informationsdient Wissenschaft, 29.20.2020

 

Eine neue Studie des Helmholtz Zentrums München kommt zu dem Ergebnis, dass sechsmal mehr Kinder in Bayern mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert waren als gemeldet. Dies verdeutlicht die Relevanz bevölkerungsweiter Antikörper-Screenings zur Überwachung des Pandemieverlaufs. Die Studie beschreibt außerdem einen neuen Ansatz, um Antikörper gegen SARS-CoV-2 mit besonders hoher Genauigkeit zu messen. Neuer Ansatz zur Messung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2. Derzeitige Antikörpertests weisen eine mangelnde Spezifität auf, was zu einem großen Anteil falsch-positiver Ergebnisse führt. Unter der Leitung von Prof. Anette-G. Ziegler entwickelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München nun einen neuen Ansatz zur Messung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass das Testergebnis erst dann als Antikörper-positiv gilt, wenn sowohl gegen die Rezeptor-Bindungsdomäne als auch gegen Nukleokapsid-Proteine des Virus positiv getestet wurde. Dieser zweistufige und zweifach-positive Ansatz führt zu besonders genauen Ergebnissen mit einer Spezifität von 100 Prozent und einer Sensitivität von mehr als 95 Prozent.

 


 

SARS-CoV-2 - Impfung triggert bessere Immunität als Infektion
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 19.20.2020
Mehrere Covid-19-Impfstoffe stehen kurz vor der Zulassung. Sie sollen bewirken, was eine natürliche Infektion nicht schafft: eine dauerhafte Immunität zu induzieren. Experten sind optimistisch. Doch noch ist unklar, wie ein effektiver Immunschutz auszusehen hat.  Das Immunsystem ist bei einer SARS-CoV-2-Infektion ein zweischneidiges Schwert. Springt das angeborene Immunsystem rasch und effizient an, kann das Virus schon früh unschädlich gemacht werden. Darauf sind wohl die milden Verläufe von Kindern zurückzuführen. Bei einem Teil der Infizierten kommt es jedoch zu einer überschießenden Immunreaktion. »Die schweren Verläufe von Covid-19 mit Lungenentzündung und Beatmungspflicht sind im Prinzip ein Ergebnis der Immunreaktion und nicht primär einer unkontrollierten Virusvermehrung«, sagte Professor Dr. Leif-Erik Sander von der Charité in Berlin bei einer Veranstaltung des »Science Media Center Germany«. Die Viruslast unterscheide sich nämlich bei Patienten mit milden Symptomen kaum von der bei Patienten mit schwerem Verlauf. Bei anderen Infektionserkrankungen könne man an der unkontrollierten Virusreplikation und den verursachten Schäden sterben, bei dem neuen Coronavirus scheine dies nicht der Fall zu sein, sagte der Mediziner.

Coronavirus - Riechstörung eindeutigstes Covid-19-Symptom
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 28.10.2020
Es bleibt dabei: Eine SARS-CoV-2-Infektion bleibt in den meisten Fällen symptomlos. Das belegt eine neue Studie des University College London (UCL). Doch wenn Symptome auftreten, gilt ein bestimmtes als verlässlichster Hinweis, so das Ergebnis einer weiteren Untersuchung derselben Universität. Die Wissenschaftler haben Daten von ärztlichen Versorgungszentren in London aus den Monaten April und Mai, dem ersten Höhepunkt der Coronavirus-Pandemie, ausgewertet. 567 Teilnehmer berichteten über Geruchs- und/oder Geschmacksverlust, wurden durch die Studienärzte telemedizinisch betreut und auch auf SARS-CoV-2-Antikörper untersucht. Dieser Test fiel bei 77,6 Prozent positiv aus. Vier von zehn dieser Infizierten hatte aber weder Fieber noch Husten, die allgemein bislang als Kardinalsymptome einer Covid-19-Erkrankung angesehen werden. Ein reiner Geruchsverlust ging dabei mit einer dreifach höheren Wahrscheinlichkeit für einen Antikörpernachweis einher als ein reiner Geschmacksverlust, berichteten die Forscher Anfang Oktober im Fachmagazin »PLoS Medicine«.  »Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Verlust von Geruch und Geschmack ein äußerst zuverlässiger Indikator dafür ist, dass jemand wahrscheinlich an Covid-19 leidet«, folgert Studienleiterin Professor Dr. Rachel Batterham. »Wenn wir die Ausbreitung dieser Pandemie verringern wollen, sollte dies von jetzt an von den Regierungen weltweit als Kriterium für eine Selbstisolation, Tests und Kontaktverfolgung herangezogen werden.« Viele Länder würden noch zu sehr auf Fieber und respiratorische Symptome fokussieren.

Neues Score-System zur Einschätzung des individuellen Risikos für einen schweren Krankheitsverlauf bei COVID-19

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 27.10.2020

 

Ein neues Score-System zur Einschätzung des individuellen Risikos für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg und der LMU München vorgestellt. Die Krankheitsverläufe bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 sind sehr unterschiedlich und hängen von individuellen Faktoren, wie etwa Vorerkrankungen oder Alter ab. Die Beurteilung des individuellen Risikos für einen schweren Krankheitsverlauf stellt an Ärztinnen und Ärzte somit hohe Anforderungen. Das neue Score-System soll daher eine Hilfestellung zu einer einheitlichen Risiko-Abschätzung bieten. In Kenntnis des individuellen Scores kann dann in einem zweiten Schritt beurteilt werden, welche beruflichen Einsatzmöglichkeiten bestehen. Betriebe und Unternehmen haben eine Fürsorgepflicht für ihre Beschäftigten, insbesondere für jene, die einer Risikogruppe angehören. Eine Beurteilung, ob ein erhöhtes Schutzbedürfnis vorliegt, setzt fundierte Kenntnisse des individuellen Gesundheitszustands sowie der jeweiligen Bedingungen am Arbeitsplatz voraus. Im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung ermitteln die Arbeitgeber mit Unterstützung der Betriebsärztinnen und -ärzte die am Arbeitsplatz objektiv bestehenden gesundheitlichen Belastungsfaktoren. Hierzu zählt auch die Infektionsgefährdung.

 


Gleicher Pathomechanismus bei schweren COVID-19-Verläufen wie beim systemischen Lupus erythematodes?

Quelle: Informartionsdienst Wissenschaft, 27.10.2020

 

Eine aktuell in „Nature Immunology“ hochrangig publizierte Arbeit [1] stellt eine interessante Hypothese auf: So komme es bei schweren COVID-19-Verläufen zur gleichen Aktivierung von B-Zellen und Autoantikörperbildung wie bei Patienten mit akuten Schüben des systemischen Lupus erythematodes (SLE). Das wirft die Frage auf, ob der Einsatz von von zielgerichteten immunmodulatorischen Therapien, die beim SLE eingesetzt werden, auch bei schweren COVID-19-Erkrankungen erfolgversprechend sein könnte. Der systemischen Lupus erythematodes (SLE) ist eine chronisch-entzündliche, meistens schubförmig verlaufende Autoimmunerkrankung mit z.T. lebensbedrohlichen Verläufen. Es kommt zu Manifestationen an verschiedenen Organen wie Haut, Lunge, Herz, ZNS, Muskeln/Gelenke – und den Nieren. Zu einer Nierenbeteiligung kommt es fast in drei von vier Fällen, man spricht dann von Lupus Nephritis. Viele der SLE-Patienten werden daher von Nephrologen betreut bzw. zumindest mitbetreut. Bei der Lupus Nephritis kommt es zu einer Nierenentzündung, die vorwiegend die Nierenkörperchen („Glomeruli“) betrifft. Die Glomeruli sind die eigentlichen Filtereinheiten der Niere. Bei einer entzündlichen Schädigung sind sie nicht mehr in der Lage, wichtige Blutbestandteile wie Albumin (Eiweiß) bzw. ganze Blutzellen wie Erythrozyten zurückzuhalten, es kommt zur Proteinurie, ggf. zu Blut im Urin (Hämaturie). Die Nierenbeteiligung bei SLE ist prognosebestimmend, es kann zum Nierenversagen kommen,so dass die Betroffenen eine regelmäßige Dialysebehandlung benötigen. SLE-Patienten mit Nierenentzündung haben aber auch ein erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheiten, Schlaganfälle und sogar für Krebs (insbesondere für sogenannte B-Zell-Lymphome).

 


AZD1222 - Astra-Zenecas Corona-Impfstoffstudie in den USA läuft wieder
Quelle: Pharmazeutische Zeitung 26.10.2020
Nach einer fast siebenwöchigen Unterbrechung setzt der Pharmakonzern Astra-Zeneca seine klinischen Studien für den mit der Universität Oxford entwickelten Corona-Impfstoff AZD1222 auch in den USA wieder fort. Die zuständige US-Behörde, die Arzneimittelbehörde FDA, hätte der Wiederaufnahme der Studie zugestimmt, teilte das britisch-schwedische Unternehmen am Freitag mit. In den vergangenen Wochen war die klinische Prüfung auch in anderen Ländern (Japan, Brasilien Südafrika und Großbritannien) wieder aufgenommen worden. Die sei eine «tolle Nachricht», damit die Arbeit an dem Impfstoff weitergehen könne, «um uns zu helfen, diese schreckliche Pandemie zu besiegen», erklärte der Vorstandsvorsitzende Pascal Soriot

Erste Forschungsergebnisse - Immunschutz bei schwacher Corona-Infektion hält nicht lang

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 26.10.2020

 

Um definitiv sagen zu können, ob und wie lang eine durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion vor einer erneuten Ansteckung schützt, ist es zwar noch zu früh. Eine Studie aus England deutet jedoch jetzt darauf hin, dass die Immunität von der Schwere der Erkrankung abhängt.  Britische Forscher haben untersucht, wie sich die Immunreaktion nach einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion über drei Monate verhält. Sie gehen davon aus, dass der Schutz zumindest nach einer schwachen Erkrankung schnell wieder verschwindet, heißt es heute im Fachjournal »Nature Microbiology«. Die Erkenntnisse könnten weitreichende Konsequenzen für die Impfstoffentwicklung und das Pandemie-Management haben. Typischerweise bildet der Körper bei einer akuten viralen Infektion etwa 10bis 15 Tage nach Symptombeginn Antikörper. Diese Antikörperantwort erreicht etwa einen Monat nach Symptombeginn einen Gipfel, so eine Erkenntnis der Studie. Danach fällt der Titer wieder. Katie Doores und Kollegen vom King’s College London haben sich die Antikörperantwort von 59 Patienten und 37 Ärzten und Pflegekräften eines Londoner Krankenhauses über drei Monate nach Symptombeginn angesehen und bestätigten diesen Verlauf auch für SARS-CoV-2. Dabei stellten sie fest, dass die schwer Erkrankten am meisten neutralisierende Antikörper gegen das Coronavirus bildeten. Die Titer sanken zwar, aber auch 60 Tage nach Symptombeginn waren noch Antikörper nachweisbar. Nicht so bei den schwach an Covid-19 Erkrankten. Sie hatten schon direkt nach Symptombeginn eine deutlich geringere Bildung von Antikörpern, die zum Ende des Beobachtungszeitraums bei einigen schon nicht mehr nachweisbar waren.


