Absenkung der Dialysesachkostenpauschale 2013 - Wie stellt sich der Dialysebereich heute dar?

"Während es früher im Rahmen der Dialysebehandlung auch eine seelische Betreuung gegeben hat, erfolgt die Behandlung heute wie am Fließband!" Sagte Monika Centmayer 2013 vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages. Sie hatte im Vorfeld gegen die Absenkung der Dialysesachkostenpauschale zusammen mit Joachim Kaiser (Karlsruhe)  und mir Martin G. Müller (Saarbrücken) bundesweit, 86.059 Unterschriften gegen die vorgesehene Absenkung gesammelt. Alle drei Petitionsführer sind jahrzehntelang, über 40 Jahre, selbst Dialysepatienten. Mit ihrem Protest zeigten sie auf, dass "Dialysepatient zu sein NICHT heißt, sich 3 x die Woche für ca. 4-5 Stunden zu einer gemütlichen Fernsehrunde zu treffen, wie manch Unwissender immer noch meint." Es sollte verdeutlicht werden, dass die Dialysebehandlung ein extrem tiefer Eingriff in das Leben eines Menschen ist. Dazu ein sehr großer Lebenswille erforderlich ist, um die lebenslange Abhängigkeit von einer Maschine mit Betreuung durch Pflegepersonal und Ärzten anzunehmen. Ebenso, dass es Mut kostet, sich drei Mal die Woche einer Behandlung zu unterziehen, die durch die Punktion mit zwei großen Nadeln immer wieder schmerzhaft ist und die Stunden der Behandlung sehr viel Kraft rauben. So fordert die Behandlung allen Patienten eine gewisse Leidensfähigkeit ab. Um eine gute Behandlung zu gewährleisten, sind  beste technische Maschinen und Geräte, hochwertiges Material sowie Materialvielfalt und qualifizierte Pflegekräfte notwendig. Und weil das chronische Nierenversagen eine lebensbedrohliche Erkrankung ist und die Abhängigkeit von einer Maschine viele Patienten schwer zu schaffen macht, brauchen die Patienten neben der medizinischen und guten pflegerischen Versorgung auch, eine freundliche Behandlungsumgebung, eine gute Aufklärung über ihre Krankheit sowie viel Zuspruch, Trost und Gesprächsmöglichkeiten. Eben das ganze Feld der psychosozialen Begleitung. So ist eine gute Dialysequalität nur dann erreicht, wenn dem Patienten auch Lebensqualität bleibt.

 

Mit der 2013 vorgesehenen Kostenabsenkung sahen wir viele Gefahren, die die Behandlungsqualität der Patienten zukünftig gefährdet. Zudem stellten wir fest, dass die Deutschen Patienten durch die Absenkung im Vergleich mit 21 europäischen Ländern, sehr benachteiligt wurden. Mit der neuen Pauschalhöhe von 460 € die Woche zahlte man mit, die niedrigsten Behandlungskosten für die Dialysebehandlung. Wo Deutschland damals noch 520 € (heute 460 €) pro Woche zahlte, zahlten unsere europäischen Nachbarstaaten zwischen 200 € und 350 € pro Dialysebehandlung!

 

Diese Tatsachen veranlassten uns, unzählige Dialoge mit den offiziellen Stellen wie Bundesgesundheitsministerium, kassenärztliche Bundesvereinigung, der Ärztekammer und vielen Politikern zu führen. Auch die Presse berichtete bundesweit über die Probleme der Dialysepatienten.

 

Jedoch sahen weder das Bundesgesundheitsministerium noch andere politische Akteure ein Problem in der Absenkung der Kosten.  So tätigten Sie die Aussage, dass die Einsparungen für eine Verbesserung der medizinischen Qualität und Versorgung in Verantwortung gegenüber den Patienten erfolgt ist. So würde sich zukünftig die Qualität auch dadurch verbessern, dass die gekürzten Mittel gezielter eingesetzt werden.

 

Diese Logik eröffnete sich uns nicht und da man uns politisch keine ernst zu nehmende Aufmerksamkeit schenkte, initiierte Frau Centmayer, die vorgenannte Petition. Da wir in kürzester Zeit von allen Betroffenen (Patienten, Angehörigen, Personal, Ärzte)  50.000 Unterschriften sammelten, gelang uns eine persönliche Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages in Berlin. So konnte Frau Centmayer am 13.05.2013 persönlich die zu erwartenden Probleme für die Patienten darstellen.

