Kommentar zum Transplantationsskandal

Liebe Leser,

 

Sie haben sicher in den letzten Wochen den Transplantationsskandal in den Kliniken von Göttingen und Regensburg verfolgt und sich hierzu Ihre Gedanken gemacht. Ich möchte jetzt nicht wie in Medien zurzeit üblich, ein Kommentar mit Schuldzuweisungen und Lösungsansätzen abgeben. Sicher ist, dass es im Transplantationsgesetz und den darin festgeschrieben Abläufen Schwachstellen gibt, die Manipulationen zulassen. Ein großer Fehler in den Medien ist die Bezeichnung Organspendenskandal. Was die Meinung der Menschen verzerrt. Wichtig zu erwähnen ist, beim Ablauf des Organspendenprozesses gab und gibt es bis heute keinen Fall von Unregelmäßigkeiten. Nur bei der Vermittlung der Organe gab es Probleme. Jedoch und das finde ich sehr wichtig zu erwähnen, sind von dem ganzen Skandal nicht die Nieren betroffen. Es gab bei allen Berichten keine Auffälligkeiten im Bereich der Nierentransplantation. Das wird in den Medien ebenfalls nicht richtig dargestellt. Dennoch sind die Nierenpatienten ebenso wie alle anderen Patienten auf der Warteliste, bei diesem Skandal, die einzigen Leidtragenden.

 

Höchstes Ziel muss jetzt sein, dass alle Wortführer schnell handeln, eine Lösung gefunden und umgesetzt wird, die verloren gegangenes Vertrauen, zurückbringt.

 

Vor Kurzem ergab sich zwischen mir und einer Krankenschwester ein Gespräch zum Thema Organspende. Sie erzählte mir dabei: „Ich habe seit Jahren einen Organspendeausweis, den habe ich aber nach bekannt werden dieses Skandals in den Müll geworfen. Ich wollte mit der Spende kranken Menschen helfen und nicht denen, die es sich leisten können.“ Die Meinung ist aktuell leider weitverbreitet unter Laien.

 

Ich selbst betreibe seit mehr als 20 Jahren Aufklärungsarbeit im Bereich Organspende. In den letzten Wochen, fehlte mir jedoch die richtige Überzeugung, auf Leute zuzugehen, die unsicher waren einen Organspendeausweis auszufüllen. Mir fehlte es an sicheren Argumenten, mit denen ich, in dieser Situation, für ein pro Organspende, vertrauen schaffe. Was für mich, bis zu dem Gespräch mit der Krankenschwester, ein großes persönliches Problem war. Doch dann ist mir das wichtigste und beste Argument eingefallen, das auch aktuell voller Überzeugung steckt!

 

Tausende von Menschen stehen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Deren Leben hängt davon ab, dass sich andere Menschen bereit erklären, Organe zu spenden. Die kriminellen Taten einzelner Ärzte in Göttingen und Regensburg haben diesen Menschen leider viel Hoffnung genommen, denn das Vertrauen in und die Bereitschaft zur Organspende ist dadurch geringer geworden." So drückte es, Frank Walter Steinmeier z.B. in einem Interview aus. Ich gebe ihm recht. Viele Patienten und Familien wurden der Hoffnung beraubt. Der Gedanke, „mit Geld“, hätte ich sicher schon ein Organ“, spielt bei dem ein oder anderen, in Auswegsloser Situation, sicher mit eine Rolle!

 

Keiner der nicht selbst auf der Warteliste steht oder stand, kann nachvollziehen, wie es den Menschen und Angehörigen geht, die sehnsüchtig auf den Anruf vom Transplantationszentrum mit der Nachricht warten, „Wir haben ein Organ für Sie!“

 

Als Dialysepatienten sind wir in der glücklichen Lage die Wartezeit auf eine neue Niere mit der Dialyse, wenn keine Komplikationen eintreffen, bis zur Transplantation zu überbrücken. Patienten, die auf Herz, Lunge oder Leber warten, haben diese Möglichkeit der Zeitüberbrückung nicht. Mit jedem Tag, an dem die Leistung des eigenen Organs abnimmt, die Atemnot größer wird, der Herzschlag unregelmäßiger, die Leistungskraft nachlässt, durchleben die Patienten Todesängste sowie ihre Angehörigen Verlustängste! Welche Gefühle und Ängste in den Eltern kranker Kinder vorherrschen, die hilflos wartend neben dem Krankenbett stehen, können wir uns alle samt nicht vorstellen. In dieser schweren Zeit wird ihnen nun durch den Skandal, dessen Ursache eventuell auf der medizinischen Seite liegt, noch zusätzlich durch, zum Teil unsachlichen Medienberichten, die Hoffnung genommen.

 

Aber gerade in diesem Skandal sollten wir diese Menschen, die auf der Schwelle zum Tod stehen, in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Sie sind es, die für den Skandal eventuell mit Ihrem Leben bezahlen müssen. Der eigentlich Skandal, seit Jahren, ist für mich, dass in Deutschland täglich drei Menschen sterben müssen, weil es nicht genügend Spenderorgane gibt. Der Mangel an Spendenorganen ist es, die zu den aktuellen gesetzeswidrigen Verhalten führen. Ich habe große Achtung vor Menschen, die jetzt in die Öffentlichkeit trieten um den Wartenden, mit Ihrer Lebensgeschichte, ein Gesicht zu geben. „Wir brauchen ein Organ, füllt einen Ausweis aus, nur so können wir leben!“ Ist die Botschaft der Betroffenen, die man sieht und derer, die nicht mehr die Möglichkeit haben, in den Medien aufzurütteln.

 

Wenn Sie nun mit Angehörigen, Freunden oder Familie ins Gespräch kommen und ihnen fehlen Argumente, ihnen weiter zur Organspende zu raten, stellen Sie die Menschen in den Vordergrund die dringen auf eine Organspende angewiesen sind. Es gab und gibt kein besseres Argument um für mehr Bereitschaft bei der Bevölkerung zur Organspende zu bitten