COVID-19: Patienten haben mit „Low dose“-ASS geringes Komplikations- und Sterberisiko

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 23.20.2020

Patienten, die wegen kardiometabolischer Erkrankungen bereits vor ihrer Infektion mit SARS-CoV-2 mit Acetylsalicylsäure in einer niedrigen Dosis („Low dose“-ASS) behandelt wurden, hatten in einer Beobachtungsstudie in Anesthesia & Analgesia (2020; DOI: 10.1213/ANE.0000000000005292) einen deutlich milderen Verlauf ihrer COVID-19-Erkrankung. Bei schweren Verläufen von COVID-19 kommt es häufig zu thrombotischen Komplika­tionen, die nicht selten für den Tod verantwortlich gemacht werden. Viele Zentren behan­deln die Patienten deshalb inzwischen mit Heparin, um eine Hyperkoagulabilität zu ver­­meiden. Da Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den wichtigsten Risikofaktoren für einen schweren Verlauf gehören, sind einige Patienten mit „Low dose“-ASS vorbehandelt. Das Mittel wird beispielsweise im Rahmen der Sekundärprävention bei einer koronaren Herzkrankheit eingesetzt. Der Thrombozytenaggregationshemmer hat eine antithrombotische Wirkung, die sich günstig auf den Verlauf von COVID-19 auswirken könnte.


Brasilien - Todesfall bei Corona-Impfstoffstudie von Astra-Zeneca
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 22.10.2020
In Brasilien hat es in der laufenden Studie zum Corona-Impfstoff AZ1222 von Astra-Zeneca und der Universität Oxford einen Todesfall gegeben. Medienberichten zufolge soll der Proband jedoch die Placebo-Impfung bekommen haben. Die Studie läuft weiter. Im Verlauf der klinischen Studie zu einem Corona-Impfstoff des Pharmakonzerns Astra-Zeneca in Brasilien ist ein Proband gestorben. Das bestätigte die brasilianische Überwachungsbehörde für Gesundheit, Anvisa, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Die Todesursache war zunächst unklar. Den Vektorimpfstoff AZ1222, basierend auf einem Schnupfenvirus, das normalerweise Schimpansen befällt, hat der britisch-schwedische Konzern in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford entwickelt. Nach eigenen Angaben war die Anvisa bereits am Montag über den Todesfall informiert worden. Die Empfehlung laute, die Tests fortzusetzen. Der Fall werde derzeit geprüft, Daten über Freiwillige müssten vertraulich behandelt werden. Die Anvisa hat fast ein halbes Dutzend Studien dieser Art erlaubt, Tausende Freiwillige in Brasilien haben in den vergangenen Wochen eine Impfung mit experimentellen Corona-Vakzinen bekommen. In dem mit rund 210 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas breitet sich das Virus immer noch aus, zugleich verfügt Brasilien über hervorragende Forschungseinrichtungen.

Antidepressivum als mögliches Mittel gegen COVID-19

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 21.10.2020

 

 

Ein Forscherteam um Prof. Dr. Ursula Rescher vom Institut für Medizinische Biochemie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) befasst sich mit Wirkstoffen, die an der Schnittstelle von Wirt und Erreger wirken. Ziel ist es, Medikamente zu finden, die die Aufnahme von SARS-CoV-2-Viren hemmen und die Schwere einer COVID-19-Erkrankung verringern. Die Wissenschaftler haben nun die Möglichkeit untersucht, das Antidepressivum Fluoxetin als Medikament gegen COVID-19 einzusetzen. Die Studienergebnisse wurden jetzt von der Fachzeitschrift „Emerging Microbes & Infections“ veröffentlicht. Seit über zehn Monaten hält die Corona-Pandemie die Welt nun schon in Atem. Obwohl die meisten Länder umfangreiche Schutzmaßnahmen in die Wege geleitet haben, steigen die Infektions- und Todesraten. Angesichts der bislang nur wenigen Therapieoptionen beschränken sich Forscher bei der Suche nach einem sicheren, effektiven und global verfügbaren Gegenmittel für COVID-19 nicht auf die Suche nach neuen Arzneistoffen: Getestet werden auch bereits zugelassene Medikamente. Auf diesem Weg ist auch ein bekanntes Antidepressivum ins Visier der Forschung geraten: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Zentrums für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben die Möglichkeit untersucht, Fluoxetin als Medikament gegen COVID-19 einzusetzen. Die Studienergebnisse wurden jetzt von der Fachzeitschrift „Emerging Microbes & Infections“ veröffentlicht.

 


COVID-19: Abstand und Masken sind nicht genug

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 20.10.2020

 

Bisher stützte man sich auf jahrzehntealte Modelle, nun hat ein Fluiddynamik-Team die Ausbreitung winziger Tröpfchen neu analysiert: Masken und Abstand sind gut, aber nicht genug. Maske tragen, Abstand halten, Menschenmassen meiden – das sind die gängigen Empfehlungen um die COVID-19-Epidemie einzudämmen. Allerdings sind die wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen diese Empfehlungen basieren, Jahrzehnte alt und entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand des Wissens. Um das zu ändern, haben sich nun mehrere Forschungsgruppen aus dem Bereich der Fluiddynamik zusammengeschlossen und ein neues, verbessertes Modell der Ausbreitung infektiöser Tröpfchen entwickelt. Dabei zeigt sich: Masken zu tragen und Abstände einzuhalten ist sinnvoll, man sollte sich dadurch aber nicht in falscher Sicherheit wiegen. Auch mit Maske können infektiöse Tröpfchen über mehrere Meter übertragen werden und länger in der Luft verweilen als bisher gedacht. Am Forschungsprojekt beteiligt war die TU Wien, die Universität von Florida, die Sorbonne in Paris, Clarkson University (USA) sowie das MIT in Boston. Das neue Fluiddynamik-Modell für infektiöse Tröpfchen wurde im Fachjournal „International Journal of Multiphase Flow“ publiziert.

 


SARS-CoV-2 - Herdenimmunität ist ohne Impfung keine Lösung
Quelle: Pharmazeutische Firma, 20.10.2020
Herdenimmunität schützt Menschen vor einer Infektion, die aus unterschiedlichen Gründen nicht geimpft werden können. Voraussetzung dafür ist, dass in einer Population ein ausreichend großer Anteil immuner Individuen vorhanden ist. Im Kontext der aktuellen Corona-Pandemie wird derzeit wieder vermehrt, aber auch kontrovers über das Thema Herdenimmunität zum Schutz der Bevölkerung diskutiert.  Aktuell greift JAMA-Network in einem »JAMA-Insights«-Artikel das Thema Herdenimmunität noch einmal auf, das derzeit wieder vermehrt und kontrovers diskutiert wird. Beispielsweise publizierte am Montag die Gesellschaft für Virologie eine Stellungnahme, in der eindringlich vor den Gefahren einer natürlichen Durchseuchung großer Bevölkerungsteile mit dem Ziel der Herdenimmunität gewarnt wird. Dies ist eine Reaktion auf die Forderung der Unterzeichner der sogenannten »Great Barrington Declaration«, in der »die sofortige Aufhebung aller Beschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens, einschließlich aller Abstandsregeln und der Maskenpflicht« gefordert wird, um auf diese Weise möglichst schnell eine natürliche Herdenimmunität zu etablieren.

Coronavirus: Studie entdeckt weiteren Türöffner in die Zelle

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 20.10.2020

 

Ein internationales Forschungsteam unter deutsch-finnischer Federführung hat jetzt Neuropilin-1 als Faktor identifiziert, der den Eintritt von SARS-CoV-2 über den bekannten Rezeptor ACE 2 in das Innere der Zellen offenbar erleichtert. Neuropilin-1 ist in den Schleimhäuten der Atemwege und der Nase zu finden, was eine strategisch wichtige Verortung sein könnte, um zum Infektionsgeschehen und zur Ausbreitung von SARS-CoV-2 beizutragen. Fachleute des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), der Technischen Universität München, der Universitätsmedizin Göttingen, der Universität Helsinki und weiterer Forschungseinrichtungen berichten darüber im Fachjournal „Science“. Das Coronavirus SARS-CoV-2 kann verschiedene Organe wie Lunge und Nieren befallen und auch neurologische Symptome auslösen, darunter einen vorübergehenden Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Das Spektrum der Symptome der damit einhergehenden Erkrankung – bekannt als COVID-19 – ist daher recht vielfältig. Ein verwandtes Virus, SARS-CoV, führte 2003 zu einem viel kleineren Ausbruch, möglicherweise weil die Infektion auf die unteren Atemwege beschränkt war: Dadurch wurde jenes Virus weniger übertragbar. Im Gegensatz dazu infiziert SARS-CoV-2 zusätzlich die oberen Atemwege einschließlich der Nasenschleimhaut und breitet sich in der Folge durch Virenausstoß – z.B. beim Niesen – schnell aus.

