Lymphdrainage am Shuntarm eines Dialyse- oder nierentransplantierten Patienten – Was ist zu beachten?

Die Behandlung eines Shuntarms mit Lymphdrainage erfordert besonderes Feingefühl, da die Shuntfunktion für Dialysepatienten die Nabelschnur des Lebens darstellt. Der Shunt stellt die Verbindung zur Dialysemaschine sicher, die die Nierenersatztherapie (Dialyse) ermöglicht. Ist eine Lymphdrainage am Shuntarm explizit verordnet, sind spezifische Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, um Risiken zu minimieren. Obwohl standardisierte Leitlinien selten sind, können allgemeine Empfehlungen zur Shuntpflege und Lymphdrainage herangezogen werden.

 

Wichtige Grundregeln bei der Lymphdrainage am Shuntarm

 

  1. Keine direkte Manipulation des Shunts
    • Der Shuntbereich (z. B. Anastomosenstellen oder Punktionsstellen, erkennbar an OP-Narben/Einstichstellen) darf nicht direkt behandelt werden, um Komplikationen wie Stenosen, Thrombosen oder Infektionen zu vermeiden.
  2. Sanfte und indirekte Techniken
    • Die Lymphdrainage sollte mit minimalem Druck und sanften Bewegungen erfolgen. Behandeln Sie vorrangig die proximalen Lymphabflusswege (z. B. Schulter, Brust oder Hals), um den Abfluss in Richtung größerer Lymphknoten zu fördern.
  3. Vorsicht bei Behandlungen am Shuntarm
    • Der Bereich distal des Shunts kann mit vorsichtigen, pumpenden Bewegungen behandelt werden. Oberhalb des Shunts (proximale Region) sind nur indirekte Techniken anzuwenden, ohne den Shunt selbst zu belasten. Immer auf der Gegenüberliegenden Shuntseite behandeln. Es gibt Unterarmshunts wie Oberarmshunts.
  4. Hygiene und Infektionsprävention
    • Strenge Hygienemaßnahmen sind essenziell, um Infektionen zu verhindern. Jede Auffälligkeit wie Rötung, Schwellung oder Überwärmung im Shuntbereich sollte dokumentiert und dem behandelnden Arzt gemeldet werden. Geben Sie dem Patienten eine Kurze Beschreibung für den Arzt mit und fordern Sie ihn auf, den Arzt von zu Hause zu kontaktieren. Eine Behandlung bei solchen Auffälligkeiten ist kontraindiziert.
  5. Zusammenarbeit mit dem Arzt
    • Klären Sie vor Beginn der Therapie Details mit dem verordnenden Arzt, etwa die anatomischen Besonderheiten des Shunts (Cimino (Verbindung einer körpereigenen und einer Arterie)- oder Prothesenshunt (Verbindung zwischen Arterie und Vene mithilfe einer Gefäßprothese) und mögliche Risiken. Gut informierte Patienten können ebenfalls wertvolle Hinweise geben.

Orientierungshilfen und Anhaltspunkte

  • Leitlinien: Konkrete Vorgaben zur Lymphdrainage am Shuntarm fehlen, jedoch bieten die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) zur Shuntpflege Orientierung.
  • Fortbildungen: Spezielle Schulungen für Physiotherapeuten zu Lymphdrainage und Dialysepatienten vermitteln praxisnahe Empfehlungen.
  • Fachliche Beratung: Konsultieren Sie bei Unsicherheiten Lymphologen oder Gefäßchirurgen.

Besonderheiten bei der Behandlung

 

  • Flussrichtung beachten: Der venöse Rückfluss durch den Shunt muss erhalten bleiben. Behandlungen sollten den natürlichen Blutfluss (500–3000 ml/min) nicht beeinträchtigen.

Notfallmaßnahme bei offener Punktionsstelle am Dialyseshunt

 

Falls eine Punktionsstelle während der Behandlung aufgeht, ist rasches Handeln unerlässlich:

  1. Ruhe bewahren: Behalten Sie die Kontrolle über die Situation.
  2. Direkter Druck: Verschließen Sie die blutende Stelle mit Daumen oder Zeigefinger. Auch unsterile Finger sind in diesem Fall akzeptabel – Priorität hat das Stoppen der Blutung.
  3. Keine Textilien verwenden: Textilien wie Handtücher sind ungeeignet, da sie nicht effektiv abdichten.
  4. Patient einbeziehen: Viele Dialysepatienten wissen, wie sie solche Situationen selbst managen können. Unterstützen Sie sie, falls nötig.
  5. Einschätzung der Situation: Kann die Blutung gestoppt werden und ist der Patient stabil, ist ein Notarzt nicht zwingend erforderlich. Bei starkem Blutverlust oder Unsicherheit sollte jedoch ärztliche Hilfe hinzugezogen werden.

Fazit

 

Die Lymphdrainage am Shuntarm eines Dialysepatienten erfordert ein vorsichtiges, individuelles Vorgehen. Durch die Kombination aus ärztlicher Rücksprache, spezifischer Fortbildung und bewährten Praktiken kann eine sichere Behandlung gewährleistet werden. Dieser kleine Leitfaden dient als Orientierungshilfe für Physiotherapeuten im Umgang mit dieser anspruchsvollen Patientengruppe.