 

Dialoge im Petitionsausschuss 2013:

 

Frau Centmayer stellte in ihrer Rede dar, dass "der Mensch als Individuum im Sozialstaat Deutschland kaum noch eine Rolle spielt. ". Sie kritisierte hier auch die Politik in dem sie Bezug auf den Amtseid von Minister nahm. In diesem versprächen sie, ihre Kraft "dem Wohle des deutschen Volkes zu widmen". Die Kürzung der Pauschale sei in keinem Falle "zum Wohle der Patienten", sagte Frau Centmayer. .

 

Durch die Kürzungen sahen sie/wir die Gefahren das sich die folgender Probleme für die Patienten entwickeln:

 

  • Die Streichung von 7-8stündigen Nachtdialysen. Konsequenz: Einschränkungen bei der Berufsausübung Arbeitslosigkeit, Folge Erwerbsminderungsrentner, so vom aktiven Mitglied der Gesellschaft zum Hilfeempfänger, schlechteres Befinden, mehr Medikamente, Verminderung der Überlebenszeit.
  • Streichung von 5-6stündigen LC-Abendschichten.
  •  Kürzung von über 5 Stunden auf 4 Stunden Dialyse    zeit. Konsequenz: schlechteres Befinden, mehr Medikamente, Verminderung der Überlebenszeit.
  • Streichung besonders hochwertiger, aber teueren Dialyseverfahren. Konsequenz: Mehr Medikamente, schlechteres Befinden.
  • Wechsel auf billiges Dialyseverbrauchsmaterial hin zu Produkten aus Fernost.
  • Kürzungen beim Pflegepersonal. Konsequenz: Höre Patientenschlüssel bei multimorbiden und kreislaufinstabilen Patienten, höre Fehlerquote, vermehrte Krankmeldungen des Personals wegen Überforderung.

"Verschlechterung nicht zu erwarten"      

 

Der damalige Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium Thomas Ilka sagte: "Eine solche Verschlechterung der Versorgung als Folge der Kürzung, sei nicht zu erwarten." Dabei machte er darauf aufmerksam, dass alle dialysierenden Praxen in Deutschland in ein umfassendes Qualitätssicherungssystem eingebunden seien. In diesem werde die Behandlungsqualität erfasst. "Es würde so erkannt, wenn sich die Qualität verschlechtert." Er sah sogar für die Zukunft einen "Zugewinn an Qualität"!

 

"120.000 € jährlicher Verlust"

 

Man errechnete,  dass die Absenkung, zu Einnahmeausfällen von ca. 120.000 € in einer Dialysepraxis jährlich führen würde. Dazu  kündigte der Ärzteverband an, dass man diese Verluste auf Personalseite ausgleichen werde.

 

Ein weiterer Punkt, den wir damals in dem Rahmen aufzeigten, war, dass die Reduzierung der Dialysesachkosten auch zum Verlust von Privatpraxen führen werde. Die Folge sei, dass es zu immer mehr Industrieanbieter kommen werde. Die Patienten würden dabei wie auch das Personal, als Individuum in einem Kapital orientierten Pauschalsystem verloren gehen. 

 

Situation 2018

 

Wie stellt sich die Situation heute 2018 dar? Kam es zu einer Verschlechterung der Versorgung als Folge der Kürzung, wie von uns erwartet?! Ziehen wir hierzu die vorgenannten Punkte 1. bis 6. heran.

 

Nachtdialysen.

 

Die Zahl der Anbieter von Nachtdialysen hat sich in den zurückliegenden Jahren reduziert. So gingen wichtige Angebote für berufstätige Patienten mit Familien verloren. Liegt der Verlust dieser Angebote in der Reduzierung der Dialysesachkosten? Fakt ist, für die Nachtdialyse (7 - 8 Stunden) erhält der Dialyseanbieter, bei erheblich mehr Kosten (Wasser, Strom, Personal mit Nachtzuschlag), die gleiche Pauschale, wie für eine Tagesbehandlung (4 Stunden). So ist dieses, Behandlungsangebot unrentabel.

 

LC - Abendschichten.