 


Verteidigungsmechanismus gegen SARS-CoV-2 charakterisiert: Zelleigener Faktor erkennt und zerschneidet Coronavirus-RNA

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 19.10.2020

 

Eine menschliche Zelle ist dem neuen Coronavirus (SARS-CoV-2) nicht völlig schutzlos ausgeliefert. Um sich gegen den Erreger zu wehren, stellt sie verschiedene antivirale Faktoren her, die sich zum Beispiel an das Erbgut des Virus anheften und es zerschneiden. Solche Verteidigungsmechanismen könnten eine Rolle bei neuen COVID-19-Therapien spielen. Jetzt haben Forschende aus Virologie und Mikrobiologie der Ulmer Universitätsmedizin um Professor Frank Kirchhoff einen vielversprechenden zellulären Faktor charakterisiert. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Londoner King’s College beschreiben sie die Effekte von „ZAP“ im Fachjournal „mBio“. Mit einer derartigen antiviralen Wirkung hatte die Erstautorin der Studie, Rayhane Nchioua, nicht gerechnet: „Wir waren schon überrascht, wie effektiv dieser zelluläre Faktor SARS-CoV-2 hemmt und hoffen, dass unsere Ergebnisse helfen werden, Immuntherapien gegen dieses Virus zu verbessern“, sagt die Doktorandin am Institut für Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Ulm.  Und so funktioniert die zelleigene Verteidigungsstrategie: Ein Protein namens ZAP (zinc finger antiviral protein) erkennt bestimmte Motive, so genannte CpG-Dinukleotide, in Ribonukleinsäuren (RNAs), die für die Produktion viraler und zellulärer Eiweiße notwendig sind: Hier folgt ein Nukleotid mit der Base Guanin direkt auf eines mit Cytosin. In menschlichen RNAs kommen solche Stellen viel seltener vor als bei den meisten Viren und Bakterien. So kann eine menschliche Zelle unterscheiden, welche RNA-Moleküle „eigen“ und welche „fremd“ - und deshalb zu zerschneiden - sind. Ein Vergleich mit den Sequenzen von mehr als 200 anderen Coronaviren ergab, dass SARS-CoV-2 sowie seine engsten Verwandten, die aus Fledermäusen isoliert wurden, ungewöhnlich wenige CpG-Stellen aufweisen. Das Coronavirus, das für die aktuelle Pandemie verantwortlich ist, war somit offenbar bereits an den Menschen angepasst.

 


Covid-19-Pandemie - Was erwartet uns im Winter?
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 19.10.2020
Die Infektionszahlen sind in den vergangenen Wochen in Deutschland deutlich gestiegen. Grund zur Panik sei dies aber nicht. Experten gaben bei einer Veranstaltung des »Science Media Center« eine beruhigende Einschätzung der Situation.  Derzeit liegt die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland pro Tag in etwa auf dem Niveau vom Frühjahr. Damals wollte man nach dem Motto »flatten the curve« die Verbreitung des neuen Coronavirus in allen Ländern eindämmen, um Krankenhaus-Kapazitäten zu schonen, erinnerte Professor Dr. Reinhard Busse, Leiter des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen, TU Berlin und Kodirektor des European Observatory on Health Systems and Policies, bei einer Online-Veranstaltung des »Science Media Center Germany«. Der Grund war, dass in vielen Ländern sehr hohe Hospitalisierungszahlen beobachtet worden waren. »An der Spitze stand damals Frankreich, wo 70 Prozent der Infizierten stationär behandelt wurden«, sagte Busse. In Spanien lag die Rate bei 50 Prozent, in den Niederlanden bei 40 Prozent. Aufgrund einer etwas anderen Strategie mit stärkerer Betonung des ambulanten Sektors wurden in Deutschland damals etwa 20 Prozent der Corona-Positiven hospitalisiert, von denen wiederum 20 Prozent beatmungspflichti.  Jetzt, wo die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland wieder auf das Niveau vom Frühjahr angestiegen ist, stelle sich die Frage, ob wir auch mit ähnlichen Hospitalisierungsraten wie vor einem halben Jahr zu rechnen haben, sagte Busse. Derzeit liegt die Inzidenz im bundesweiten Durchschnitt bei 42,9 Infektionen pro 100.000 Einwohner. Das ist im Vergleich mit anderen europäischen Ländern nicht viel. So stieg die Inzidenz zum Beispiel in Belgien seit Anfang September bis Mitte Oktober von 27 auf 340 pro 100.000 Einwohner, in Frankreich von 57 auf 182 pro 100.000, in den Niederlanden von 21 auf 254 pro 100.000 und in Spanien von 109 auf 151 pro 100.000 Einwohner. Betrachte man die Hospitalisierungsrate dieser Länder, zeige sich, dass diese zwischen 3 und 6 Prozent liegt und damit deutlich niedriger als im Frühjahr. In Teilen sei dies durch die veränderte Altersstruktur der Infizierten zu erklären, die inzwischen im Durchschnitt jünger sind, sagte Busse. Aber diese erkläre nicht alles.

Erste Probanden erhalten im Rahmen der klinischen Phase-I-Studie Impfstoff gegen COVID-19

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 16.10.2020

Am letzten Freitag, 9. Oktober, wurde der ersten Probandin der Impfstoff MVA-SARS-2-S gegen COVID-19 injiziert. Insgesamt sechs Probandinnen und Probanden wurden bis heute der Vektor-Impfstoff verabreicht. Ende September hatte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) die Genehmigung vom Paul-Ehrlich-Institut, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, und der Ethikkommission der Ärztekammer Hamburg für den Start der klinischen Prüfung des Impfstoffes erhalten. Der Impfstoff wurde von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) und der IDT Biologika GmbH entwickelt und wird jetzt im Rahmen der klinischen Phase I auf seine Sicherheit, Verträglichkeit und spezifische Immunantwort gegen den Erreger untersucht. Finanziert durch öffentliche Mittel des DZIF werden insgesamt 30 Studienteilnehmende im medizinischen Auftragsinstitut CTC North am UKE geimpft. Anfang Oktober wurde mit den Voruntersuchungen und der Auswahl gesunder freiwilliger Probanden begonnen, bevor am 9. Oktober die Impfung der ersten Probandin erfolgte. Mit dem nötigen Sicherheitsabstand folgten dann die Impfungen weiterer Probanden. „Bisher verlief alles erwartungsgemäß und nach Plan“, sagt Prof. Dr. Marylyn Addo, Leiterin der Infektiologie des UKE, die als verantwortliche Prüfärztin die klinische Studie leitet.


Covid-19 - Remdesivir enttäuscht in WHO-Studie
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 16.10.2020
In der SOLIDARITY-Studie der WHO konnte das antivirale Medikament Remdesivir die Sterblichkeit schwer kranker Covid-19-Patienten statistisch nicht eindeutig senken, so ein jetzt veröffentliches Ergebnis. Auch andere Therapieregime enttäuschten.  Zwischenergebnisse legten nahe, dass die getesteten Medikamente wenig oder gar keinen Effekt hatten, teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO am Freitag mit. Die Daten sind nun vorab auf dem Preprint-Server medRxiv veröffentlicht worden, allerdings haben sie noch kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen. Remdesivir (Veklury®) wird und wurde in mehreren Studien getestet, darunter auch in einem der Arme der groß angelegten SOLIDARITY-Studie, initiiert von der WHO. »Trotz der Einschränkung, dass bis dato keine detaillierten Daten auf dem Preprint-Server verfügbar sind und ein Peer-Review-Verfahren noch aussteht, kann festgehalten werden, dass die Studie ihren primären Endpunkt verfehlt hat: Durch keines der vier getesteten MedikamenteRemdesivir, Hydroxychloroquin, Lopinar/Ritonavir und IFN-ß1a – lässt sich die Sterblichkeit von Covid-19 bei symptomatischen Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, verringern«, kommentiert Professor Dr. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin sowie Leiter der dortigen Spezialeinheit für hochansteckende lebensbedrohliche Infektionen, München Klinik Schwabing.Remdesivir-Hersteller Gilead stellte die Ergebnisse in Frage.

Online-Simulator sagt deutlich ansteigende Covid-19-Fallzahlen für alle Bundesländer voraus

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 15.10.2020

 

Wie viele Covid-19-Patienten müssen schon bald ins Krankenhaus? Wie viele brauchen intensivmedizinische Betreuung? Saarbrücker Forscher haben für solche Vorhersagen ein mathematisches Modell entwickelt, das auf der Basis umfangreicher Daten präzise Ergebnisse für alle Bundesländer liefert. In den Szenarien des Online-Simulators wird sichtbar, dass es in Deutschland in zwei bis drei Wochen 20.000 neue Infektionsfälle pro Tag geben könnte, sollte die Ansteckungsrate so hoch bleiben wie derzeit. Die Saarbrücker Forscher veröffentlichen regelmäßig detaillierte Prognosen für alle Bundesländer, die der Politik und dem Gesundheitswesen als Entscheidungshilfe dienen sollen. „Aktuell verzeichnen wir leider einen starken Anstieg der Reproduktionszahl (R-Wert), die aussagt, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. In Deutschland wird der R-Wert aktuell auf 1,56 abgeschätzt, in Saarland liegt er bereits bei 2,0, das heißt ein Infizierter steckt im Schnitt zwei weitere Menschen an. Damit ist auch bei der Krankenhausbelegung mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen. Wenn die Infektionslage so anhält wie derzeit, erwarten wir in einzelnen Bundesländern wie dem Saarland in zwei bis vier Wochen ähnlich viele COVID-19 Patienten auf den Normal- und Intensivstationen, wie sie in Spitzenzeiten der ersten Welle Mitte April zu verzeichnen waren“, warnt Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie der Universität des Saarlandes. Gemeinsam mit seinem Team und Forscherkollegen hat er das mathematische Modell entwickelt, auf dem auch der Online-Simulator aufbaut.


EpiVacCorona - Russland registriert zweiten Corona-Impfstoff
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 15.10.2020
Auf Sputnik V folgt EpiVacCorona: Laut Präsident Putin steht in Russland nun ein zweiter Impfstoff gegen das Coronavirus zur Verfügung. Es handelt sich wohl um einen Peptid-basierten Impfstoff. Der Impfstoff sei am Mittwoch registriert worden, sagte Präsident Wladimir Putin der Staatsagentur Tass zufolge in Moskau. Die Vakzine wurde demnach im Forschungszentrum «Vektor» in der sibirischen Großstadt Nowosibirsk entwickelt und trägt den Namen EpiVacCorona. Eine Phase-I/II-Studie mit EpiVacCorona ist im US-Studienregister clinicaltrials.gov registriert (NCT04527575). Demnach handelt es sich bei dem Impfstoff um chemisch synthetisierte Peptide als Antigene, anders als Sputnik V, einem Vektorimpfstoff auf  Basis von Adenoviren. Die Peptide sind an ein Trägerprotein konjugiert. Als Adjuvanz enthält der Impfstoff Aluminiumhydroxid. Russland hatte Mitte August mit Sputnik V den weltweit ersten Impfstoff gegen das Coronavirus für eine breite Anwendung in der Bevölkerung freigegeben. International haben Wissenschaftler erhebliche Bedenken gegen «Sputnik V» geäußert, weil die Vakzine noch vor Abschluss wichtiger Tests registriert wurde. Russische Wissenschaftler haben die Kritik zurückgewiesen und behaupten, der Impfstoff erzeuge Immunität und habe keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Vor Massenimpfungen zum Jahresende sollen Lehrer und Ärzte den Impfstoff bekommen, nach russischen Angaben freiwillig. «Wir müssen jetzt die Produktion unseres ersten und unseres zweiten Impfstoffs erhöhen», sagte Putin. Zuerst solle der russische Markt bedient werden.

