Erinnerungen an Anneli Maaß

Wenn ein geliebter Mensch durch Krankheit für immer geht und man ihn nicht halten konnte , fühlt man sich allein gelassen und leer. Man erlebt so viele Gefühle, Gedanken und Tränen, die leider keinen Weg aufzeigen um Trost zu finden. Einzig und allein die Erinnerung an gemeinsame Gedanken, Gefühle und Bildern sind es, auf dem man dem Menschen weiter begegnen kann. So wird er immer bei einem sein.

 

Viele Augenblicke mit Anneli, werden mich zukünftig in meinem Leben begleiten. So gab sie mir nicht nur Gelegenheit schöne Erlebnisse mit ihr zu teilen, sondern sie gab mir auch Gelegenheit, sie in der schwersten Zeit begleiten zu dürfen. Wir lernten uns so, nach Jahren der Freundschaft, auf einer neuen und persönlicheren Ebene kennen. So bedurfte es auch mal keiner Worte, trotz heiterem Gespräch, um zu wissen, wie es ihr geht. Ich bin aus tiefsten herzen dankbar, dass sie es zugelassen hat, dass ich sie, fast schon wie ein Familienmitglied, in ihrer schwersten Zeit, als Freund begleiten durfte.

 

Neben den aktuellen Gedanken werde ich mich auch immer gerne an unsere gemeinsamen Aktionen im Ehrenamt erinnern. Hier wurde Mitstreiter und auch ich schon mal zusammengestaucht, wenn man mal nicht so arbeitete, wie sie sich das vorstellte. Ich zuckte schon mal zusammen, wenn ich ihrer Meinung nach zu viele sinnlose Worte aussprach. Im selben Atemzug lachte sie wieder und alles war vergessen. Sie war gratlinig und sprach aus, was sie dachte. In unserem gemeinsamen Einsatz für Organspende kam ihr ihre offene und herzliche Art auf Menschen zuzugehen zugute. So führte sie viele, von innerlicher Überzeugung und mit ihrer eigenen Geschichte geprägte Gespräche, die die Gesprächspartner so zu einer Entscheidung bewegten. Das Thema Organspende war ihr besonders wichtig. Sie konnte mit der Transplantatniere fast ein gesundes Leben führen, die gleiche Chance wollte sie mit ihrem Einsatz anderen Mitbetroffenen ermöglichen.

 

Hilfsbereitschaft wurde bei ihr und Helmut immer großgeschrieben. Wenn man sie brauchte, war sie für Familie, Freunde und lange Jahre für die Selbsthilfe immer zur Stelle.

 

Ich werde ihr in vielen schönen sowie intensiven Erinnerungen immer wieder begegnen. Besonders am Morgen zwischen 8:30 Uhr und 9:00 Uhr, wo wir täglich miteinander telefonierten, werde ich an sie denken und sie vermissen. Ihr Humor, ihr Witz und ihr Lachen waren von einer Herzlichkeit geprägt, die ich nie vergessen werde.

 

Mit Worten werde ich sicher nie diesem liebenswerten Menschen gerecht werden. Ich weiß nur am 06.03.2014 hatte meine Freundin, die viele schwere Kämpfe in ihrem Leben gewonnen hat, keine Kraft mehr… So habe nicht nur ich für immer einen ganz besonderen Menschen im Leben verloren.

In unzähligen Erinnerungen wird mich Anneli, die wie eine zweite Mutter für mich war, in meinem Leben weiter begleiten.

 

In Gedanken bin ich in diesen schweren Stunden bei Ihrem Mann Helmut ihren Kindern und ihrer ganzen Familie!