 

Heute Enden viele Öffnungszeiten der Dialysen gegen 20:00 Uhr.  Die LC-Schichten (zentralisierte Heimdialyse für stabile Patienten)  bis 22:00 Uhr und 0:00 Uhr die für berufstätige wichtig sind,  wurden auch vieler Orts eingestellt. Bei Büroschluss 16:00 Uhr ist es so sehr schwer, Beruf und Krankheit zu koordinieren. Da auch vieler Orts Dialysepraxen am Dienstag, Donnerstag sowie Samstag Mittag geschlossen bleiben, wurden die Patienten auch hier in der Flexibilität weiter beschnitten. Als Patient seine Familie sicher und gut zu versorgen, gestaltet sich so immer schwieriger.  Eine außerordentliche gesellschaftliche Benachteiligung! So erhalten Patienten, obwohl offiziell nicht nötig,  um dialysieren zu können, Teilkrankengeld oder Teilrente. Dies ist eine Kostenverschiebung im  Gesundheitssystem.

 

Dialyseverbrauchsmaterial

 

Da sich private Dialyseanbieter, die nicht wie Industrieanbieter selbst produzieren, seit 2013 finanziell am Limit befinden, muss im Einkauf streng kalkuliert werden. Hier hat man gemeinsam neue Strukturen geschaffen. So erfolgt der Einkauf und die Medikamentenversorgung, im Zentraleinkauf. So sind zur Belieferung Firmen entstanden, die Dialysematerial aus Fernost usw.  beziehen,  es in Deutschland umetikettieren und verkaufen. Daneben steigt die Zahl der Zentren, die Dialysefilter mehrfach verwenden. Die Abläufe sind nicht ungesetzlich!  Jedoch gibt es im Vergleich zum deutschen Material, Qualitätsunterschiede.  Ebenso können durch unterschiedliche Weichmacher in den Produkten, allergische Reaktionen, wie Juckreiz usw. entstehen.  Um solche Nebenwirkungen zu beherrschen, benötigt man mehr Medikamente und es kann zu häufigen Krankenhausaufenthalten kommen. Dies ist auch eine Kostenverschiebung im  Gesundheitssystem zulasten der Patienten. Zu erwähnen ist auch, dass es in Amerika und Russland z.B., wo Dialysefilter mehrfach verwendet werden, Dialysepatienten ein deutlich höheres vaskuläres wie kardiovaskuläres Risiko aufweisen!

 

Pflegepersonal.

 

Die Situation aufseiten des Pflegepersonals hat sich, wie erwartet sehr verschlechtert. Das geht vor allem zulasten der Patienten. Die Patientenschlüssel sind seit 2013 gestiegen. Von durchschnittlich 1 zu 6 im Jahre 2012 zu teilweise 1 zu 10 nach oben offen in 2018. Die gestiegenen Anforderungen führen zu schlechter Stimmung unter Kollegen und in der Folge am Patientenbett. Es ist einleuchtend, dass die psychosoziale Begleitung in der Folge verloren ging.

 

Betreuungssituation

 

Die Anzahl der medizinischen Fachangestellten sowie von Zentrumshilfen ist seit 2013 rapid angestiegen.  Dabei sollte man wissen, dass die Medizinischen Fachangestellten, keine Pflegeleistungen am Patient vornehmen dürfen. Laut Stellenbeschreibungen dürfen sie nur, "bei Untersuchungen, Behandlungen, Betreuung und Beratung der Patienten assistieren." Neben den medizinischen Fachangestellten kommen auch Zentrumshilfen zum Einsatz. Deren Tätigkeiten werden in Stellenbeschreibungen so beschrieben: "Sie unterstützen das Dialyse-Fachpersonal und begleiten die Patienten mit menschlichen Komponenten in dem alltäglichen Ablauf einer routinierten, gesundheitlichen Versorgung.  Sie übernehmen die Reinigung des Behandlungsumfelds sowie diverse Lager- und Versorgungstätigkeiten." Dies sind Tätigkeiten, die früher von Fachpersonal ausgeführt wurde. Dies auch zu Recht! Denn Patientenbehandlung beinhaltet in allen Bereichen (Materialvorrichtung, Maschinenaufbau, Verpflegung)  den Patienten mit Fachkenntnis im Blick zu haben. Patientenbetreuung von teils multimorbiden Menschen sollte nicht in Händen von Menschen mit Gastronomie sowie Hotellerie Kenntnissen gelegt werden.  Es geht hier um kranke Menschen und nicht um Besucher eines Wirtshauses zur Vergnüglichkeit!

