Nachruf Delev Jochum


Hast Du Angst vor dem Tod?“ fragte der kleine Prinz die Rose. Darauf antwortete sie: „Aber nein. Ich habe doch gelebt, ich habe geblüht und meine   Kräfte eingesetzt soviel ich konnte. Und Liebe  tausendfach verschenkt, kehr wieder zurück zu dem, der sie gegeben. So will ich warten auf das neue Leben und ohne Angst und Verzagen verblühen.“

 

Liebe Mitpatienten, die Nachricht, vom plötzlichen Tod unseres Dialysepflegers Detlev Jochum, ist für alle die ihn kannten ein tiefer Schock.

 

Mit Detlev haben wir ein Mitglied unserer Dialysefamilie verloren, der in allen Bereichen eine sehr große Lücke hinterlässt. Er war ein gutherziger, hilfsbereiter und mitfühlender Mensch mit klaren Ansichten sowie exzellentem Wissen in allen Bereichen. Diese    Eigenschaften brachte er nicht nur bei uns Patienten mit voller Hingabe ein. Gespräche verfolgte er behutsam, analysierte schnell und setzte sich rhetorisch gekonnt, bei Ärzten und Kollegen für einen guten Lösungsweg ein. Er besaß so die Einfühlungsgabe, unnötige Aufregungen frühzeitig zu vermeiden.  Die Art machte ihn für uns zu einem medizinischen Ansprechpartner, an den man sich immer mit seinen Problemen   vertrauensvoll wenden konnte. Detlev war so nicht nur Krankenpfleger, sondern auch ein Freund und Kumpel. Unvergessen bleibt sein Humor sowie sein unverkennbares   hämisches Lachen.

 

Seine große Menschlichkeit in allen Bereichen machte ihn bei allen Mitarbeitern über Jahrzehnte zu einem engen sowie hoch geschätzten freundschaftlichen Kollegen. Er    besaß die große Gabe des Führens. Dies tat er ohne sich aufzudrängen. Neue Dinge  erfasste er nicht nur sehr schnell, sondern konnte diese auch an alle so vermitteln, dass man sie problemlos verstehen konnte. Er unterstützte jeden der Probleme hatte, sodass sich keiner als nachgestanden, sondern als gleichwertiger Partner fühlte. Das führte    dazu, dass er mit als erster Ansprechpartner bei Problemen zählte. So hörte man oft auf Station: "Ich wääs es nett froh mol de Detlev", oder "Detlev kannst Du mol kurz komme unn mol no der Nodel beim Patient gucke?" "Detlev wie geht dann das do" Das waren Sätze, die ich immer wieder auf dem Flur aufschnappte. Detlev war so nicht nur ein     Sicherheitsanker sondern auch die gute Seele der Station, wo man jederzeit, auch für Privates, Hilfe fand.

 

Auch mich persönlich unterstützte er bei meiner Selbsthilfearbeit als Berater und mit    Seminarvorträgen bis zuletzt. Hier hat er selbst seine Frau mit eingebunden. Wenn man ihn als Fachmann an seiner Seite hatte, konnte man sich sicher sein, am Ende steht ein hervorragendes Ergebnis. Unvergessen dabei bleiben seine ausführlichen  Diskussionen, die er sehr gerne mit einem führte. Aber auch diese vermittelten ein beispielloses  Fachwissen.

 

Ich selbst blicke auf einen gemeinsamen Weg von über 27 Jahren mit ihm zurück. Viele seiner Kollegen auf 30 Jahre und mehr. Es ist daher verständlich, dass alle, wenn der Betrieb auch wie gewohnt weiterläuft, im Inneren tief geschockt und traurig sind.  Der Verlust dieses wunderbaren Menschen macht es unmöglich komplett zur normalen      Tagesordnung überzugehen. Die Arbeit läuft bei allen professionell weiter, aber liebe  Mitpatienten, zeigen sie Verständnis, wenn unser Personal vorübergehend nicht so     redselig oder lustig ist wie gewohnt. Sie trauern nicht nur um einen Kollegen, sondern um einen Freund mit dem sie 30 Jahre ihres Lebens dienstlich, wie privat verbrachten. Ihnen stehen derzeit ehr die Tränen in den Augen als ein Lachen auf den Lippen. Er fehlt uns allen! Leider werden wir nie wieder sein Lachen hören, nie wieder Geschichten von seinem Hobby des Reisens und ihn auch nie wieder um Rat fragen können. Auch wenn uns dies bewusst ist, haben wir doch das Gefühl, er müsste jeden Augenblick um die Ecke kommen.

 

Eines meiner Letzten Gesprächen mit ihm handelte vom plötzlichen Tod meines   Freundes. Auch er hatte zuvor Freunde sowie Familienangehörige verloren. Seine     Aussage gegenüber mir war: "Je älter wir werden um so mehr Plätze um das Lagerfeuer der Jugend bleiben leer..."

Nun ist auch sein Platz leer. Obwohl ich an seinem Sarg stand, konnte ich nicht  begreifen, dass dies ein Abschied für immer war.

 

Die Familie sowie sein Sohn waren sein Mittelpunkt im Leben, ihnen gilt unsere aufrichtige Anteilnahme. Sie haben ihre Mitte im Leben für immer verloren. Ich wünsche ihr viel Stärke in dieser schweren Zeit.

 

Für alles, was Detlef für uns getan hat, möchte ich ihm im Namen aller Patienten noch einmal ein letztes und herzliches Dankeschön zusenden!

 

Mach es gut Detlev, wir werden Dich als Patient, Kollegen, Freund und Kumpel  vermissen und nie vergessen!

 

Martin G. Müller