Die unsichtbare Verantwortung hinter den Kulissen der Dialyseversorgung


Am 19. November 2024 veranstaltete die Firma DWA, ein führender Hersteller von Wasseraufbereitungsanlagen für die Dialyse, in Ubstadt-Weiher eine besondere Schulung für ihre Belegschaft. Ziel war es, allen Mitarbeitern, auch jenen in Verwaltung und Produktion, die immense Bedeutung ihrer Arbeit bewusst zu machen. Dabei standen insbesondere die Auswirkungen auf den Alltag von Dialysepatienten im Mittelpunkt. Als Gastredner waren Nicole Scherhag, Expertin für die psychosozialen Aspekte chronischer Erkrankungen, und Martin Müller, Langzeit-Dialysepatient sowie Betreiber der Homepage Spektrum Dialyse, eingeladen. 

 

Nicole Scherhag: Die emotionale Dimension der Dialyse 

 

Nicole Scherhag eröffnete die Veranstaltung mit einem bewegenden Vortrag, der die psychosozialen Herausforderungen einer Dialysepflicht aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtete. Sie verdeutlichte eindrucksvoll, wie tiefgreifend eine chronische Nierenerkrankung das Leben der Betroffenen und ihrer Familien prägt. Besonders hob sie hervor, wie Patienten in ihrem Selbstwertgefühl, ihrer Lebensgestaltung und ihren sozialen Beziehungen beeinträchtigt werden. Ein Beispiel verdeutlichte dies besonders eindringlich: Es kann vorkommen, dass z.B. eine ältere Frau, da sie morgens im Seniorenheim Abführmittel erhält, teils weinend aus Scharm, ohne jegliche Intimsphäre, in einem Sechsbettzimmer voller Männer auf eine Pfanne gesetzt wird, weil es aus finanziellen Gründen an einer spanischen Wand fehlt. 

 

„Die Dialyse ist nicht nur eine medizinische Behandlung, sie ist ein Eingriff in das gesamte Leben der Betroffenen“, erklärte Scherhag und zeigte damit auf, dass die Therapie weit über den reinen Klinik wie Praxenalltag hinausgeht. Diese Einsicht legte den Grundstein dafür, den Blick der Zuhörer auf die Menschen zu richten, die hinter den technischen Prozessen stehen. 

 

Martin Müller: Gelebte Realität im Dialog mit Nicole Scherhag

 

Martin Müller nahm die Perspektiven von Nicole Scherhag auf und ergänzte sie mit seinen persönlichen Erfahrungen aus über 45 Jahren Dialyse. Er bestätigte eindrucksvoll viele der von Scherhag geschilderten Belastungen und untermauerte sie mit konkreten Beispielen – sowohl aus der Beobachtung anderer Patienten als auch aus seinem eigenen Alltag. 

 

„Was Frau Scherhag über die psychischen und sozialen Auswirkungen der Dialyse sagte, trifft den Kern“, erklärte Müller. Er verknüpfte die allgemeine Theorie mit ganz persönlichen Herausforderungen, etwa der Pflege des lebensnotwendigen Dialyseshunts oder den täglichen Einschränkungen durch strikte Diätvorgaben. Müller schilderte, wie ständige Überwachung und die Angst vor lebensgefährlichen Komplikationen – wie einem zu hohen Kaliumspiegel – das Leben bestimmen. 

 

Beide Redner betonten, dass diese Ängste oft durch die mangelnde Kenntnis der Krankheit in der Gesellschaft noch verstärkt werden. Während Krebs und Diabetes allgemein bekannt sind und emotionale Resonanz hervorrufen, bleibt Dialyse für viele ein abstraktes Konzept. 

 

Wenn Technik versagt: Ein gemeinsamer Appell

 

Ein zentraler Aspekt, den sowohl Nicole Scherhag als auch Martin Müller hervorhoben, war die Abhängigkeit der Patienten von einer zuverlässigen technischen Versorgung. Scherhag erläuterte, dass ein Ausfall der zentralen Wasseraufbereitung nicht nur die Behandlung selbst unterbricht, sondern eine Kette von Problemen für Patienten, Personal und das soziale Umfeld auslöst. 

 

Müller ergänzte diesen Punkt mit eindrucksvollen Schilderungen aus der Praxis: „Wenn alle Dialysemaschinen plötzlich Alarm schlagen, entsteht ein Gefühl der Panik – sowohl bei den Patienten als auch beim Personal.“ Von einem Moment auf den anderen ist alles anders. Wo man sich eben noch mit Lesen oder Fernsehen von der Therapie abzulenken versuchte, herrschen plötzlich Hektik und Verunsicherung. 

 

Beide Redner betonten, wie wichtig der schnelle und kompetente Einsatz von Technikern ist, um solche Krisensituationen zu bewältigen. Müller verdeutlichte: „Wenn die Mitarbeiter der DWA in solchen Fällen nicht schnell vor Ort sind, kann der gesamte Ablauf in einem Dialysezentrum zusammenbrechen. Ihre Arbeit rettet täglich Leben, auch wenn das nicht immer sichtbar ist.“ Nicole Scherhag stimmte zu und hob hervor, dass solche technischen Leistungen oft unterschätzt werden, obwohl sie die Basis für die medizinische Versorgung darstellen. 

 

Die Kraft des Dialogs 

 

Die Kombination aus theoretischem Fachwissen und gelebter Erfahrung machte die Veranstaltung zu einer besonderen Lernerfahrung für die Mitarbeiter der DWA. In der anschließenden Diskussion zeigte sich, dass viele der Anwesenden durch die Vorträge von Nicole Scherhag und Martin Müller eine neue Wertschätzung für die Bedeutung ihrer Arbeit gewannen. 

 

Herr Kneusels, der die Veranstaltung organisiert hatte, fasste es treffend zusammen: „Sie haben uns die Augen geöffnet. Unsere Mitarbeiter verstehen jetzt besser, warum ihre Arbeit so wichtig ist und welche Verantwortung sie tragen.“ 

 

Fazit: Technik trifft Menschlichkeit

 

Die Veranstaltung bei DWA hat gezeigt, wie wichtig es ist, Brücken zwischen Technik und Menschlichkeit zu bauen. Sowohl Nicole Scherhag als auch Martin Müller haben eindrucksvoll verdeutlicht, dass hinter jeder Funktion einer Wasseraufbereitungsanlage ein Patient steht, dessen Leben davon abhängt. Der Ansatz der DWA, nicht nur auf das „Wie“, sondern auch auf das „Warum“ der eigenen Arbeit zu schauen, setzt Maßstäbe und zeigt, wie sinnvoll es ist, Technik und Menschlichkeit miteinander zu verbinden. 

 

Die Firma DWA ist hier ein leuchtendes Vorbild. Ein besonderer Dank geht an Geschäftsführer Hendrik Kneusels für die Organisation dieser großartigen Veranstaltung und an Nicole Scherhag für die hervorragende gemeinsame Teamleistung. 

 

Martin G. Müller

Spektrum Dialyse