 

Arbeitssituation des Personals

 

Die Arbeit des Personals besteht lange nicht mehr in dem was sie einst gelernt haben. Sie müssen heute teils nach fest strukturierten Abläufen, die von Büro-/und Rechtsabteilungen vorgegeben werden, arbeiten. Für Pflegekräfte, die noch das mitdenkende Arbeiten, im Sinne des Patienten und den Einrichtungen erlernten,  gestaltet sich die Umstellung auf diese Arbeitsstrukturen kräftezehrend. Auch die Wertschätzung für die Arbeitsleistung des Personals, von Vorgesetzten wie den Patienten ist zahlreich verloren gegangen. Die Richtlinien der Betreiber sind zwar vollkommen korrekt, jedoch menschlich teils sehr bedenklich.

 

Es ist verständlich, dass solange man als Hilfsarbeiter am Fließband der Industrie, bei geregelten Arbeitszeiten, mehr als Pflegekräfte verdient, sich der Pflegenotstand nicht verbessert. So ist es kein Wunder, dass der Krankenstand beim Personal, besonders mit Born Out, rasant ansteigend ist. Statt aus dieser Entwicklung lehren zu ziehen, veranlasst man, dass Pflegekräfte allerorts Doppelschichten ( 16 Stunden) leisten! 

 

Dies beobachtete ich in diesem Jahr, erstmalig leider in der Zeit der Hitzewelle selbst! Hier leistete Personal bei teils 34 C° bis 36 C° Raumtemperatur Doppelschichten! Diese Arbeitsbedingungen sind mehr als erschöpfend. Dass hier die Gefahr unvermeidbare Fehler in kauf genommen wird, ist selbstredend. Den Patienten, die teilweise Krankheitsbilder aufweisen, die man früher in niedergelassen Dialyseeinrichtungen nicht kannte, würde hier auch kein installiertes Fehlermanagement helfen.  An der Stelle handeln Arbeitgeber laut Auskunft der Arbeitskammer des Saarlandes ungesetzlich. Denn nach Angaben der Arbeitskammer sowie Verdi greift hier die Arbeitsschutzverordnung wie die Arbeitsstättenverordnung. Die besagt, dass ab 35 C° Raumtemperatur nicht mehr gearbeitet werden darf. "Während der Arbeitszeit muss die Arbeitsstätte, ein gesundheitlich zuträgliches Klima aufweisen." "Ein Verstoß kann laut Arbeitskammer dem Gewerbeaufsichtsamt, dem Gesundheitsamt, dem Ministerium für Gesundheit sowie Arbeit gemeldet werden. Auch ein Dialysebetreiber muss im Sinne für Personal wie Patienten ein erträgliches Raumklima schaffen! Die Ärztezeitung schreibt hierzu am 27.07.2018. Zitat: "Was tun, wenn die Lufttemperatur im Raum +30 °C überschreitet? Antwort: Dann müssen wirksame Maßnahmen gemäß Gefährdungsbeurteilung ergriffen werden! Weiter schreibt das Arbeitszeitgesetz - § 3 Arbeitszeit der Arbeitnehmer vor: " Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden." Warum hier allen Orts, wohl gegen geltendes Gesetz verstoßen wird und Patienten gefährdet werden, kann ich nicht beurteilen. Mit einer Fürsorgepflicht dürfen  Doppelschichten  an und für sich nicht begründet werden. All diese Abläufe erkennen und verstehen 95 % der Dialysepatienten nicht. Daher wird von Patientenseite diesen Entwicklungen kein Einhalt geboten. Die Patientenverbände haben diese Entwicklung, die sich seit der Kostenabsenkung vieler Orts darstellt, nicht in der Beobachtung ihrer Tätigkeit.

 

Fazit:

 

Mit Absenkung der Dialysesachkosten 2013 hat sich das Umfeld, die psychosoziale Begleitung, die Qualität des Personals, wie geschildert verschlechtert. Dinge die einem großen Einfluss auf die Behandlungsqualität und Lebensqualität  der Patienten haben. Darüber hinaus werden Bereiche der Patientenversorgung in Hände verrückt, die dafür nicht prädestiniert sind. In mancher Hinsicht wird Personal menschlich so begegnet, dass es zu hohen Krankenständen sowie Abgängen kommt. So entstehen in der Versorgung Lücken, die nicht mehr zu schließen sind. Hier ist der Bogen mittlerweile weit überspannt!