SARS-CoV-2-Infektion - Kampfplatz Nase
Quelle: pharmazeutische Zeitung, 14.10.2020
Die Nase ist die erste Eintrittspforte für das Coronavirus in den menschlichen Körper. Derzeit testen Forscher verschiedene Strategien, um Infektionen direkt in der Nase zu verhindern – unter anderem Nasenspülungen mit verdünntem Babyshampoo.  Geruchs- und Geschmacksstörungen sind als ein typisches Symptom für eine Coronavirus-Infektion bekannt. Gingen Forscher zu Beginn der Pandemie noch davon aus, dass die Erklärung hierfür in einem direkten Befall der Sinneszellen des Riechepithels durch SARS-CoV-2 zu suchen ist, darf es mittlerweile als gesichert gelten, dass stattdessen die versorgenden Zellen der Riechschleimhaut von dem Coronavirus befallen werden. Hier finden sich die für den Eintritt des Erregers in die Zellen essenziellen ACE2-Rezeptoren in großer Dichte. Die Riechschleimhaut könnte somit eine Art Resevoir für das Coronavirus darstellen, was auch die Bekämpfung des Erregers direkt in der Nase zu einer vielversprechenden Strategie macht (»European Respiratory Journal, DOI: 10.1183/13993003.01948-2020).  Eine Möglichkeit hierfür sind Nasensprays mit Wirkstoffen, die entweder direkt gegen SARS-CoV-2 gerichtet sind oder die Immunantwort auf den Erreger aktivieren. Diverse solcher Produkte sind in der Entwicklung, allerdings noch weit von einer möglichen Zulassung entfernt. So arbeitet etwa die Berliner Firma Berlin Cures an einer inhalativen Formulierung ihres Oligonukleotids BC007, das verhindern soll, dass SARS-Coronaviren-2 Zellen penetrieren und sich darin verfielfältigen können. Dasselbe Ziel verfolgt ein Forscherteam der University of California in San Franciscomit ihrem Produkt »AeroNabs«, das den trivalenten, gegen SARS-CoV-2 gerichteten Nanobody mNB6-tri enthält und als Nasenspray oder Inhalator angewendet werden soll. Die körpereigene Immunabwehr gegen SARS-CoV-2 in Stellung bringen wollen wiederum Mitarbeiter des australischen Biotech-Unternehmens ENA Respiratory mit der Substanz INNA-051, ein Agonist an Toll-Like-Rezeptoren 2 und 6 (TLR2/6), der als Nasenspray verabreicht werden soll.

AZD7442 - SARS-CoV-2-Antikörper in Phase III
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 13.10.2020
Astra-Zeneca startet demnächst zwei Phase-III-Studien mit der Antikörper-Kombination AZD7442. Es handelt sich um zwei Antikörper aus Rekonvaleszenten-Serum, die so modifiziert wurden, dass sie länger wirksam sind.  Die beiden Long Acting Antibodies (LAABs), die in AZD7442 enthalten sind, sind laut einer Pressemitteilung von Astra-Zeneca das Ergebnis eines Optimierungsprozesses mit der firmeneigenen Half-Life-Extension-Technologie. Zwei Antikörper aus dem Serum von Covid-19-Rekonvaleszenten seien mit diesem Verfahren so verändert worden, dass sie sechs bis zwölf Monate lang einen Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion bieten könnten. Darüber hinaus sei die Fc-Rezeptorbindung der modifizierten Antikörper herabgesetzt worden, um eine Antikörper-abhängige Verstärkung der Erkrankung zu verhindern. In zwei Phase-III-Studien mit angestrebten 6100 Teilnehmern solle die Wirksamkeit und Sicherheit von AZD7442 nun überprüft werden. Die erste Studie werde testen, ob das Antikörperpräparat über einen Zeitraum von zwölf Monaten eine Infektion verhindern könne. Hierfür seien 5000 Teilnehmer vorgesehen. Die zweite Studie mit geplanten 1100 Teilnehmern werde unter anderem die Effektivität einer Postexpositions-Prophylaxe mit AZD7442 überprüfen. Beide Studien sollten in den nächsten Wochen in Studienzentren in den USA und in anderen Ländern starten. Darüber hinaus plane man, in einer weiteren Studie mit 4000 Covid-19-Patienten die therapeutische Wirksamkeit bei bereits erfolgter SARS-CoV-2-Infektion zu bewerten.

Temoporfin - Mit einem Photosensitizer gegen Coronaviren
Quelle: Pharmmazeutische Zeitung, 13.10.2020
In dem aus der photodynamischen Therapie bekannten Photosensibilisator Temoporfin stecken möglicherweise ungeahnte Fähigkeiten. Untersuchungen deuten darauf hin, dass er gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 wirksam sein könnte. Temoporfin wird bisher in der Onkologie eingesetzt zur palliativen Behandlung von Patienten mit vorangeschrittenem Plattenepithelkarzinom im Kopf- und Halsbereich. Das Unternehmen Biolitec, Hersteller des Temoporfin-haltigen Medikaments Foscan®, informiert darüber, dass sich Temoporfin in zwei Untersuchungen als möglicher Arzneistoffkandidat gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 herauskristallisiert hat. Zu den essenziellen Funktionselementen von Coronaviren gehört neben dem mittlerweile gut bekannten Spike-Protein unter anderem das Hüllprotein, welches meist mit E wie Envelope abgekürzt wird. Das E-Protein von Coronaviren bestimmt mit über ihre Pathogenität, da es durch Interaktion mit dem Inflammasom des Menschen als Auslöser eines Zytokinsturms fungieren kann. Aus diesem Grund wurden bereits infolge der SARS-Epidemie Anfang des Jahrtausends Wirkstoffe gegen diese Zielstruktur getestet. Forscher in Neuseeland haben nun per Computermodelling nach Blockern des E-Proteins gesucht. Unter 6000 Substanzen machten sie 36 vielversprechende Kandidaten ausfindig, wie in ihrer Publikation auf einem Preprint-Server nachzulesen ist. Eine dieser Substanzen ist Temoporfin.

COVID-19: Protektive Antikörper auch nach Monaten noch in Blut und Speichel nachweisbar

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 09.10.2020

Die Befürchtung, dass die Immunität nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 nur von kurzer Dauer ist, scheint sich nicht zu bestätigen. In 2 Studien aus Kanada und den USA in Science Immunology (2020; DOI: 10.1126/sciimmunol.abe0367 und DOI: 10.1126/sciimmunol.abe5511) war die Antikörperkonzentration auch 3 Monate nach der Erkrankung noch nicht wieder abgefallen. In den letzten Wochen hatte es mehrfach Berichte gegeben, wonach SARS-CoV-2 nur eine unzuverlässige Immunität hinterlässt, die nur von begrenzter Dauer ist. So hatten chine­sische Forscher im Juni berichtet, dass nur 30 von 37 asymptomatischen Personen 3 bis 4 Wochen nach der Infektion IgG-Antikörper ausgebildet hatten, deren Konzentration rasch zurückging. Bei 12 Infizierten war es sogar zu einer Seroreversion gekommen: Die Antikörpertests fielen bei ihnen wieder negativ aus (Nature Medicine, 2020; DOI: 10.1038/s41591-020-0965-6).


Neurologische Beschwerden bei Covid-19 - Fehlgerichtete Antikörper als Ursache?
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 09.10.2020
Covid-19 geht sehr häufig mit neurologischen Beschwerden einher. Forschende der Berliner Charité und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen haben die Hypothese aufgestellt, dass fehlgerichtete SARS-CoV-2-Antikörper verantwortlich sein könnten. Das Coronavirus hat viele Gesichter und ist zwischenzeitlich unter anderem als »Neuro-Covid« bekannt. Denn: Unabhängig von der Schwere krankheitsbedingter Atemwegsinfektionen oder anderer Organbeteiligungen kann es zu diversen neurologischen Komplikationen führen. Das Spektrum reicht dabei von Riech- und Geschmacksstörungen über Schlaganfälle, Epilepsie und Lähmungen bis zu Verwirrtheit und MS-ähnlichen Bildern. Zudem sind viele Patienten nach Abklingen der akuten Erkrankung nicht beschwerdefrei und leiden im Rahmen eines Rahmen eines »Post-Covid-Syndroms« unter anderem unter Fatigue und reduzierter Belastbarkeit. Gemäß einer aktuellen im Fachjournal »Annals of Clinical and Translational Neurology« veröffentlichten Studie seien bei fast 63 Prozent der im Rahmen klinischer Einweisungen untersuchten Covid-19-Patienten neurologische Symptome beobachtet worden. In späteren Krankheits-Stadien hätten circa 82 Prozent, also vier von fünf Patienten, neurologische Komplikationen und hier insbesondere Muskel- (44,8 Prozent) und Kopfschmerzen (37,7 Prozent) sowie des Weiteren Enzephalopathien (31,8 Prozent) als Sammelbegriff für diffuse Gehirnschädigungen gezeigt. Die hohe Prävalenz dieser Symptome zeige, dass Covid-19-Erkrankte grundsätzlich der neurologischen Expertise bedürfen - zumal gerade bei schweren Verlaufsformen neurologische Krankheitszeichen nicht einfach zu identifizieren sind, betonte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Professor Dr. Peter Berlit, in einer Pressemitteilung.

Veränderungen im Gehirn bei COVID-19-Infektion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 09.10.2020

 

 

Das neuartige Corona-Virus kann das Gehirn erreichen – jedoch ist nicht das Virus selbst, sondern die Immunantwort des Körpers für den Großteil der Veränderungen im Gehirn verantwortlich. Das geht aus einer Studie unter Leitung von Prof. Dr. Markus Glatzel, Direktor des Instituts für Neuropathologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), hervor. Gemeinsam mit Forschenden aus dem Institut für Rechtsmedizin, dem Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, der Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKE und dem Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg wurden für die Studie 43 mit SARS-CoV-2-infizierte Verstorbene untersucht. Die Ergebnisse haben die Forschenden in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins The Lancet Neurology veröffentlicht. Bei rund der Hälfte der untersuchten verstorbenen Patientinnen und Patienten (21 von 43) haben die Forschenden den SARS-CoV-2-Erreger im Gehirn entdeckt. Virusproteine konnten sowohl im Hirnstamm als auch in Nerven, die aus dem Hirnstamm entspringen, nachgewiesen werden. Die Virusmengen waren jedoch sehr gering und die Gehirne von Patienten mit den höchsten Virusmengen zeigten nicht mehr Veränderungen als solche, in denen kein Virus gefunden werden konnte. Das Forscher-Team konnte aber eine Immunreaktion in den Gehirnen der verstorbenen COVID-19-Patienten nachweisen. Die Forschenden schließen daraus, dass Entzündungszellen im Gehirn an der Entstehung der neurologischen Symptome beteiligt sein könnten.