 

Martin G. Müller


Erinnerungen


Das lange Warten auf eine neue Niere

Quelle: Saarbrücker Zeitung, 05.06.2011

 

Püttlingen. Auf den ersten Blick scheint alles ganz normal zu sein. Anneli Maaß, 60 Jahre alt, sieht fit und gesund aus, scherzt, lacht, neckt hin und wieder gerne mal ihren Ehemann Helmut. Die beiden sind ein eingespieltes Team, Anneli kann sich jederzeit auf ihren Partner verlassen

 

Püttlingen. Auf den ersten Blick scheint alles ganz normal zu sein. Anneli Maaß, 60 Jahre alt, sieht fit und gesund aus, scherzt, lacht, neckt hin und wieder gerne mal ihren Ehemann Helmut. Die beiden sind ein eingespieltes Team, Anneli kann sich jederzeit auf ihren Partner verlassen. Aber es ist halt nicht alles ganz normal, ihre harmonische Beziehung wurde auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Die 60-Jährige ist Organempfängerin. Diagnose: Nierenversagen. Sie brauchte eine neue Niere. Für sie und ihre Familie begann ein jahrelanges Warten, Hoffen, Bangen.Nach einer Feier im Frühjahr 1992 ging es Anneli schlecht, ihr war übel. Ihr Hausarzt stellte fest, dass ihre Nierenwerte nicht in Ordnung waren, überwies sie nach Völklingen zu einem Nephrologen. Weitere Untersuchungen folgten, die Nierenschädigung war irreparabel. Ihr Zustand verschlechterte sich zunehmend, die Folge: Dialyse. Das war im August 1998. Da war bereits klar, ohne neue Niere hatte sie keine Chance.

 

Die Püttlingerin kam auf die Transplantationsliste, nachdem alle Untersuchungen abgeschlossen waren. "Man muss schließlich kerngesund sein, um auf die Liste zu kommen", sagt ihr Mann Helmut. Jede noch so kleine Infektion war ein Rückschritt. Sie musste sich strikt an den Ernährungsplan halten, durfte nur sehr wenig trinken. Trank sie zu viel, ging das ans Herz oder es sammelte sich Wasser in der Lunge an, weil der Körper die Flüssigkeit nicht ausscheiden konnte. Im Jahr 2000 wurde ihr das zum Verhängnis: Wasser in der Lunge, ein lebensbedrohlicher Zustand. Sie sollte einen Herzkatheter gesetzt bekommen, die Operation ging schief, die Ärzte verletzten die Aorta. Zwei weitere Notoperationen folgten, Anneli lag insgesamt 90 Tage im Krankenhaus, davon 17 Tage im Koma.

Am 1. Juni 2004 meldete sich die Universitätsklinik Homburg, eine Spenderniere sei eingetroffen.

 

Einen Tag darauf sollte die OP erfolgen. Was Helmut Maaß nach drei Stunden Warten erzählt wurde, schockte ihn: "Es gab keine Operation, weil die Niere voller Blutgerinnsel war und beim Transport nicht richtig gekühlt wurde."

 

Nach zwölf Wochen, es war der 26. September 2004, klingelte erneut das Telefon. Eine Stunde später kam das Ehepaar in Homburg an, am gleichen Tag noch wurde Anneli operiert. "Es hat alles geklappt", erzählt sie. Wird sie heute gefragt, wie es ihr geht, sagt sie: "se lääft", sie läuft. Ohne ihren Mann hätte die Hausfrau und Mutter ihre Krankheit nicht überstanden. Er war Begleiter zu allen Arztterminen, saß während den Krankenhausaufenthalten neben ihr am Bett, kümmerte sich um den Haushalt und das alles neben seinem Beruf. "Mich hat nie jemand gefragt, wie es mir dabei geht", sagt Helmut. Die Krankheit seiner Frau ging auch ihm an die Psyche. Als es Anneli besser ging, kam bei ihm der Zusammenbruch. Er holte sich Rat bei einem Psychologen. "Ich wollte das und dieser Mensch hat mir sehr geholfen", sagt er. Und es gab noch jemanden, der den beiden während Annelis Krankheit Rat und Hilfe gab: Der Verein Niere Saar. Dort ist Helmut Maaß heute Vorsitzender, mit seiner Frau gemeinsam engagiert er sich, will helfen, aufklären, allen voran Menschen überzeugen, Organspender zu werden. hth