 

Die Patienten besitzen kaum eine Möglichkeit, die Entwicklungen aufzuhalten. Ihr Krankheitsbild benötigt die Dialysebehandlung. Sobald der Patient an die Dialyse angeschlossen ist, wird der Behandlungsauftrag erfüllt. Die Abläufe im Umfeld sind für den Patienten nicht relevant. Da zudem der größte Teil der Patienten die Abläufe nicht begreift,  erfasst nur ein geringer Teil die Fehlentwicklungen. Hier müssten im Grunde Patienten-/und Schwesternverbände, die Abläufe begleiten und den Fehlentwicklungen entgegentreten. Jedoch herrscht von deren Seite nur ohrenbetäubende Stille.

 

Das damals im Petitionsausschuss hochgelobte "Qualitätssicherungssystem Dialyse" zeigt diese Veränderung nicht an. Es werden nur standardisierte Stammdaten erhoben, die sich nur auf die Qualität der Behandlung, zwischen Maschine und Patient beschränken.

 

Wer nicht lichtscheu ist, sieht am Horizont, schon die Nächste Kostenabsenkung aufziehen. Hierzu tauchen schon Anzeichen in der Presse auf. So sagt der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland Pfalz, Peter Heinz am 06.09.2018 in der Wormser Zeitung: "Auch Dialysepatienten sollten für Ihre Behandlung bezahlen. Die Beteiligung sollte prozentual sein. Selbst ein mitteloser Dialyse-Patient solle zahlen - selbst wenn es nur 2 € wären." Die Geschmacklosigkeit dieser Aussage werde ich nicht kommentieren. Nichtsdestoweniger wären Verbände aufgefordert gegen solche Aussagen, scharf zu protestieren, um Patienten und deren unabwendbares Schicksal zu vertreten.

 

Da die Betiebs-und/Nebenkosten fortwährend gestiegen sind, sollten die Dialyseanbieter und Verbände eine Pauschalanpassung fordern. Die Möglichkeit einer jährlichen Überprüfung der Kostendeckung ab dem Jahr 2016, hatte die KBV und der GKV-Spitzenverband im April 2013 angekündigt  und der Deutsche Bundestag am 11.06.2015 in seiner abschließenden Beschlusses zur Petition bestätigt. Um ggf. entstehende Risiken für die Versorgung der Patienten zu vermeiden, wurde die vorgesehene zweite Stufe der Anpassung der Dialysesachkosten nicht umgesetzt. Wird keine Anpassung an die Preissteigerung gefordert, bedeutet dies im Umkehrschluss, eine fortlaufende Kostenreduzierung, die weiter zulasten von Personal wie Patienten geht. Auch hier sind Dialyseanbieter und Verbände in der Pflicht für die Ihnen anvertrauten Menschen, beste Bedingungen zu ermöglichen.

 

Viele Leistungen, die vor 2013 noch in Dialysepraxen angeboten wurden, sind zum Leidwesen vieler Patienten,

 

vor allem den jungen und berufstätigen, verloren gegangen. Die damaligen Bedenken der Petitionsführer haben sich aus heutiger Sicht bestätigt. Mit der 2013 eingereichten Petition und 86.059 Unterstützer konnte die zweite Absenkungsstufe verhindert werden.

 

Zu einer erneuten Kostenabsenkung der Dialysesachkosten darf es im Sinne und des Wohlergehens tausender Patienten, die nur dank maschineller Therapie lebensfähig sind, nicht mehr kommen. Darüber hinaus sollte man auch den Dialysesektor (niedergelassen wie klinisch), bei der Schaffung der Personaluntergrenze, mit einbeziehen.

 

Am Ende bleibt festzustellen, dass die Dialysebehandlung, so wie es Frau Centmayer 2013 darstellte, heute mehr als damals, wie am Fließband abläuft.

 

Hinsichtlich, dass die Nachkriegsgeneration der Baby-Boomer, bald Massiv im Gesundheitssystem auftauchen werden, ist es verständlich, dass man frühzeitig nach Einsparungen sucht.  Beim Bundesgesundheitsministerium hat daher auch schon eine  neue Honorarkommission die Arbeit aufgenommen. Auch hier sollten die Interessenverbände von Anfang an, versuchen die Abläufe im Interesse der Patienten, zu begleiten, um am Ende keine Überraschungen zu erleben.