 

COVID-19: Frühere Infektionen mit anderen Coronaviren könnten vor schweren Verläufen schützen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 08.10.2020

 

Eine frühere Infektion mit harmlosen Coronaviren, die in der Regel nur eine „Erkältung“ verursachen, hat in einer Studie im Journal of Clinical Investigation (2020; DOI: 10.1172/JCI143380) zwar nicht vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 geschützt. Der Verlauf einer COVID-19-Erkrankung war jedoch deutlich abgeschwächt. Am Boston Medical Center steht den Ärzten zur Diagnose von Atemwegserkrankungen ein Multiplex PCR-System zur Verfügung, das die Gene von 20 häufigen Erregern nach­weisen kann. Darunter sind auch die humanen Coronaviren OC43, HKU1, NL63 und 229E, die in der Regel nur leichte Erkrankungen verursachen.




Rolling Review der EMA - Zweiter Corona-Impfstoff wird überprüft
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 06.10.2020
Der vom Mainzer Unternehmen BioNtech zusammen mit Pfizer entwickelte Corona-Impfstoffkandidat BNT162b2 geht in den Zulassungsprozess. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat ein Rolling-Review-Verfahren gestartet. Das Verfahren sei eingeleitet worden, teilte die EMA am Dienstag mit. Zuvor hatten BioNtech und Pfizer das Prüfverfahren angekündigt. Bei einem rolling Review werden Daten aus der klinischen Prüfung fortlaufend eingereicht und bewertet. Die Entscheidung der EMA, das Verfahren zu beginnen, basiert nach Angaben der Behörde auf den ermutigenden vorläufigen Daten der präklinischen sowie frühen klinischen Studien bei Erwachsenen. BNT162b2 ist eine nukleosidmodifizierte messenger-RNA (modRNA)-Vakzine, die für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 kodiert. Es ist nach der Vektorvakzine AZD1222, die Astra-Zeneca in Kooperation mit der Universität Oxford entwickelt, der zweite Covid-19-Impfstoff, der bei der EMA für diesen Prozess zugelassen wurde. »Das Rolling-Review-Verfahren wird so lange fortgesetzt, bis genügend Grundlagen vorhanden sind, um einen formellen Zulassungsantrag zu unterstützen«, teilte die EMA mit.

T-Zellen - Wie das Immunsystem bei Covid-19 aus der Bahn gerät
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 06.10.2020
Sogenannte MAIT-Zellen, ein T-Zelltyp, der darauf spezialisiert ist, infizierte Zellen zu erkennen, werden bei Menschen mit mittelschweren bis schweren Covid-19-Verläufen stark aktiviert. Diese Beobachtung ist ein weiterer Baustein zu einem besseren Verständnis der Covid-19-Pathologie.  Es wird immer deutlicher, dass eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu einer komplexen Fehlregulation des Immunsystems durch ein gestörtes Gleichgewicht zwischen protektiven und pathologischen Immunreaktionen führen kann. Das hat bei ungünstiger Ausprägung unter anderem eine Hyperinflammation der unteren Atemwege zur Folge. Das Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen der Immunstörung ist nach wie vor rudimentär. Einen Aspekt, der für die Kontrolle der Immunregulation von Bedeutung zu sein scheint, untersuchten nun Forscher um Dr. Tiphaine Parrot vom Center for Infectious Medicine am Karolinska University Hospital in Stockholm. Ihre Arbeit wurde jetzt in »Science Immunology« publiziert.

MHH-Forscher finden mögliche Helfer gegen COVID-19-Infektion im Herz

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 02.10.2020

Infektionen mit Bakterien und Viren sind eine zusätzliche Belastung für das Herz-Kreislauf-System. Das gilt auch für das Coronavirus SARS-CoV-2. Doch das Virus scheint nicht nur bei älteren Menschen mit kardiovaskulären Grunderkrankungen zu Herzschädigungen zu führen. Auch nur leicht erkrankte, jüngere Patientinnen und Patienten können nach überstandener COVID-19-Infektion entzündliche Veränderungen im Herzmuskel oder im Herzbeutel aufweisen. Die Ursache dafür liegt im Angiotensin-umwandelnden Enzym 2 (angiotensin-converting enzyme 2, ACE2). Diese Bindungsstelle ist das Einfallstor für SARS-CoV 2 in das Lungengewebe. Weil sich ACE2 auch in Herzmuskelzellen befindet, können die Viren auch das Herz befallen und dort massive Entzündungen auslösen. Eine Forschungsgruppe des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat nun eine Möglichkeit entdeckt, diesen Weg für das Coronavirus zu blockieren. Die Studie unter der Leitung von Institutsdirektor Professor Dr. Dr. Thomas Thum Dr. Christian Bär ist im Journal of Molecular and Cellular Cardiology veröffentlicht. Erstautoren sind Dongchao Lu und Shambhabi Chatterjee, PhD.


Covid-19 - Erste Studie mit deutschem Vektorimpfstoff kann starten
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 02.10.2020
Das Paul-Ehrlich-Institut hat eine weitere Phase-I-Studie mit einem potenziellen Impfstoff gegen Covid-19 in Deutschland genehmigt. Nach zwei mRNA-Vakzinen kann nun ein Vektorimpfstoff getestet werden. Die Impfungen sollen noch im Oktober beginnen. Bei dem Impfstoffkandidaten handelt es sich um einen Vektorimpfstoff auf Basis eines modifizierten Pockenvirus (Modified-Vaccinia-Ankara-Virus, MVA). Das teilte das Paul-Ehrlich-Institut in Langen heute zusammen mit den Antragsstellern der Studie in einer Pressekonferenz mit. In den MVA-Vektor wurde die Erbinformation für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 integriert, das im Körper des Geimpften produziert wird und eine Immunreaktion auslöst. Entwickelt wurde der Impfstoffkandidat von Forschern der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Pharmapartner und Hersteller des Impfstoffs ist die Firma IDT Biologika. Die Forscher konnten dabei auf Erfahrungen mit dem Impfvirus MVA zurückgreifen, das bereits vor mehr als 30 Jahren an der LMU entwickelt wurde und auch die Basis des bereits seit 2013 in der EU zugelassenen Pockenimpfstoffs Imvanex®ist. »MVA ist in Säugetierzellen nicht mehr vermehrungsfähig«, berichtete Professor Dr. Gerd Sutter von der LMU. »Der Vektor hat gute Stabilitäts- und Wachstumseigenschaften und führt zur Produktion des vollständigen, reifen Spike-Proteins.« In Untersuchungen mit Mäusen rief der Kandidat MVA-SARS-2-S Antikörper- und T-Zellantworten hervor, und zeigt eine Schutzwirkung nach Infektion mit dem Coronavirus.

Überreaktion des Immunsystems - Spike-Protein als Superantigen
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 01.10.2020
Ein Teil des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 könnte als eine Art Superantigen fungieren und eine Überreaktion des Immunsystems provozieren. Er weist starke strukturelle Ähnlichkeit mit einem bekannten bakteriellen Superantigen auf. Das berichten US-amerikanische Forscher im Fachjournal »PNAS«. Bei Patienten mit schwerem Verlauf von Covid-19 wird zum Teil ein hyperinflammatorisches Syndrom beobachtet, das einem toxischen Schocksyndrom ähnelt. Dieses wird häufig durch ein Superantigen eines Erregers ausgelöst, das die adaptive Immunantwort, vor allem T-Zellen, exzessiv stimuliert. T-Zellen sind ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems und dienen der Erregerabwehr. Werden die Zellen zu stark aktiviert – etwa durch Superantigene –, können sie große Menge an proinflammatorischen Zytokinen freisetzen und einen sogenannten Zytokinsturm auslösen. Um zu untersuchen, ob auch SARS-CoV-2 ein solches Superantigen aufweist, haben Forscher um Professor Dr. Mary Hongying Cheng von der University of Pittsburgh School of Medicine die Interaktion zwischen dem Spike-Protein des Virus und humanen T-Zell-Rezeptoren mithilfe eines Computermodells analysiert. Die Analyse zeigte, dass eine Region des Spike-Proteins mit Superantigen-Eigenschaften mit T-Zellen interagiert.

Welche Rolle spielen die T-Zellen bei der SARS-CoV-2-Virusabwehr?

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 30.09.2020

 

 

Unser Immunsystem kann Viruserkrankungen effizient abwehren. Hierbei kommt zwei Zellarten eine wichtige Rolle zu: Den T-Zellen, die erstens virusbefallene Zellen direkt zerstören können und zweitens die Bildung von effizienten, Virus-neutralisierenden Antikörpern durch B-Zellen ermöglichen. Diese beiden Zelltypen spielen auch für die Abwehr der SARS-CoV-2-Infektion eine entscheidende Rolle. Während Antikörpertests bereits routinemäßig durchgeführt werden, ist über die T-Zellantwort gegen SARS-CoV-2 bislang wenig bekannt. Der Arbeitsgruppe (AG) von Privatdozentin Dr. Juliane Walz in der Klinischen Kooperationseinheit Translationale Immunologie (KKE) am Universitätsklinikum Tübingen und der Abteilung für Immunologie des Tübinger Interfakultären Instituts für Zellbiologie ist es nun gelungen, die Zielstrukturen (T-Zell-Epitope) für eine T-Zellantwort gegen SARS-CoV-2 zu identifizieren. Für die in der renommierten Fachzeitschrift Nature Immunology publizierte Arbeit wurden insgesamt mehr als 180 Probanden nach überstandener COVID-19-Erkrankung untersucht. Die im Rahmen der Studie identifizierten T-Zell-Epitope ermöglichten den Nachweis, dass bei 100 Prozent der Patienten nach Infektion T-Zell-Immunantworten gegen SARS-CoV-2 erfolgt sind. Dies traf auch auf Patienten zu, bei denen keine Antikörperantwort nachweisbar war. Vorerfahrungen mit zwei anderen Coronaviren - SARS-CoV-1 und MERS-CoV-2 - sowie erste Berichte über Genesene nach durchgemachter COVID-19 Erkrankung legen nahe, dass T-Zellantworten tatsächlich eine bedeutende Rolle auch bei der Abwehr von SARS-CoV-2 spielen, wie das bei allen anderen Virusinfektionen der Fall ist. Um diese T-Zellantworten untersuchen zu können, müssen zunächst die Bestandteile des Virus, sogenannte Epitope, identifiziert werden, die von den T-Zellen erkannt werden können. „Diese Epitope sind nicht nur für die Untersuchung und Diagnostik der Immunabwehr von Bedeutung, sondern können auch die Grundlage für die Entwicklung von Impfstoffen bilden“, sagt Forschungsgruppenleiterin Juliane Walz.



SARS-CoV-2-Infektionen - Wie sicher sind Blut und Blutkomponenten?
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 29.09.2020
Das Risiko für eine Übertragung des Coronavirus SARS-CoV-2 durch Blutkomponenten ist extrem gering. Diesen Schluss veröffentlicht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in seinem aktuellen Bulletin. Wissenschaftler der Paul-Ehrlich-Instituts haben gemeinsam mit drei virologischen Instituten die Labordaten von SARS-CoV-2-Infizierten hinsichtlich des Vorhandenseins von viraler RNA in Plasmaproben ausgewertet und die Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des »Bulletin zur Arzneimittelsicherheit« des BfArM publiziert. Sie stellten fest, dass lediglich in der Plasmaprobe eines schwer erkrankten Patienten eine geringe Menge viraler RNA nachgewiesen werden konnte. Bei asymptomatisch Infizierten sowie bei Personen mit weniger ausgeprägten Symptomen wurde hingegen in keiner der untersuchten Blutproben das Virus detektiert.

SARS-CoV-2: Auto-Antikörper und Gendefekte beeinflussen Erkrankungsrisiko

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 25.09.2020

Mehr als 10 % aller Patienten, die nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 eine schwere COVID-19 entwickeln, haben laut einer Studie in Science (2020; DOI: 10.1126/science.abd4585) Autoantikörper gegen Interferone im Blut. Bei weiteren 3,5 % liegen nach einer weiteren Publikation (Science 2020; DOI: 10.1126/science.abd4570) genetische Mutationen vor, die die Bildung von Interferonen behindern. Die Studien unterstreichen die Bedeutung der angeborenen Immunabwehr und könnten die Behandlung von COVID-19 beeinflussen. Die großen Unterschiede im klinischen Verlauf einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 haben die Forscher von Anfang an verblüfft. Einige vor allem jüngere Men­schen bemerken die Infektion gar nicht, bei älteren Patienten mit Vorerkrankungen kann COVID-19 innerhalb weniger Tage zum Tod führen. Ein franko-amerikanisches Forscherteam um Jean-Laurent Casanova von der Rockefeller Universität in New York und dem Forschungsinstitut INSERM in Paris hat frühzeitig ver­mu­tet, dass es für die Variabilität auch genetische Gründe gibt. Die Forscher haben im „COVID Human Genetic Effort“ andere Forscher um sich versamm­elt und bereits im März mit der genetischen Untersuchung von Patienten begonnen, die wegen lebensgefährlicher Verläufe auf Intensivstation behandelt wurden. Die Forscher sequenzierten bei 659 Patienten das gesamte Genom oder wenigstens das Exom. Das ist der Anteil des Erbguts, der die Baupläne für die Proteine enthält. Dabei fiel auf, dass einige Patienten Varianten in 13 Genen aufwiesen, die die Empfindlichkeit für Viruserkrankungen beeinflussen.  Die nähere Analyse ergab, dass einige dieser Varianten den Ausfall des „Interferon regu­la­tory factor 7“ (IRF7) zur Folge hatten, der die Bildung von Interferonen steuert. Bei an­deren Varianten fällt die Alpha-Kette von Interferon-alpha/beta (IFNAR1) aus.


Test auf SARS-CoV-2 - Köln setzt auf Gurgeln statt auf Abstrich
Quelle: Ärzte Zeitung, 26.09.2020
Krisenstab der Domstadt will durch das neue Verfahren eine höhere Akzeptanz für Tests erreichen. Bei Sensitivität und Spezifität soll es keine Unterschiede geben. Für Hausärzte indes ändert sich nichts.  Die Stadt Köln wird bei den Testungen auf SARS-CoV-2 den Nasen-Rachen-Abstrich für die Probenentnahme Schritt für Schritt durch eine Rachenspülung ersetzen. Das hat der Krisenstab der Domstadt als Teil seiner Strategie zur Bekämpfung der Corona-Pandemie beschlossen.  „Wir sind überzeugt, dass wir dadurch eine noch höhere Akzeptanz der Tests erreichen“, sagte der Kölner Gesundheitsdezernent Dr. Harald Rau am Freitag vor Journalisten. Menschen, die häufig getestet werden, entwickelten häufig eine Aversion gegen den Abstrich per Stäbchen. Das betreffe Lehrende, Pflegekräfte und andere im Gesundheitswesen Tätige. „Die Rachenspülung ist nicht invasiv, nicht schmerzhaft und nicht unangenehm“, betonte Rau. Bei der Rachenspülung gurgeln die Menschen mit einer Kochsalzlösung und spucken sie in ein Gefäß. Die Flüssigkeit wird aufgezogen, in einem Behälter verschlossen und ins Labor geschickt. Im Labor läuft dann die gleiche Diagnostik mit der PCR-Analyse wie beim Nasen-Rachen-Abstrich, erläuterte Professor Gerhard Wiesmüller, der stellvertretende Leiter des Kölner Gesundheitsamtes.

Coronavirus-Test - Wann ist der Antigentest in Apotheken verfügbar?
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 24.09.2020
Seit wenigen Tagen ist ein neuer Coronavirus-Schnelltest auf dem Markt. Allerdings können viele Apotheken den Test aktuell noch nicht beim Großhandel bestellen. Lieferschwierigkeiten gibt es laut Hersteller Roche jedoch keine. Die Probleme bei den Bestellungen sind vermutlich rein logistischer Natur.  Seit Montag ist der »SARS-CoV-2 Rapid Antigen Test«, ein Antigen-Schnelltest der Firma Roche, auf dem Markt. Die Erwartungen an solchen Antigentests sind sehr groß, denn dank der zugrundeliegenden Methode liegt das Ergebnis, ob die getestete Person sich mit dem Coronavirus infiziert hat oder nicht, innerhalb weniger Minuten direkt und einfach ablesbar vor. Schnelltests wie der Test von Roche dürfen von Apotheken jedoch nur als Praxisbedarf an medizinisches Fachpersonal verkauft werden.  Gestern berichtete die PZ, dass der Test nun über die Pharmagroßhändler zu bestellen sei . Aus Apothekerkreisen ist jedoch zu hören, dass der Test noch nicht über den Großhandel bezogen werden kann. Zwar steht die Produktinformation samt Gebindegrößen von 25 oder 40 Tests dem Vernehmen nach fest, allerdings ist noch kein Preis hinterlegt. Direkt bei Roche kann der Test nicht bestellt werden. Lieferprobleme vonseiten des Pharmaunternehmens soll es jedoch nicht geben. Eine Roche-Sprecherin erklärte gegenüber der PZ: »Wir liefern seit drei Tagen kontinuierlich und zuverlässig die Tests aus. Die Pharmagroßhändler sollten alle im Laufe dieser Woche Ware zur Verfügung haben.« Zudem betonte die Sprecherin, dass die Mitarbeiter von Roche rund um die Uhr arbeiten, um die Bestellungen schnell zu bedienen und die Lieferungen auf den Weg zu bringen. Wie viele Tests allerdings bereits produziert und ausgeliefert wurden, darauf gibt das Unternehmen keine Antwort.

COVID-19: Berliner Forschende legen Grundstein für eine passive Impfung

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 24.09.2020

 

 

Forschende des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben hochwirksame Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 identifiziert und verfolgen nun die Entwicklung einer passiven Impfung. Gleichzeitig entdeckten sie dabei, dass manche SARS-CoV-2-Antikörper auch an Gewebeproben verschiedener Organe binden, was möglicherweise unerwünschte Nebenwirkungen auslösen könnte. Sie berichten über diese Erkenntnisse im Fachjournal „Cell“. Aus dem Blut von Menschen, die eine durch SARS-CoV-2 ausgelöste COVID-19-Erkrankung überstanden hatten, isolierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunächst fast 600 verschiedene Antikörper. Durch Labortests konnten sie diese Zahl auf einige besonders wirksame Exemplare eingrenzen und diese dann mittels Zellkulturen – quasi in der Petrischale – künstlich nachbilden. Die identifizierten sogenannten neutralisierenden Antikörper binden, wie Strukturanalysen belegen, an das Virus und verhindern damit, dass es in Zellen eindringen und sich vermehren kann. Überdies trägt die Virus-Erkennung durch Antikörper dazu bei, dass der Erreger von Immunzellen beseitigt wird. Untersuchungen an Hamstern – diese sind ähnlich wie Menschen anfällig für eine Infektion durch SARS-CoV-2 – belegen die hohe Wirksamkeit der letztlich ausgewählten Antikörper: „Wurden die Antikörper nach einer Infektion verabreicht, entwickelten die Hamster allenfalls milde Krankheitssymptome. Erfolgte die Gabe der Antikörper präventiv – vor einer Infektion –, dann erkrankten die Tiere nicht“, sagt Dr. Jakob Kreye, Koordinator des aktuellen Forschungsprojektes. Der DZNE-Wissenschaftler ist einer der beiden Erstautoren der aktuellen Veröffentlichung.

 


COVID-19 und Weltgesundheit: Virologe Christian Drosten und World Health Summit Präsident Detlev Ganten im Interview

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 23.09.2020

Christian Drosten: „Deutschland hat nichts besser gemacht als andere Länder, nur früher.“
Detlev Ganten: „Bildung und internationale Zusammenarbeit sind entscheidend für globale Gesundheit.“

 


Covid-19-Impfstoff - Janssen startet Phase-III-Studie
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 23.09.2020
Der nächste potenzielle Covid-19-Impfstoff geht in Phase III der klinischen Testung. Heute wurde Start der ENSEMBLE-Studie mit bis zu 60.000 Freiwilligen bekanntgegeben. Getestet wird darin der Vektorimpfstoff Ad26.COV2.S von Janssen, der Pharmasparte von Johnson & Johnson. Bei dem Impfstoff Ad26.COV2.S überträgt ein viraler Vektor die genetische Information für den Bau des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 in wenige Körperzellen. Die Zellen nutzen den Bauplan, um das Protein herzustellen. Der Körper entwickelt als Reaktion auf dieses Antigen eine Immunantwort und baut ein Immungedächtnis auf. Vektor für die Vakzine ist ein nicht vermehrungsfähiges, seltenes humanes Adenovirus. Die ENSEMBLE-Studie rekrutiert Teilnehmer ab einem Alter von 18 Jahren in Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko, Peru, Südafrika und den USA. Viele Studienteilnehmer werden älter als 60 Jahre sein. In die Studie eingeschlossen sind Teilnehmer ohne und mit Vorerkrankungen, die das Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 begünstigen können. Sicherheit und Wirksamkeit einer einzelnen Impfdosis sollen im Vergleich zu Placebo getestet werden. Wie Johnson & Johnson informiert, basiert der Übergang in Phase III auf den positiven vorläufigen Ergebnissen aus Phase I/IIa. Bei nur einer Dosis habe der Impfstoffkandidat darin sowohl ein gutes Sicherheitsprofil als auch eine gute Immunogenität gezeigt. Parallel zum Start von dieser ersten Phase-III-Studie mit Ad26.COV2.S bereitet Johnson & Johnson bereits eine weitere Phase-III-Studie mit bis zu 60.000 Teilnehmern vor. Darin sollen Sicherheit und Wirksamkeit Ad26.COV2.S bei Gabe von zwei Impfdosen untersucht werden. Vereinbart wurde diese mit dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland. Erst kürzlich wurde eine Phase-IIa-Studie mit diesem Impfstoff vom Paul-Ehrlich-Institut genehmigt, die unter anderem auch in Deutschland Teilnehmer rekrutieren wird. Darin wird sowohl das Einzeldosis- als auch das Zweidosis-Schema für die Vakzine untersucht.

Covid-19 - Keine Selbstversuche mit Corona-Impfstoffen
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 23.09.2020
Weltweit läuft bei etlichen Instituten und Unternehmen die Suche nach einem geeigneten Impfstoff zum Schutz vor Corona. Einige Forscher testen ihren Kandidaten gleich an sich selbst – eine Gruppe von Wissenschaftlern warnt nun vor derlei Verhalten. Schon mehrfach gab es in den vergangenen Wochen Fälle, in denen Forscher von ihnen entwickelte Corona-Impfstoffe an sich selbst testeten, meldet die Nachrichtenagentur dpa.


Covid-19 - Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko im Restaurant?
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 18.09.2020
Laut einer US-amerikanischen Studie ist das SARS-CoV-2-Infektionsrisiko beim Essengehen besonders hoch. In Deutschland kam es bisher allerdings zu vergleichsweise wenig Infektionen in Gaststätten. Die Autoren einer kürzlich im »Morbidity and Mortality Weekly Report« des »Centers for Disease Control and Prevention« (CDC) veröffentlichten Publikation schätzen einen Restaurantbesuch als wichtigen Risikofaktor für eine SARS-CoV-2-Infektion ein. Denn wie eine Befragung ergab, hatten Personen mit nachgewiesener SARS-CoV-2-Infektion in den zwei Wochen vor Erkrankungsbeginn häufiger ein Restaurant ein Café oder eine Bar besucht als nicht Infizierte. Im Rahmen einer Fall-Kontrollstudie befragte die Arbeitsgruppe um Erstautorin Dr. Kiva Fisher vom CDC 154 US-Amerikaner mit einem positiven Testergebnis für eine Coronavirus-Infektion (Fall-Gruppe) und 160 Personen, bei denen das Ergebnis negativ (Kontroll-Gruppe) ausfiel. Die insgesamt 314 Personen wurden zu ihren Verhaltensmustern befragt, die im Zusammenhang mit einer Infektion stehen könnten. Dazu gehörten Fragen zum Kontakt mit Covid-19-Patienten sowie mit Gesunden, zum Tragen von Masken, zu Besuchen von Restaurants, Cafés, Bars, Fitnessstudios, Friseursalons sowie zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Schnupfen gegen Covid-19? - Wie sich zirkulierende Viren gegenseitig beeinflussen
Quelle: Pharmazeutische Zeiting,, 17.09.2020
Im Herbst geht es wieder los mit der Erkältungszeit: Verschiedene Schnupfen-, aber auch Grippeviren sind dann verstärkt im Umlauf. Die Viren beeinflussen sich gegenseitig in der Verbreitung. Das kann auch den Verlauf der Covid-19-Pandemie verändern.  Es wurden schon viele Faktoren diskutiert, die einen Einfluss auf den Verlauf der Coronavirus-Pandemie haben: interpersonelle Kontakte, Hygienemaßnahmen, die Jahreszeit bis hin zur Luftfeuchtigkeit. Eines kam dabei bisher kurz, nämlich die Verbreitung anderer Viren. Es wird zunehmend klarer, dass kozirkulierende Viren sich gegenseitig beeinflussen, was als virale Interferenz bekannt ist. Sie kann sich hemmend oder verstärkend auf die Verbreitung auswirken. Was mit Blick auf die nun startende Erkältungssaison und die Coronavirus-Pandemie zu erwarten ist, versuchen Forscher derzeit zu ermitteln. Ein Team um Dr. Matthieu Domenech de Cellès vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie (MPIIB) in Berlin und Kollegen vom Institut Pasteur in Paris haben die ersten Monate der Pandemie in Europa, in denen auch noch Influenzaviren unterwegs waren, mithilfe eines mathematischen Modells untersucht. Das Ergebnis ist wenig beruhigend: Ihrer Berechnung zufolge könnte die Grippewelle die Verbreitung des Coronavirus verstärken.


Coronavirus-Pandemie - Wo stehen wir bei der Impfstoffentwicklung?
Quelle: Pharmarzeutische Zeitung, 11.09.2020
In welchen Phasen der klinischen Prüfung befinden sich die Impfstoffkandidaten gegen das neuartige Coronavirus? Und was weiß man inzwischen über die Verträglichkeit und Wirksamkeit einzelner Vakzinen? Einen Überblick gab Professor Dr. Theo Dingermann, PZ-Chefredakteur, beim Webcast von pharma4u und der Pharmazeutischen Zeitung.  Eines ist Dingermann auch angesichts der ergriffenen und erwiesenermaßen effektiven Maßnahmen zufolge ganz klar: »Die Pandemie nimmt erst eine entscheidende Wendung, wenn ein Impfstoff vorliegt«. Hier habe sich eine beispielhafte Entwicklung vollzogen. Weltweit arbeiteten kompetente Gruppen, hauptsächlich auch internationale Arzneimittelhersteller, engagiert an verschiedenen Technologien zur ImpfstoffentwicklungInsgesamt seien 150 verschiedene Projekte registriert, von denen sich viele bereits in Phasen der klinischen Prüfung befänden: 24 in Phase-I, 14 in Phase-II und 9 in Phase-III. Zudem gebe es drei Vakzinen, die bereits eine »gewisse Art von Zulassung« haben: das sind zum einen der Sputnik V-Impfstoff und zum anderen zwei Impfstoffe aus China. Medial sei die Impfstoffentwicklung bislang durchweg positiv begleitet worden. »Jetzt ist allerdings die Bombe eingeschlagen«, so Dingermann mit Verweis auf die aktuellen Entwicklungen des Impfstoffs von Astra-Zeneca und der Universität Oxford. Deren Phase-III-Studie mit dem Kandidaten AZD1222 musste Anfang der Woche wegen eines schweren unerwünschten Ereignisses bei einem Probanden vorerst gestoppt werden. »Unklar ist bislang, ob ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung besteht«, betonte der Referent. Er halte das zumindest nicht für unwahrscheinlich, da es sich bei AZD1222 um einen Vektorimpfstoff handelt, der auf einem Schimpansen-Adenovirus basiert. Generell gelten Adenoviren als harmlos. Allerdings sei nicht ausgeschlossen, dass diese Vektoren – auch wenn sie inaktiviert sind– in seltenen Fällen eine solche Immunreaktion auslösen können.

Paul-Ehrlich-Institut - Studienunterbrechung ist Standardverfahren
Quelle: Pharmarzeutische Zeitung, 11.09.2020
Die Unterbrechung der Impfstoffstudie mit der Corona-Vakzine von Astra-Zeneca und der Universität Oxford ist laut dem deutschen Paul-Ehrlich-Institut eine Standardmaßnahme zum Schutz der Teilnehmer. Auf die in Deutschland laufenden Studien habe sie keinen Einfluss.  Die Phase-III-Studie, mit der Astra-Zeneca und die Universität Oxford die Wirksamkeit und Sicherheit des Corona-Impfstoffkandidaten AZD1222 beweisen wollen, musste vor wenigen Tagen vorübergehend gestoppt werden. Der Grund war ein schwerwiegendes Ereignis bei einer Teilnehmerin aus Großbritannien, die Symptome einer transversen Myelitis entwickelte, wie Astra-Zeneca inzwischen bestätigte.
Das in Deutschland für die Zulassung von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen stellt in einer schriftlichen Stellungnahme klar, dass es sich bei der Unterbrechung um eine Routinemaßnahme handelt: »Studienunterbrechungen stellen ein Standardverfahren im Rahmen von klinischen Prüfungen dar und dienen dem Schutz der Studienteilnehmer.« Derzeit werde untersucht, ob die beobachtete seltene neurologische Erkrankung ursächlich mit der Impfung zusammenhängt oder nur zufällig im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung auftrat. »Erst wenn diese Frage ausreichend geklärt ist, kann sinnvoll über etwaige weitere Maßnahmen entschieden werden«, heißt es in der Stellungnahme. Eine Wiederaufnahme der klinischen Prüfung sei nach Bewertung und Genehmigung durch die britische Zulassungsbehörde MHRA (Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency) möglich. Dem PEI lägen derzeit nicht ausreichend Informationen vor, um den Verdachtsfall abschließend zu beurteilen.

Covid-19 - Womöglich mildere Verläufe durch Masken
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 14.09.2020
Stoff- und OP-Masken schützen ihren Träger nicht immer vor einer Infektion mit SARS-CoV-2, können aber einer neuen Theorie zufolge die Menge an aufgenommenen Viruspartikeln so stark reduzieren, dass es nur zu einem milden Verlauf kommt.  Als die Pocken grassierten und es noch keinen Impfstoff gab, griffen manche Ärzte zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Sie nahmen das Sekret aus den Pusteln von genesenen Pockenpatienten und brachten es Gesunden über kleine Ritzen in die Haut ein. Ziel dieser Prozedur, die in Anlehnung an den lateinischen Namen der Pocken, Variola, als Variolation bezeichnet wurde, war es, eine milde Pockenerkrankung zu provozieren – und vor allem eine daraus resultierende Immunität gegen den Erreger. Im Prinzip handelte es sich bei der Variolation um eine attenuierte Lebendimpfung, die zwar erstaunlich oft das gewünschte Resultat zeigte, aber aufgrund der Dosierungenauigkeit auch mit einem erheblichen Risiko für eine schwere Pockenerkrankung verbunden war. Aus diesem Grund wurde sie aufgegeben, als der »richtige« Pockenimpfstoff verfügbar war. Was hat nun die alte Geschichte von der Variolation mit dem Coronavirus zu tun? Sehr viel, schreiben die Infektiologin Professor Dr. Monica Gandhi und der Epidemiologe Professor Dr. George Rutherford, beide von der University of California in San Francisco, in einem Meinungsbeitrag im »New England Journal of Medicine«. Sie argumentieren, dass Mund-Nase-Bedeckungen, die mittlerweile in vielen Bereichen obligatorisch sind, die Träger zwar nicht in jedem Fall vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützen könnten. Die Menge an aufgenommenem Virus würde aber so stark reduziert, dass der Betreffende nur leicht an Covid-19 erkranke und anschließend – ganz im Sinne der Variolation – immun sei.

Coronavirus-Impfstoff - Phase-III-Studie angehalten

Quelle: Pharmarzeutische Zeitung, 09.09.2020

 

Die große Phase-III-Studie mit dem Coronavirus-Impfstoff von Astra-Zeneca und der Universität Oxford musste wegen einer schwerwiegenden Reaktion bei einem Probanden zunächst gestoppt werden. Unklar ist, ob das Ereignis mit der Impfung zusammenhängt. Dies muss geklärt werden, bevor die Studie fortgesetzt werden kann. Die entscheidende Phase-III-Studie, mit der Astra-Zeneca und die Universität Oxford die Wirksamkeit und Sicherheit des Corona-Impfstoffkandidaten AZD1222 beweisen wollen, musste ungeplant gestoppt werden. Grund ist der Verdacht auf eine schwerwiegende Nebenwirkung bei einem Teilnehmer in Großbritannien. Unklar ist, ob die vermeintliche Nebenwirkung tatsächlich im Zusammenhang mit der Impfung steht. Allerdings ist es absolut normal, dass bei Eintreten eines solchen Falls das sogenannte Data and Safety Monitoring Board den Fall sehr genau betrachtet und bewertet, inwieweit der Zwischenfall tatsächlich mit der Impfung in Zusammenhang gebracht werden kann. Über die Aussetzung der Studie hatte zuerst die Nachrichtenwebsite »STAT« berichtet. Erkrankt sei ein Proband im Vereinigten Königreich, hieß es. Ein Sprecher von Astra-Zeneca bestätigte später einen vorübergehenden Teststopp in den USA und anderen Ländern.


Wie weitreichend sind Langzeitschäden?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 09.09.2020

 

Eine Nachbeobachtungsstudie aus Österreich zeigt: Einige Covid-19-Patienten leiden zwar längerfristig an Herz- und Lungenschäden, doch bessern sich diese mit der Zeit. Die Studienergebnisse wurden kürzlich auf dem internationalen Kongress der Europäischen Pneumologischen Gesellschaft (ERS) vorgestellt. »Die schlechte Nachricht ist, dass die Menschen ab Covid-19 Wochen nach der Entlassung eine Lungenschädigung zeigen; die gute Nachricht ist, dass sich die Schädigung mit der Zeit tendenziell bessert, was darauf hindeutet, dass die Lunge einen Mechanismus zur Selbstreparatur besitzt«, sagte Sabina Sahanic von der Universitätsklinik in Innsbruck in einer Pressemitteilung der Europäischen Lungenstiftung (ELF – European Lung Foundation). Forscher um Sahanic und Professor Dr. Judith Löffler-Ragg hatten insgesamt 86 Covid-19-Patienten, die ursprünglich hospitalisiert waren, über einen längeren Zeitraum nachbeobachtet, um mögliche Langzeitschäden zu entdecken. Hierfür hatte das Team die Teilnehmer jeweils sechs, zwölf und 24 Wochen nach deren Entlassung aus dem Krankenhaus untersucht, wobei neben klinischen Untersuchungen unter anderem auch Lungenfunktionstests, Computertomographie (CT)-Scans und Echokardiogramme durchgeführt wurden. Zum Zeitpunkt der ersten Nachuntersuchung hatten über die Hälfte der Patienten mindestens ein die Lunge betreffendes persistierendes Symptom; vorwiegend waren dies Atemnot (47 Prozent) und Husten (15 Prozent). CT-Scans zeigten außerdem bei 88 Prozent der Patienten Lungenschäden. Weitere sechs Wochen später hatte sich die Symptomatik teilweise verbessert: 39 Prozent der Patienten litten unter Atemnot, noch immer 15 Prozent unter Husten. Lungenschäden wurden bei noch 56 Prozent der Teilnehmer festgestellt. Die Untersuchungsergebnisse nach 24 Wochen liegen bisher nicht vor.

 



Gegen Coronaviren - Katermedizin für den Menschen
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 07.09.2020
Kennen Sie noch den Werbeslogan »Ist die Katze gesund, freut sich der Mensch«? Vielleicht gibt es bald einen ähnlichen Spruch: »Wird die Katze gesund, nimmt`s auch der Mensch.« Ein sich in der Testung befindliches Coronavirus-Mittel für Katzen macht sich bereit, gegen Covid-19 beim Menschen getestet zu werden. Die Feline Infektiöse Peritonitis ist eine durch das Feline Coronavirus ausgelöste Infektionskrankheit, die ausschließlich Katzen befällt und tödlich verläuft. Das Prodrug GC376 beziehungsweise der aktive Metabolit GC373 sollen dahingehend entwickelt werden, diese Viruserkrankung behandeln zu können. Wie Forscher um Wayne Vuong von der University of Alberta in Edmonton in »Nature Communications« schreiben, könnten diese Proteasehemmer nicht nur dem Katzenvirus Paroli bieten. In Zellversuchen sei unter anderem auch die Replikation von SARS-CoV-2-Viren deutlich reduziert worden – und dies in nanomolekularer Konzentration. In einer Meldung der American Crystallographic Association erklärt Seniorautorin Professor Dr. Joanne Lemieux, warum diese Entdeckung keine allzu große Überraschung ist. Sie informiert, dass einige Teile des viralen Genoms in verschiedenen Untergruppen von Coronaviren hoch konserviert sind. Die Hauptprotease des Katzen-Coronavirus und jene von SARS-CoV-2 wiesen eine sehr hohe Homologie auf. Das auf Tierarzneimittel spezialisierte Unternehmen Anivive habe mittlerweile einen Antrag gestellt, Humanstudien mit GC376 bei Covid-19 starten zu dürfen. Basis dieses Antrages sind die von der Universität durchgeführten Zellversuche. 

Russischer Pandemie-Impfstoff - Klinische Daten zu Sputnik V veröffentlicht
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 04.09.2020
Am 11. August wurde der Vektorimpfstoff Sputnik V als erster Coronavirus-Impfstoff weltweit zugelassen – auf Grundlage von zwei Phase-I/II-Studien. Die Daten wurden nun im Fachjournal »The Lancet« veröffentlicht.  Der ImpfstoffSputnik V wurde bislang in zwei Phase-I/II-Studien mit jeweils 38 gesunden Freiwilligen auf Sicherheit und Immunogenität untersucht. Getestet wurde dabei eine gefrorene und eine gefriergetrocknete Formulierung des Impfstoffs, der zwei Komponenten hat. In Form eines Prime-Boost-Schemas wird als erstes ein Impfstoff auf Basis eines rekombinanten Adenovirus Typ 26 (rAd26) verimpft, das nach 21 Tagen von einer Vakzine auf Basis eines rekombinanten Adenovirus Typ 5 (rAd5) gefolgt wird. Beide Vektoren tragen das Gen für das Spike-Protein von SARS-CoV-2. Untersucht wurden die Nebenwirkungen und die Immunantworten 28 Tage und 42 Tage nach der ersten Dosis. Wie Forscher um Dr. Denis Logunov, stellvertretender Direktor des Zentrums für wissenschaftliche Arbeit des Gamaleya-Zentrums, das die Vakzine entwickelt hat, berichten, wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet und die Immunantwort wird zuverlässig angeregt. Die offenen nicht randomisierten Studien wurden in zwei Krankenhäusern in Russland durchgeführt. Die Probanden, die zwischen 18 und 60 Jahre alt waren, wurden dort für insgesamt 28 Tage nach der ersten Impfung aufgenommen. Die meisten waren Zivilisten, einige gehörten auch zum Militär.

COVID-19: Meta-Analyse bestätigt Nutzen von Kortikosteroiden

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 03.09.2020

 

Eine Steroidbehandlung kann das Sterberisiko von Patienten mit schwerer COVID-19 senken. Dies kam in einer Meta-Analyse im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2020; DOI: 10.1001/jama.2020.17023) heraus, die auf insgesamt 7 Studien basiert, darunter 3 aktuelle Studien (JAMA 2020; DOI: 10.1001/jama.2020.16761, 17021 und 17022). Der Einsatz von Kortikosteroiden bei Infektionskrankheiten erscheint zunächst kontra­intuitiv zu sein, da die Mittel im Prinzip die Immunabwehr von Krankheitserregern abschwächen. Bei schweren Verläufen kann es jedoch zu einer überschießenden Immunreaktion kommen, die für den Moment den Patienten mehr gefährden als die Krankheitserreger.Das ist beispielsweise häufig beim akuten Atemnotsyndrom (ARDS) oder dem septischen Schock der Fall. In den letzten Jahren haben gleich 3 randomisierte klinische Studien (APROCCHSS, ADRENAL und DEXA-ARDS) gezeigt, dass eine vorübergehende Steroid­behandlung die Überlebenschancen der Patienten verbessert, wie Todd Rice von der Vanderbilt University in Nashville in einem Editorial berichtet. Dennoch seien viele Ärzte zögerlich im Einsatz der Medikamente.



Covid-19: Schwerer Verlauf trotz oder sogar wegen zu starker Immunität

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 01.09.2020

 

Das gefürchtete Lungenversagen bei schweren Verläufen von Covid-19 entsteht nicht durch eine zu schwache Immunantwort. Ganz im Gegenteil scheint eine überschießende Reaktion des Immunsystems dazu beizutragen. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam aus Bochum und Essen unter Leitung von Prof. Dr. Nina Babel, Leiterin des Centrums für translationale Medizin am RUB-Klinikum Marien-Hospital Herne. Das Team der Forscherinnen und Forscher aus dem Marien-Hospital Herne und der Virologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) sowie den Kliniken für Infektiologie und Anästhesie und dem Institut für Virologie der Universitätsmedizin Essen hat spezifische Antikörper und T-Zellen im Krankheitsverlauf bei leicht und schwer erkrankten sowie später verstorbenen Covid-19-Patienten untersucht. Dabei stellten die Forscherinnen und Forscher vergleichbare Immunreaktionen fest. Sie berichten in der Zeitschrift Cell Reports Medicine vom 29. August 2020.